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Beck & Co. machen weiterhin Druck

Foto: Raimond Spekking | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Berlin (KNA). Aus Sicht der Grünen reiche eine bloße finanzielle Unabhängigkeit von der Türkei nicht aus, um den Islamverband Ditib als Religionsgemeinschaft anzuerkennen. DITIB-Sprecher Zekeriya Altug hatte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ angekündigt, man wolle auf lange Sicht von der Türkei finanziell unabhängig werden, denn es sei unklar, „wie lange die Türkei die Unterstützung der Ditib-Imame noch leisten wird“.
Es sei zwar „gut, dass die DITIB langsam anerkennt, dass ihre Abhängigkeit von Ankara in Deutschland als Problem empfunden wird“, erklärte der religionspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, dazu am Sonntag: „Aber es ist eben nicht das Geld allein. Die DITIB ist ein Türkisch-Sunnitischer Verband. Muslimisch ist ein religiöses Bekenntnis, türkisch-sein dagegen nicht.“
Wollten die muslimischen Organisationen als Religionsgemeinschaften anerkannt werden, müssten sie „politische oder nationale Merkmale ablegen und sich neu aufstellen“, forderte Beck. Das verlange das deutsche Religionsverfassungsrecht: „Eine bekenntnisförmige Neuorganisation der Muslime würde aus ihren Organisationen keine Kirchen, aber islamische Glaubensgemeinschaften in Deutschland machen. Damit würde der Islam in Deutschland tatsächlich ankommen.“
Dem Dachverband deutsch-türkischer Moscheegemeinden wird immer wieder vorgeworfen, er lasse sich von der Türkei aus lenken und betreibe politische Agitation für Präsident Erdogan. Die niedersächsische Landesregierung stoppte diese Woche Verhandlungen mit dem Islamverband über einen Staatsvertrag. In Nordrhein-Westfalen meldete Ministerpräsidentin Kraft Zweifel an, ob DITIB als Religionsgemeinschaft eingestuft werden könne. Sie brachte das in Zusammenhang mit „Ereignissen“ nach dem Putschversuch in der Türkei.

Foto: DITIB Pressestelle
Foto: DITIB Pressestelle

DITIB-Sprecher Altug äußerte sich überrascht von der Kritik: Dass der Verband mit der türkischen Religionsbehörde Diyanet kooperiere, sei nicht neu. Die Zusammenarbeit sei wissenschaftlich begutachtet und die Unabhängigkeit der DITIB bestätigt worden. „DITIB ist und bleibt politisch neutral“, erklärte Altug. Nur die Imame, welche die Diyanet bereitstelle, würden auch von dort bezahlt.
Bisher entsende die türkische Religionsbehörde ihre Beamten für bis zu fünf Jahre in deutsche DITIB-Gemeinden. Künftig, so Altug, „sollen und werden“ die Imame in den mehr als 900 Gemeinden beheimatet sein und die deutsche Sprache als Muttersprache beherrschen. Altug geht davon aus, „dass in zehn Jahren mindestens die Hälfte unserer Imame in Deutschland sozialisiert sein wird“.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), fordert die muslimischen Verbände auf, stärker zusammenzuarbeiten, damit tatsächlich die Religion an vorderste Stelle rücke anstelle nationalstaatlicher Interessen. Das Bundesinnenministerium fordert, dass Imame nicht nur aus Deutschland stammen, sondern auch hierzulande ausgebildet werden sollten.