Interview mit dem MacherInnen des Auktionshauses SelishA

(iz). Wer heute einen Laden eröffnen will, braucht nicht nur eine gute Geschäftsidee, sondern muss auch mit unzähligen Kosten rechnen, von denen die Ladenmiete einen großen Anteil auffrisst. Gleichzeitig hat sich das Internet in den letzten zehn Jahren als wichtiger Marktplatz für alle Menschen entwickelt, die gerne handeln möchten, aber keinen Laden führen wollen oder können. Der Erfolg von Unternehmen wie Ebay spricht für das Modell.

Muslimen ist von Haus aus der Handel nicht unbekannt. Viele der ersten Gemeinde, unter anderem der Prophet Muhammad selbst, waren teil sehr erfolgreiche Händler. Die beiden Institutionen, die der Gesandte Allahs in Medina hinterließ, waren die Moschee und der Markt. Während die Regeln der Moschee auch heute noch lebendig und bekannt sind, hat eine Mehrheit der Muslime vergessen, wie ein islamischer Markt funktioniert.

Seit einiger Zeit besteht das “islamische Auktionshaus” SelishA, auf dessen Webseite Normalbürger und professionelle Händler ihre Waren anbieten können. Die potenziellen Kunden können die Produkte, die zumeist auf die Bedürfnisse von Muslimen ausgerichtet sind, entweder direkt kaufen, oder bei Auktionen zu ersteigern.

Die SelishA-Macher wollen haben vor, international zu expandieren und die Webseite zu einer weltweiten Plattform erweitern. Wir sprachen mit ihren MacherInnen darüber, wie ihr Projekt funktioniert, wie Muslime darauf reagieren und was es mit Auktionen im Islam auf sich hat.

Islamische Zeitung: Wie funktioniert SelishA?

SelishA: Unser Projekt SelishA ist ein islamisches Auktionshaus, das vergleichbar mit Ebay ist. Es handelt sich demnach um eine Auktionsplattform, wo islamische Artikel gewerblich sowie privat verkauft werden können. Diese können ersteigert oder direkt gekauft werden. Bei den islamischen Artikeln handelt es sich hauptsächlich um Konsumgüter für Muslime, wie beispielsweise Kleidung, islamische Bücher, Halal-Lebensmittel, Pflegeprodukte, Kinder- und Babywaren, aber auch neutrale Güter wie beispielsweise elektronische Geräte usw.

Islamische Zeitung: Was waren eure Motive und was ist euer Ziel?

SelishA: Die Idee für SelishA entstand daraus, dass wir merkten, wie rar das Angebot an islamischen Artikeln auf dem deutschen Markt ist. Es gibt wenige online Shops, die oft schwer zu finden sind und meist nur über ein kleines Angebot an islamischen Waren verfügen. Islamische Geschäfte mit Sitz sind meistens nur in Großstädten zu finden, welche wiederum wenige sind und auch nur ein begrenztes Spektrum an Artikeln anbieten. Muslime, die außerhalb von Großstädten leben, haben es oft schwer an islamische Artikel zu kommen.

SelishA hat sich zum Ziel und Streben gemacht, den Muslimen einen leicht zugänglichen Marktplatz bereitzustellen, wo sich die meist kleinen und unbekannten Shops mobilisieren können, um der Ummah ein großes und vielfältiges Angebot an islamischen Artikeln anbieten zu können. Die Shops selbst können so ihren Bekanntheitsgrad steigern und einen größeren Kundenstamm erreichen. Aber nicht nur sie profitieren, sondern auch jeder einzelne Muslim, denn dieser hat nicht nur leichten Zugang zu einem größeren islamischen Angebot mit besserer Markttransparenz, sondern kann auch selber gebrauchte wie auch neue Waren privat verkaufen. In der heutigen Zeit wünschen sich Muslime den Kauf von islamischen Artikeln online abzuwickeln. Wir erhoffen uns also SelishA zum größten islamischen Online-Marktplatz zu entwickeln, dies nicht allein in Deutschland, sondern weltweit inscha'Allah.

Islamische Zeitung: Wie sprechen die Muslime auf euer Angebot an?

SelishA: SelishA ist auf professionellem Fundament gegründet worden und hat aufgrund seiner Nische eine große Lücke im islamischen Handeln gefüllt. Ein islamisches Auktionshaus war unserer Meinung nach dringend von Nöten. Dementsprechend sind die Muslime von dem Projekt sehr begeistert. Wir erhalten des Öfteren Emails von Geschwistern, welche nicht in Deutschland leben, mit der Bitte, SelishA auch in anderen Ländern anzubieten. Die Nachfrage ist demnach sehr hoch. Gewerbliche Verkäufer sehen den Vorteil von SelishA für ihr eigenes Unternehmen. Viele teilen uns mit, dass durch den Launch von SelishA ihr Umsatz sich positiv gesteigert hat.

Witzig ist, dass wir immer wieder Sponsoringanfragen oder Praktikumsbewerbungen erhalten. Viele Muslime sehen uns durch das Auftreten größer als wir sind. SelishA befindet sich, alhamdulillah, durchaus in einem sehr starken Wachstum, dennoch befinden wir uns im Hinblick auf unsere Ziele noch relativ am Anfang.

Islamische Zeitung: Wie sieht die Entwicklung der Webseite aus?

SelishA: Nach dem Start von SelishA sind wir schon früh auf eine sehr große Nachfrage von Muslimen im In- und Ausland gestoßen. So haben wir unser Konzept stetig verbessert und lukrativer gemacht. Wir versuchen den Wünschen unserer Kunden gerecht zu kommen. Um SelishA für Muslime noch attraktiver zu machen, haben wir beispielsweise ein sehr profitables System eingeführt: Gebühren nur bei Verkauf. Das Prinzip ist sehr einfach: Wer Artikel auf SelishA einstellt und gebührenpflichtige Zusatzoptionen wählt, zahlt solange keine Gebühren, bis er seinen angebotenen Artikel auch wirklich verkauft. Sollte der Artikel nicht verkauft werden, erhebt SelishA absolut keine Gebühren. Da SelishA keine Einstellgebühren verlangt, hat der private Nutzer nichts zu verlieren, falls der Artikel nicht verkauft wird. Gewerbliche Verkäufer können bei uns ihren eigenen Shop eröffnen.

Derzeit arbeitet SelishA an einem großen Projekt, nämlich „SelishA-International“. Wie der Name schon sagt, haben wir vor, nicht nur den Muslimen in Deutschland ein leicht zugängliches und großes Angebot an islamischen Artikeln zu bieten, sondern der gesamten Ummah weltweit. Wir erhoffen uns inshallah das Angebot insofern ins Immense zu steigern, als das Muslime in den verschiedenen Ländern durch die Artikelvielfalt voneinander profitieren können. So wird ebenso ein länderübergreifender Zusammenhandel ins Leben gerufen.

Ganz neu stehen den SelishA-Nutzern „SelishA-Kleinanzeigen“ online zur Verfügung. Dabei handelt es sich um kostenlose, muslimische und lokale Kleinanzeigen, bei denen wir den Muslimen anbieten, ihre Artikel lokal zu verkaufen. Es können Anzeigen sowie Gesuche aufgegeben werden.

Unsere Programmierer arbeiten täglich daran die Benutzerfreundlichkeit und Funktionalität von SelishA stets zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Islamische Zeitung: Einige Muslime sehen das Bieten etwas kritisch, Wie steht ihr dazu?

SelishA: Viele Muslime, welche von einem Auktionshaus hören oder reden, denken oft in die falsche Richtung, nämlich, dass das Bieten in einem Auktionshaus islamisch gesehen nicht gestattet ist. Dem ist jedoch nicht so, denn nicht wenige Muslime verkehren dennoch gängig auf den ebaY Plattformen, wogegen tatsächlich nichts einzuwenden ist.

Auktionen sind eine Art des Verkaufs, welche in der islamischen Scharia als erlaubt erklärt sind. Diesbezüglich haben wir eine Fatwa von Sheikh Muhammed Salih Al-Munajjid als Beleg sowie Argumentation auf unserer Plattform zur Verfügung gestellt.

Islamische Zeitung: Es gibt nicht viele muslimische Konzepte in Sachen Ökonomie und Handel? Seht ihr euer Projekt als Beitrag auf diesem Bereich?

SelishA: Wir sehen SelishA als eine große Bereicherung im islamischen Handel für die gesamte Ummah weltweit. Wir sind kein einzelner Shop, sondern eine umfangreiche Auktionsplattform, eine Shoppingmall, die versucht alle islamischen Shops auf der ganzen Welt zu vernetzen, sodass die Muslime eine optimale Markttransparenz, eine Artikelvielfalt und leichten Zugang zu islamischen Artikeln haben.

Wir erhalten oft Fragen von Geschwistern, welche vielversprechende Ideen haben. Ihnen fehlen oft das nötige Know-how und der Mut zur Umsetzung. Durch unseren Schritt erhoffen wir uns inscha'Allah den Geschwistern als ein gutes Beispiel voranzugehen und rufen die Muslime auf, im islamischen Bereich tätig zu werden, da dieser in den westlichen Ländern noch relativ unerforscht und unbesetzt ist.

Islamische Zeitung: Vielen Dank für das Interview.

Link zur Webseite:
Selisha.de