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Jüdisch-arabische Organisation will Hilfsgüter nach Gaza bringen

standing together hilfsgüter

Hilfe für Zivilisten in Gaza steht auf der Tagesordnung in Israels Öffentlichkeit weit unten. Nicht so bei den jüdischen und arabischen Aktivisten von „Standing together“.

Nir Jitzchak (KNA) Ihre Hilfe wäre ein Tropfen auf dem heißen Stein – und doch ein Symbol in einem polarisierten Konflikt: Am Donnerstag versuchten Freiwillige der arabisch-jüdischen israelischen Organisation „Standing Together“, eine kleine Menge Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen.

Dort leiden nach Angaben von UN und Hilfswerken die Menschen zunehmend unter Hunger und mangelnder humanitärer Hilfe. Am südisraelischen Kibbuz Nir Jitzchak, zwölf Kilometer vor dem Grenzübergang Kerem Schalom, war jedoch Schluss für den Konvoi. Drei Minuten gab Israels Grenzpolizei der Menge, die Zufahrtsstraße zu räumen.

Foto: Standing Together, X

Hilfsgüter – Probleme mit Rechtsextremen

Zucker, Mehl, ein paar Konserven und Reis, Spenden aus Tel Aviv, Haifa, Jerusalem und Beerscheba: Die für Gaza bestimmten Hilfsgüter bedecken gerade den Boden des kleinen LKW, dahinter knapp 20 Autos mit den lilafarbenen Fahnen von „Standing together“ und den gelben Bändern, die für die israelischen Geiseln im Gazastreifen stehen. Rula Daoud, Ko-Leiterin der Organisation, ist zufrieden mit dem Zuspruch. 

„Wir haben den Hilfsaufruf erst vor 20 Stunden veröffentlicht, um zu verhindern, dass uns die radikale Rechte Probleme macht“, so Daoud. Drohanrufe und -nachrichten gehören für die linken Aktivisten zur Tagesordnung, sagt sie, und dass es sehr wahrscheinlich sei, dass rechte Siedler den Konvoi zu behindern versuchen.

Nicht provozieren, sich nicht provozieren lassen, und unter keinen Umständen Gewalt, lauten entsprechend eindringlich die Anweisungen für die Anwesenden. „Unsere Botschaft ist positiv“, sagt Aktivist Suf Patischi. „Es ist im Interesse aller, die hier leben, in Frieden zu leben zu können – und ganz sicher nicht, dass Menschen in Gaza vor Hunger sterben. Unser Ziel ist, dass unser LKW ankommt.“

Foto: Standing Together, X

„Viel Hass auf beiden Seiten“

Sie sei hier, um den Menschen in Gaza zu zeigen, dass „es Menschen gibt, denen sie nicht egal sind“, sagt Einat aus dem Süden Israels. Die Situation mit „viel Hass auf beiden Seiten“ mache sie traurig. „Ich hoffe sehr, dass aus dieser ganzen Dunkelheit etwas Neues entstehen kann – und wir eines Tages die Mauern und Zäune einreißen können“, sagt sie.

Dann werde man hoffentlich auch „Frieden mit der Erde“ schließen können und genug Bäume und Gemüse pflanzen, damit die Palästinenser nicht mehr von Hilfe von außen abhängig sein werden. „Es ist ein Volk, das über Generationen in und mit dem Land gelebt hat, und das viel besser als unsere Kibbuzim.“

Dass das Erreichen von Kerem Schalom ein unrealistisches Ziel für diesen Tag ist, wissen die Organisatoren, wissen die Teilnehmer. Die schleppende humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen ist ein Dauerthema auf der Agenda.

Foto: IKRK, X

Hilfsorganisationen beklagen Behinderungen

Hilfsorganisationen werfen Israel Behinderung der Hilfslieferungen und gezieltes Aushungern der Bevölkerung als Kriegstaktik vor. Israel wiederum macht die Vereinten Nationen für Lieferschwierigkeiten verantwortlich.

Auch Konvois, die es bis Gaza schaffen, kommen nicht immer beim Empfänger an. Erst am Dienstag waren ein für die Menschen im Norden Gazas bestimmter Lebensmittelkonvoi des UN-Welternährungsprogramms (WFP) überfallen und seine 200 Tonnen Ladung geplündert worden, nachdem Israels Armee die Lastwagen über Stunden an einem Kontrollpunkt festgehalten hatte.

Wenige Tage davor war es um einen Hilfskonvoi für den Norden Gazas zu einer Katastrophe gekommen, als unter anderem durch israelische Schüsse Dutzende Palästinenser starben. Während Palästinenser und auch Jerusalemer Kirchenführer von mutwilliger Tötung sprachen, machte die israelische Armee eine Bedrohungslage geltend.

krieg zeit Netanjahu

Foto: IDF Spokesperson’s Unit, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Armee blockiert Standing Together

Im Fall des lilabeflaggten Hilfskonvois machte die Armee am Dienstag eine militärische Sperrzone geltend. „Die Polizei lässt uns unsere Hilfe nicht ausliefern, während die anderen reindürfen“, sagt Suf Patischi. Gemeint sind rechte Siedler-Aktivisten, die trotz Betretungsverbots für das Sperrgebiet in den vergangenen Wochen wiederholt Hilfskonvois am Übergang Kerem Schalom blockierten, unter den Augen der Sicherheitskräfte.

„Wir werden nicht schweigen, und wir werden nicht stoppen – bis wir sicherstellen, dass die Menschen in Gaza nicht verhungern“, deklariert Patischi, bevor die Organisatoren zum Rückzug rufen.

Das Kernteam wird vielleicht selben Tags noch am ägyptischen Grenzübergang Nizzana versuchen, ihre Hilfe über Dritte nach Gaza zu bekommen. So oder so sind sie längst im Kontakt mit lokalen und internationalen Hilfsorganisationen wie Unicef und Save the children.

Am Ende, glauben Daoud, Parischi und die anderen, werde es ihnen gelingen, die Nahrung zu den Hungernden zu bringen – und die Botschaft in die Welt: „Es gibt eine andere Stimme in Israel; eine Stimme, die sich dagegen wehrt, dass in Gaza Menschen verhungern und dass Israels Regierung Hilfe verhindert“, so Daoud.

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Antisemitische Taten bei jeder dritten jüdischen Gemeinde

Antisemitisch

Antisemitische Taten: Seit dem 7. Oktober kommen viele JüdInnen nicht zur Ruhe. Eine Umfrage des Zentralrats fällt zwiespältig aus.

Berlin (dpa). Drohungen, Beleidigungen, Schmierereien: Jede dritte jüdische Gemeinde in Deutschland hat einer Umfrage zufolge in den vergangenen Wochen antisemitische Attacken erlebt.

Unisono sei psychischer Druck über Drohanrufe und Drohmails angegeben worden, erklärte der Zentralrat der Juden am 6. Dezember. „Das sind erschütternde Berichte“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Foto: Adobe Stock, Marcus Klepper

Antisemitische Taten: Umfrage nach dem 7. Oktober

Der Zentralrat hatte die jüdischen Gemeinden in Deutschland vom 20. bis 30. November online nach Auswirkungen des Terrorangriffs der Hamas auf Israel und der israelischen Gegenoffensive seit dem 7. Oktober gefragt. Laut Zentralrat beteiligten sich Führungspersonen von 98 der 105 Gemeinden.

Fast 80 Prozent gaben demnach an, es sei seit dem 7. Oktober unsicherer geworden, in Deutschland als Jude zu leben und sich so zu zeigen. Leidtragende seien vor allem jüdische Senioren, Familien mit Kindern und Jugendliche.

Zugleich seien aber 96 Prozent der befragten Gemeinden zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden. „Die Ambivalenz der Ergebnisse ist in dieser Form eine wirkliche Neuigkeit und eine wichtige Erkenntnis“, sagte Schuster.

Foto: Thomas Lohnes | Zentralrat der Juden in Deutschland

Schuster zeigt sich „enttäuscht“

In einem Interview der „Zeit“ äußerte sich der Zentralratspräsident enttäuscht, dass viele in Deutschland gegenüber Antisemitismus gleichgültig seien. „Ungefähr 20 Prozent der deutschen Bevölkerung haben antijüdische Vorurteile“, sagte Schuster. „Das heißt: Die Mehrheit denkt nicht so.“

Aber wenn die Hamas einen Tag des Zorns ausrufe und Eltern Angst hätten, ihre Kinder in jüdische Kindergärten oder zum Sport zu schicken, dann sei das vielen egal. „Sie denken nichts. Sie sagen nichts. Der Hass auf uns berührt sie nicht. Dieses Schweigen ist bitter.“

Seit dem Hamas-Angriff sehe er mit Blick auf Antisemitismus „tatsächlich mehr Probleme in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus der arabischen und aus der türkischen Welt“, sagte Schuster. Zudem erlebe man antisemitische Äußerungen und Aktionen auch verstärkt aus linken und akademischen Kreisen.

„Die Bedrohung aus dem rechtsextremen Lager ist nicht verschwunden“, sagte Schuster. „Nur haben die anderen gerade die lautere Stimme. Das benenne ich, weil es uns tangiert. Wir wollen frei leben in Deutschland, in unserem Land.“

UEM muslimfeindlichkeit

Foto: CLAIM Allianz, Twitter

Auch MuslimInnen berichteten von gestiegenen Übergriffen

Von einer gestiegenen Zahl von Übergriffen, Beleidigungen, Drohungen und Diskriminierungen berichten ihrerseits auch Muslime in Deutschland. 187 Fälle dokumentierte nach eigenen Angaben die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit Claim vom 9. Oktober bis 29. November.

Darunter seien 149 Angriffe gegen Einzelpersonen oder Gruppen wie Familien im öffentlichen Raum. 24 Übergriffe hätten sich gegen religiöse Einrichtungen gerichtet, darunter die Schändung von muslimischen Grabmälern und Angriffe auf Moscheen.

Als Beispiel nannte Claim eine Schülerin in Berlin, die wegen einer Kette mit der Aufschrift „Allah“ von Mitschülerinnen körperlich angegriffen worden sei. Ebenfalls in Berlin sei ein Mann, der als Muslim betrachtet worden sei, beim Verlassen eines Busses als Terrorist beschimpft und auf den Kopf geschlagen worden.

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Das Osmanische Reich und die Juden: neue Heimat für viele

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Das Osmanische Reich als Zuflucht: Insbesondere nach der Vertreibung wurde das Gebiet zu einer neuen Heimat für viele. (iz). Schon seit dem 12. Jhr. war das Osmanische Reich ein wichtiger […]

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Friedensaufruf aus Hannover. Berliner Imame melden sich zu Wort

hannover

Friedensaufrufe aus Hannover & Berlin: Gemeinsame Stimmen schalten sich in die Debatte ein.

Hannover/Berlin (KNA, iz). Die Initiatoren eines jüdisch-palästinensischen Friedensaufrufs vom Montag in Hannover haben ihre Beweggründe dafür erläutert. 

„Ich möchte der jüdischen Öffentlichkeit sagen: Nicht alle Palästinenser sind Terroristen! Es gibt unter ihnen gute und schlechte Menschen, wie unter Juden und Israelis auch“, so der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Hannover, Michael Fürst, in einem Interview der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch).

Foto: Bernd Schwabe in Hannover, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Friedensaufruf zum gemeinsamen Miteinander

Ihr oberstes Ziel derzeit sei, „dass wir in Hannover und Niedersachsen verträglich miteinander auskommen“, so sein palästinensischer Freund Yazid Shammout.

Auf die Frage, warum er an einer Solidaritätskundgebung für Israel nicht teilgenommen habe, nannte Shammout politische Gründe. Für eine „rechtsextremistische Regierung, welche die palästinensische Bevölkerung unterdrückt und die Besatzung aufrechterhält“, könne er „nicht undifferenziert Solidarität bekunden“. Fürst äußerte dafür Verständnis.

Meinungsverschiedenheiten schränken gemeinsamen Einsatz nicht ein.

Zugleich bekräftigten Fürst und Shammout ihre unterschiedlichen Ansichten über Wege hin zu einer möglichen Konfliktlösung zwischen Israel und den Palästinensischen Gebieten. Dennoch schmälerten diese und andere Meinungsverschiedenheiten zum Nahostkonflikt weder ihre Freundschaft noch ihren Einsatz für ein gutes Zusammenleben in Deutschland, betonten beide.

Am Montag hatten die Palästinensische Gemeinde Hannover und der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen in einer gemeinsamen Erklärung „die barbarischen Ereignisse im Nahen Osten“ verurteilt. Hintergrund war der Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am Samstag. Zugleich riefen sie ihre Mitglieder und Sympathisanten dazu auf, trotz aller Differenzen respekt- und friedvoll miteinander umzugehen.

Die Gemeinden sehen die Gefahr, dass sich in Deutschland antisemitische und ausländerfeindliche Klischees verbreiten könnten. Zugleich fordern sie von der deutschen und europäischen Politik, deeskalierend zu handeln „und eine dauerhaft friedliche Lösung durchzusetzen“.

Ramadan Berlin Imame Rat Leitfaden

Foto: Muslimische DiaLogen

Berliner Imame kritisieren Gewaltverherrlichung

Am Mittwoch wandte sich der Rat Berliner Imame mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. Darin wurden die „jüngsten Terrorakte im Nahen Osten“ nicht nur „auf das Schärfste“ verurteilt.

Gezielt kritisierte der Zusammenschluss „Äußerungen und Gesten“ bei Demonstrationen in der Hauptstadt. „Mord, Hass und Gewalt dürfen niemals geduldet oder gar bejubelt werden. Pietätlosigkeit mit Opfern und Angehörigen von Mord, Krieg und Terror steht jeder religiösen Botschaft entgegen und sollte in aller Form geächtet werden.“

Opfer von Terror und Mord verdient immer Mitgefühl. „Die Verhöhnung von Toten, ihren Angehörigen sowie die Verherrlichung von Krieg und Gewalt sind inakzeptabel und religiös nicht begründbar.“

Die Imame seien besorgt um die soziale Kohäsion in der Stadt. Die Zivilgesellschaft der Hauptstadt stünde in der Pflicht, die Austragung schrecklicher internationaler Konflikte in Berlin zu verhindern.

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Insekten im Essen – Juden und Muslime skeptisch bis ablehnend

Insekten Verzehr Religion

Die europäische Erlaubnis, Insekten Lebensmitteln beizumischen, sorgt für Debatten. Auch viele Juden und Muslime haben damit ein Problem: Denn wegen Speisevorschriften kommen Insekten üblicherweise nicht auf den Teller. Von Leticia […]

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Tagung in Mainz: Juden und Muslime auf der Suche nach Identität

(Schura RLP). Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz und der SCHURA Landesverband der Muslime Rheinland-Pfalz stellen sich gemeinsam gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Ihre Kooperation bot eine Plattform für persönliche […]

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Dienstabzeichen: Mit Kreuz, Halbmond und Gesetzestafeln für die Eidgenossenschaft

Neutralität ist Trumpf im Nachbarland Schweiz – wenn auch eine bewaffnete. Nun führt die Schweizer Armee eigene Dienstabzeichen für die Seelsorger religiöser Minderheiten ein. Von Barbara Ludwig und Alexander Brüggemann […]

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„Handle!“: neues Buch zu sozialem Engagement von Juden und Muslimen

Wenn sich Menschen für soziale Zwecke einsetzen, kommt der Impuls mitunter aus der Religion. Wie das aussehen kann, zeigt jetzt ein neues Buch – vor allem anhand eines bestimmten Beispiels. […]

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Wesentliche Erkenntnisse: SVR dokumentiert Vorteile gegen Juden und Muslime

Rassismus

(iz/SVR/KNA). Antimuslimische und antisemitische Einstellungen sind kein Randphänomen, sondern bei Menschen mit und ohne Migrationshintergrund durchaus verbreitet. Dabei manifestieren sich die Ressentiments unterschiedlich. Der wissenschaftliche Stab des Sachverständigenrats für Integration […]

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Muslime während des 2. Weltkriegs: Während der Nazizeit halfen auch Muslime vielen Verfolgten

(IZ/Missing Pages). Vor einiger Zeit äußerte sich der bekannte US-amerikanische Rabbiner Shmuley Boteach gegenüber Al Jazeera über das heutige Missverständnis, wonach Muslime und Juden Gegner seien. „Die jüdische Gemeinschaft steht in der Schuld der muslimischen Gemeinschaft. Als die Juden aus Spanien und aus Portugal vertrieben wurden, waren es die Muslime, die uns aufnahmen. (…) Es gab ­keinen Holocaust in den muslimischen Ländern“, beschrieb Rabbi Boteach eine viel älte­re Tradition als die, die heute im Nahen Osten die Norm zu sein scheint. Autoren wie Gil Andjar, mehrere jüdische Historiker oder Rabbi Shmuley Boteach erinnerten zu Recht an eine historische Wirklichkeit, die heute ver­gessen worden zu sein scheint.

Die Tragödie(n) des 20. Jahrhunderts änderte(n) nichts daran. Mit dem Gründungsakt der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem 1953 wurden Regeln bestimmt, dessen Kriterien Personen, die Verfolgten halfen, ­erfül­len müssen, um als „Gerechte unter den Völkern“ bezeichnet zu werden. Dies beinhaltet, dass sie ihr Leben riskierten, um Betroffene zu schützen. Dazu zählen Muslime aus Alba­nien, Kosovo, Bosnien und ein türkischer Diplomat. Über diese Gruppe heißt es in einem Dokument von Yad Vashem: „Angesichts der Rolle, die der christliche Antisemitismus für die Haltung gegenüber Juden während des Holocausts spielte, könnte eine Untersuchung der Taten der muslimischen Retter (…) eine neue Dimension hinzufügen.“

Gavra Mandil, ein israelischer Fotograf, der 1948 mit seiner Familie aus Jugoslawien einwanderte, schrieb in seinem Antrag an die Ge­denkstätte: „Die Albaner sind einfache Leute, aber sehr freundlich, warmherzig und menschlich. (…) sie messen dem ­menschlichen Leben den höchsten Wert bei (…). In diesen dunklen Tagen, als das jüdische Leben in Europa nichts galt, beschützten Albaner die Juden mit Liebe, Engagement und unter großen Opfern.“

Der US-Autor Rob Satloff veröffentlichte ein Buch über muslimische Reaktionen auf anti-jüdische Diskriminierung in Nordafrika. In „Among the Righteous“ spricht er über die zahlenmäßig minoritäre, aber einflussreiche Gruppe von Arabern in Nordafrika, die jüdi­sche Landsleute rettete. „Bei meinen Recherchen stieß ich auf Berichte über Araber, die Juden in ihren Häusern willkommenhießen, deren Eigentum schützten (…), mit Juden ihre mageren Rationen teilten und Führer der jüdischen Gemeinschaft vor Razzien der SS warnten. Der Sultan von Marokko und der Bey von Tunis gaben ihren jüdischen Untertanen moralische Unterstützung und – zu gewissen Zeiten – praktische Hilfe. (…) Ich fand auch erstaunliche Berichte über Rettungen. Inmitten der Schlacht im Zaghoun-Tal [zwischen dt. und alliierten Truppen, westl. von Tunis] (…) klopften internierte Juden aus einem Arbeitslager der Achsenmächte an die Tür eines Bauern namens Si Ali ­Sakkat. Dieser versteckte sie mutig bis zur Befreiung durch die Alliierten.“

Im Gegensatz zu Nordafrika – nur ein Neben­schauplatz des Weltkriegs – standen westeuropäische Staaten wie Frankreich, die ­während des Krieges ganz oder teilweise besetzt waren, wesentlich stärker im Fokus des Vernichtungswillens der Nazis. In einigen dieser Länder fand Hitler-Deutschland willige Helfer unter den lokalen Eliten. In Frankreich war dies das Vichy-Regime, das die Kontrolle über den südlichen Teil des Landes sowie über Kolonien in Nordafrika oder in der Levante (Syrien und Libanon) beibehielt. Im Gegensatz zu Kollaborateuren wie dem Ex-General Petain war die Große Moschee von Paris, die 1927 zur Erinnerung der muslimischen Soldaten gebaut wurde, die für Frankreich im 1. Weltkrieg kämpften und starben, auch ein Ort der Zuflucht für unterschiedliche Verfolgte. Ihr damaliger Direktor, Si Kaddour Benghabrit, nutzte die Moschee als Versteck, und stattete jede Person mit einer falschen Bescheinigung für eine muslimische Identität aus. Albert Assouline, ein nordafrikanischer Jude, der aus einem deutschen Arbeitslager fliehen konnte, schrieb über seine Erfahrung in der Moschee: „Nicht weniger als 1.732 Resistance-Kämpfer fanden Unterschlupf in ihren unterirdischen Räumlichkeiten. Darunter waren muslimische Flüchtlinge, aber auch Christen und Juden. Die letztere Gruppe war bei weitem die größte.“ Die Berichte unterscheiden sich in der Zahl der Geretteten, und doch bleibt die Moschee ein herausragendes Beispiel der menschlichen Solidarität.

Vergessen werden dürfen auch nicht die republikanischen Nachfolger des osmanischen Kernlandes. Während der Nazizeit fanden nicht nur jüdische Emigranten wie Ernst Reuter, der spätere Regierende Bürgermeister Westberlins, hier Sicherheit. Türkische Konsuln in Griechenland organisierten Boote, um Juden in der Türkei in Sicherheit zu bringen. Grenzwächter erlaubten Flüchtlingen den Grenzübertritt, auch wenn sie keine gültigen Papiere hatte. Namentlich erwähnenswert ist beispielsweise Selahettin Ülkümen (1989 als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet). Der Konsul auf der Insel ­Rhodos intervenierte 1943, nachdem die Wehrmacht dort die Kontrolle übernahm. Gefahr für sich und seine Familie in Kauf nehmend (seine Frau starb später an den Folgen eines Bombenanschlags), hinderte Ülkümen die deutschen Besatzer daran, Juden auf der Insel, die die türkische Staatsbürgerschaft besaßen, zu deportieren. Der Konsul knüpfte an die jahrhundertealte Tradition der Osmanen an, den verfolgten Juden Europas Schutz zu gewähren.