Das Wasser wird knapper

Ausgabe 251

Foto: Isewell | Lizenz: CC BY 1.0

(IPS). Es gibt ein erdölerzeugendes Land in der Golfregion, das aus einer Inselgruppe besteht. Es ist klein – an Oberfläche und Einwohnern. Aber ihm kommt das zweifelhafte Privileg zugute, dass es die Liste der 33 Länder anführt, die 2040 unter Wassermangel leiden werden. Dieses Land ist das „Königreich der beiden Meere“ oder einfach – Bahrain.
Nur 200 Kilometer vom Iran entfernt, ist Bahrains größte Insel mit Saudi-Arabien durch die 25 Kilometer lange König-Fahd-Brücke verbunden. Das Königreich erstreckt sich über 765 Quadratkilometer und ist die Heimat von 1,4 Millionen Menschen.
Als das „weiße Gold“ bezeichnet – im Gegensatz zum „schwarzen“, dem Erdöl – wurde der Mangel an Wasser zu einer großen Sorge von Bahrain. Und das, obwohl es einen Entwicklungsindex hat und von der Weltbank als Land mit einem hohen Einkommen bezeichnet wird. Sein Bruttosozialprodukt beträgt pro Kopf 29.140 US-Dollar. Uns es ist die Heimat der fünften US-Flotte.
All das reicht nicht aus, um die Menschen zufrieden zu machen. Es gehört zu den 14 nahöstlichen und nordafrikanischen Ländern, die laut dem World Ressource Institute (WRI) unter Wasserproblemen leiden. Danach kommen Kuwait, Libanon, Palästina, Oman, Katar, Saudi-Arabien und die Vereinten Arabischen Emirate. Auch Algerien, Irak, Jordanien, Libyen, Marokko, Syrien, Tunesien und Jemen werden in Schwierigkeiten geraten. Das sind zwei Drittel aller 22 arabischen Länder.
Die gesamte Region gehört wohl zu den unsichersten Gegenden, wenn es um Wasser geht. Derzeit ist sie schwer von Grundwasser und Entsalzung abhängig. In der vorhersehbaren Zukunft steht sie vor erheblichen Herausforderungen, die in Zusammenhang mit der Ressource stehen.
Andrew Maddocks, Robert Samuel Young und Paul Reig, die Autoren des Berichts des WRI-Berichts, gehen davon aus, dass die globale Wassernachfrage, natürlich auch im Nahen Osten, in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich ansteigen werde. „Rasant steigende Bevölkerungszahlen werden den Verbrauch von Menschen, Bauernhöfen und Fabriken erhöhen. Mehr Menschen werden in die Städte ziehen, was die Versorgung noch weiter belasten wird. Eine aufstrebende Mittelklasse wird nach einer wasserintensiveren Lebensmittelproduktion und Stromerzeugung verlangen.“ Aber es sei nicht klar, wo all das Wasser herkommen soll, schrieben die Autoren. „Es wird erwartet, dass Klimawandel einige Gebiete trockener und andere nasser machen wird. Während die Niederschläge in einigen Regionen extremer werden, stehen betroffene Gemeinschaften vor größeren Gefahren durch Dürren und Überflutungen.“
Während eine wechselnde Wasserversorgung und -nachfrage unausweichlich ist, ist die Art und Weise, wie der Wandel in aller Welt aussehen wird, alles andere als gesichert. Die erste Studie dieser Art durch das WRI wirft ein neues Licht auf die Frage. Anhand von Klimamodellen und sozioökonomischen Szenarien stellte das Institut Überlegungen zu zukünftigen Belastungen der Wasserversorgung an. „Wir haben herausgefunden, dass 33 Länder 2040 vor extrem hohen Wasserbelastungen stehen werden. (…) Das bedeutet, dass Geschäfte, Bauern und Gemeinschaften in diesen Ländern empfindlicher auf Mangel reagieren werden, als sie es heute tun“, sagten die Autoren.
Sonderstudien fanden heraus, dass sich der Wasserverbrauch im Nahen Osten in den letzten 50 Jahren fünf Mal verdoppelt hat. Der geschätzte Jahresverbrauch liegt bei 230 Milliarden Kubikmetern. Davon gingen 43 Milliarden an Trinkwasser und die Industrie. 187 Milliarden wurden in der Landwirtschaft verwendet.
Wasserarmut reflektiert sich in der arabischen Welt in einer unsicheren Versorgung für Mensch und Landwirtschaft. Während der globale Verbrauch derzeit bei 1.000 Kubikmetern pro Kopf liegt, steht der Anteil des durchschnittlichen arabischen Bürgers bei 500. Das setzt die arabischen Länder unterhalb der Grenze für Wasserarmut. Dies kommt zu einer Zeit, in der die arabische Region nur 50 Prozent ihrer Ressourcen von rund 340 Milliarden Kubikmetern nutzt. Der Rest geht verloren oder wird verschwendet.
Soweit es Nordafrika betrifft, gab das ägyptische Ministerium für Umwelt kürzlich zu, dass weite Bereiche der nördlichen Nildeltas, die wichtigste und größte landwirtschaftliche Fläche Ägyptens, durch zwei gefährliche Effekte stark bedroht werden: Versalzung und Überflutung. Das liegt am Anstieg des Meeresspiegels im Mittelmeer und an der Landvertiefung.
Insbesondere ägyptische Behörden sind besorgt angesichts der Auswirkungen der globalen Erwärmung und zunehmender Hitzewellen. Diese könnten nach den letzten Erhebungen den Fluss des Nilwassers um bis zu 80 Prozent verringern. All das führt zu einem Verlust von massiven Investitionssummen zur Förderung des heimischen und ausländischen Tourismus.
Gleichzeitig sind Syrien, Jordanien und Irak zum selben Schicksal verurteilt. In diesen nahöstlichen Ländern wird Wassermangel die Konfliktneigung unter nomadischen Bevölkerungen vergrößern, die von Weideflächen abhängig sind. Der Kairoer Forscher Dr. Moslem Shatout, Professor für Sonnen- und Raumforschung, ist der Ansicht, dass die arabischen und nordafrikanischen Länder zu den vom Klimawandel am meisten betroffenen gehören werden. Satellitenbilder hätten ergeben, dass im Mittelmeer der Meeresspiegel um 8 Millimeter pro Jahr steige. In Marokko haben die Folgen von globaler Erwärmung und Wassermangel bereits jetzt Bauern dazu gezwungen, nur ein Drittel ihres Landes zu bewirtschaften. Eine vergleichbare Situation wurde in Algerien beobachtet, eine noch schlimmere in Mauretanien. In beiden Ländern halbierten sich in den letzten fünf Jahren die Regenfälle auf 200 Millimeter pro Jahr.
Und während Marokko und Algerien hohe Steilküsten haben, die vor Fluten schützen können, sind arabische Länder im Osten des Mittelmeers wie Ägypten, Libanon, Syrien und Palästina dem steigenden Wasserspiegel ausgesetzt.