Gesetzestreue ein Grundpfeiler von Muslimen

Berlin (iz). Die kriminellen Vorgänge am Silvesterabend vor dem Kölner Hauptbahnhof – sowie in anderen deutschen Großstädten – haben die Debatte um das Them Flüchtlinge, Zuwanderung und das Frauenbild von muslimischen Männern massivst angeheizt.
Bei den wohl bandenartigen Übergriffen sollen – laut ersten Berichten und Zeugenaussagen – Unbeteiligte, insbesondere Frauen, bestohlen, genötigt und sexuell belästigt worden sein. Die Polizeibehörden sprachen in ersten Verlautbarungen von um die 100 mutmaßlichen jungen Männern, die für die Taten am Silvesterabend verantwortlich gemacht werden. Vielerorten werden sie als „nordafrikanisch aussehend“ beschrieben. Andere meinen, es handelte sich dabei stellenweise auch um syrische Flüchtlinge. Den Schluss legen Berichte der letzten Tage nahe, die sich auf interne Informationen aus den Reihen der Kölner Polizei beziehen.
Schnell nach dem Bekanntwerden der Übergriffe entbrannte in Medien, im Internet und in der Politik eine heftige Debatte über Ursache und Folgen dieser Bandenkriminalität. Islamkritische und konservative PolitikerInnen und Publizistinnen machten, obwohl die Täter betrunken gewesen sein sollen, auch das „Frauenbild im Islam“ und einen sogenannten „muslimischen Ehrbegriff“ dafür verantwortlich.
Wie befürchtet konzentierten sich die Forderungen nicht auf eine konsequente Polizeiarbeit und Strafverfolgung solcher Umtriebe oder auf die nachdenkliche Suche nach gesellschaftlichen Ursachen. Vielmehr wurden muslimische Verbände sowie der Islam insgesamt dafür verantwortlich gemacht. Offenkundig nutzen einige Politiker das Problem, welches der Kriminalität und ihren Protagonisten zugeordnet ist, um sowohl die Debatte um die Flüchtlingsfrage in Deutschland, als auch die öffentliche Diskussion um den Islam zu verschärfen und sich gleichzeitig damit zu profilieren.
Auch für einige Medien waren und sind Köln, Hamburg und Stuttgart ein gefundenes Fressen. Jensens der informationellen Unsicherheit der ersten Tage, wohl auch verursacht durch die Informationspolitik der Kölner und nordrhein-westfälischen Polizeibehörden, wurden die entsprechenden „Keulen“ entstaubt und mit Verve in Richtung Publikum geschwungen.
//1// Screenshot: focus.de
Ein frappierendes Beispiel ist das neue Cover des Focus unter dem Titel „Frauen klagen. Nach den Sex-Attacken von Migranten: Sind wir noch tolerant oder schon blind?“ Unter dem vorgeblichen Versuch, mutmaßlichen migrantischen Sexismus anzuprangern, brachte der Münchner Verlag ein bemerkenswert sexistisches Cover heraus, dass darüber noch mit dem altbekannten Motiv der „Blutschande“ durch fremde Männer spielt.
„Die Zeitschrift gibt vor, sexuelle Gewalt anzuprangern und wirft sich in aufklärerische Pose. Dabei ist sie aufklärerisch, wenn auch unfreiwillig: Der Titel ist das elegante Sinnbild für alles, was in den vergangenen Tagen in der Diskussion um die sexuellen Übergriffe in Köln falsch gelaufen ist. Er attackiert den Sexismus der ‘Anderen’, ist aber selbst sexistisch und erotisiert sexuelle Gewalt“, hieß es dazu in einem klugen Kommentar der Berliner „tageszeitung“. „Ohnehin ist der Focus Teil der deutschen Rape Culture, die Frauen auf ihren Körper reduziert. Auf Magazin-Titelseiten illustrieren nackte Frauen alle möglichen Themen, wie im öffentlichen Raum nackte Frauenkörper alle möglichen Produkte bewerben.“
Für die deutschen Muslime gilt in ihrer überwältigen Mehrheit – und sollte es gelten –, dass ein gesetzestreues Verhalten sowie der Schutz des öffentlichen Raumes zu den Grundpfeilern der muslimischen Existenz gehören. Als solches haben sie allen Anlass, die konsequente Aufklärung und Verfolgung solcher und ähnlicher Taten zu begrüßen.
Gleichzeitig haben sie ein Anrecht darauf, in ebensolcher Deutlichkeit klarzumachen, dass die perfide Verbindung zwischen der islamischen Religion, der weit mehr als einer Milliarde Menschen weltweit und unterschiedlichsten Kulturen angehören, illegitim und nicht zielführend ist. Die betrunken Horden von Köln und anderswo könnten auf keinen Fall als Repräsentanten ihrer Religion und Ethik gelten.
In diesem Sinne sind wir aber auch aufgefordert, für die zivilgesellschaftliche Sicherheit des öffentlichen Raumes zu sorgen, respektvollen Umgang mit Frauen und Schwächeren zu pflegen sowie darauf zu achten, dass ihre Kinder und Jugendlichen nicht in solche Umtriebe abgleiten. Es ist an passenden Stellen berechtigt, wenn Muslime auf den anschwellenden Bockgesang von Muslimfeindlichkeit und Rassismus nach Köln aufmerksam machen.
Wir müssen uns aber gleichermaßen fragen, wieso in einigen deutschen Großstädten insbesondere junge Migranten und Muslime negativ auffallen und als Problem wahrgenommen werden. Es wird Zeit, dass wir selbst uns fragen, wie wir unser Umfeld prägen und ob diese Prägung in ihrer jetzigen Form vielleicht verbesserungswürdig ist.