Seit Langem einmal wieder „ohne Angst“

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Bonn (KNA). Der Waffenstillstand in Syrien lässt auch die Helfer aufatmen. „Wenn es so bleibt, werden wir uns jetzt erstmals seit langer Zeit ohne Angst in der Stadt bewegen und die Menschen versorgen können, zu denen wir bisher noch nicht gelangen konnten“, beschrieb ein Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer am 13. September die Situation in der umkämpften Stadt Aleppo im Norden des Landes. Allerdings glaube niemand, dass der Waffenstillstand lange halte. „Zu viele Interessen stoßen hier aufeinander.“
Der Waffenstillstand wurde von Russland und den USA zunächst für 48 Stunden ausgehandelt und soll im Falle eines Erfolgs verlängert werden. Die Vereinbarung galt schon bei ihrem Inkrafttreten am Montag als brüchig. Der „Islamische Staat“ (IS) sowie die islamistische Jabhat Fateh al-Sham werden weiter bekämpft. Präsident Baschar al-Assad setzt zudem offenbar weiterhin auf eine Rückeroberung der von seinen Gegnern beherrschten Gebiete durch die Regierungstruppen.
Die Hilfsorganisation Care International hofft gleichwohl auf eine längerfristige Waffenruhe in Syrien. Diese sei dringend nötig, um jene Menschen zu erreichen, die seit langem auf Hilfe warteten, sagte Generalsekretär Wolfgang Jamann dem SWR. Im Jahr 2015 hätten lediglich drei Prozent der Menschen in Syrien überhaupt Hilfsgüter erhalten; inzwischen seien über 80.000 Kinder schwer unterernährt.
Caritas International plant, über lokale Partner vor allem die Menschen in Aleppo mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen. Dabei gelte es, vorsichtig zu agieren, sagte Irak- und Syrienreferentin Angela Gärtner dem Kölner domradio. „Das Misstrauen ist extrem groß, wie die weitere Entwicklung aussieht.“ Dass es mit der Feuerpause vermehrt zu Fluchtbewegungen komme, halte sie für unwahrscheinlich. Die Lage sei zu unübersichtlich, als dass die Menschen schnell die umkämpften Gebiete verlassen könnten.