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Das Problem ist nicht der Islam!

Foto: The Eye in Islam

„Eine der ersten tiefergreifenden Lehren, die ich als Muslim von meinem Lehrer mitbekam, war, dass ich Frauen mit Respekt behandeln muss.“
Alle reden über Köln. Über Köln, Migration und Werte. Wir wissen zu diesem Zeitpunkt, dass wir nicht viel über den Vorfall wissen. Mitreden wollen wir aber trotzdem alle.
(iz). Zunächst hieß es Flüchtlinge, hätten Dutzende Frauen begrapscht und bestohlen. Später hieß es, es seien keine Flüchtlinge gewesen, sondern Migranten. Dann wurde es mit „Nordafrikaner“ ein wenig genauer. Na wenigstens irgendetwas Fremdes. Macht man das eigentlich so? Als Behörde oder Medium aufgrund des Aussehens eine mutmaßende geografische Zuordnung in die Debatte zu werfen? Wie dem auch sei.
Auch deutsche Muslime sind leidenschaftlich dabei. Sie sehen sich eher in der Pflicht aufzuklären. Denn die üblichen Verdächtigen nutzen den Vorfall dazu, wie man leider erwarten konnte, gegen Flüchtlinge und Muslime im Allgemeinen zu hetzen. Die Ironie ist natürlich, dass mir beinahe niemand einfällt, welcher jetzt plötzlich zum Frauenrechtler mutiert und „endlich wird darüber gesprochen“ ruft, der zuvor durch Aktionen gegen Sexismus aufgefallen ist. Die nun entbrennende Debatte um die möglichen kulturellen Hintergründe der Täter ist eine Respektlosigkeit gegenüber den Opfern von sexueller Nötigung, die es verdient haben, dass man das Problem im Kern angeht. Wenn Islamhasser, Rassisten und Hooligans in Köln als „Protest“ die Polizei angreifen, dann hat das nichts mit Frauenrechten zu tun.
Das Problem ist hier mit Sicherheit nicht der Islam. Laut der Polizei waren die Tatverdächtigen betrunken und hätten systematisch geraubt. Die zusätzliche sexuelle Belästigung führt zu einem Täterprofil, das anti-islamischer nicht scheinen könnte.
Eine der ersten tiefergreifenden Lehren, die ich als Muslim von meinem Lehrer mitbekam, war, dass ich Frauen mit Respekt behandeln muss. Zum einen dahingehend, dass ich ihre äußere Schönheit nicht meine Triebe derartig reizen lasse, dass ich ihren Geist ausblende und zum anderen, dass ich sie nicht als das ach so böse andere Geschlecht dämonisiere, sondern fähig bin stets gut, freundlich und rücksichtsvoll mit ihnen zu sprechen und zu sein. Für dieses gesunde Verhältnis bedarf es einem natürlichen, selbstbewussten Geisteszustand. Eine der einfachsten Lehren ist zudem, dass Alkohol genau jenes verhindert.
In jeder klassisch-muslimischen Erziehung sind dies Bestandteile. Wer auch immer Frauen nötigt, sei es durch sexuelle Belästigung, Raub, verletzende Worte und Aktionen, beweist seine fehlende muslimische Erziehung, die damit zusammenhängende Selbstkenntnis, Disziplin und die Kenntnis des Schöpfers und der Schöpfung. Diesen Leuten müsste also der Islam gegeben und der Alkohol genommen werden.
Wie bei jedem Ereignis, das Mainstream-Medien und Politiker dialektisch ausschlachten, bildet sich im Internet eine Gegenbewegung. Nach dem Motto „hauptsache Anti-Mainstream“. Leider macht dieser Trend auch nicht bei Muslimen Halt.
Man kann beobachten, wie bei der Diskussion um Belästigung von Frauen die Opfer zu Tätern gemacht werden. Jedwede Schuldzuweisung an die Belästigten, wie etwa, sie hätten den Ort meiden oder sich anders verhalten sollen, ist ein Angriff auf das Recht. In der muslimischen Tradition ist absolut klar definiert, dass immer der Belästigende, im schlimmsten Fall der Missbrauchende, angegangen wird. Die Belästigten haben weder juristisch eine Mitschuld, noch ist es ein von Gottesfurcht zeugender Umgang, wenn man nach einer Belästigung den Belästigten auch noch Vorwürfe macht, selbst wenn diese unter dem Deckmantel des vermeintlichen nachträglichen Ratschlags kommen.
Als Muslime müssen wir aber daran glauben, dass das Recht des Anderen nie gebrochen werden darf. Der Belästigende überschreitet die Grenze. Selbst wenn man als Fallbeispiel eine oft vorgeworfene Situation nimmt, in der man meint, der Belästigende wäre dazu gereizt worden, nach dem Motto „sie verhält sich ja so und so/sie will es doch“, bleibt die muslimische Lehre, dass jeder Mensch für sich korrekt handeln muss, in diesem Fall also wegguckt oder selbst den Ort meidet, wenn er sich ernsthaft derartig gereizt fühlt. Für Muslime gibt es diese Ausrede des Reizes nicht. Jeder Mensch hat das Recht, nicht belästigt zu werden und jeder Mensch hat die Pflicht nicht zu belästigen. Es ist eine Straftat und Täter und Opfer sind offensichtlich.
Die sexuelle Nötigung von Frauen muss diskutiert werden. Auch Muslime müssen sich überlegen, wie sie erfolgreicher gegen Sexualisierung vorgehen können. Sexismus betrifft alle. Es ist eine Alltäglichkeit, in allen Kulturkreisen, Kontinenten und Glaubenszugehörigkeiten, auch unter einigen Muslimen, und wir sollten uns nichts über ein vermeintliches „neues Ausmaß“ vormachen. In der Statistik bleibt dieser durchaus große Vorfall wohl nur ein kleiner prozentualer Anteil. Wenn auch offizielle Zahlen beweisen, dass die Anzahl von sexuellen Übergriffen in Deutschland abnimmt, trotz der Zunahme von Migranten. Die aufbeschworene Wertedebatte ist folglich nichts anderes als eine Ablenkung vom eigentlichen Thema, wo es doch so wichtig ist. Deshalb benötigt und verdient jedes Opfer eine ständige Solidarität der Gesamtgesellschaft. Instrumentalisierung und Populismus, wie etwa die Vermengung mit der „Flüchtlingsdebatte“ oder „Islamdebatte“, sind entlarvend.
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