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VIP-Prediger zwischen PR und Monetarisierung

VIP-Prediger

VIP-Prediger: Viele mögen mit Internetpersönlichkeiten vertraut sein, die beim muslimischen Publikum für ein theatralisches Gehabe bekannt sind. (Traversing Tradition). Sie sind häufig dabei zu sehen, wie sie auf anonyme Anekdoten […]

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Reisen: Uns wurde die Erde weit gemacht

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Im Islam nimmt das Reisen einen enorm wichtigen Stellenwert ein. (iz). Über das Reisen sagte der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben: „Reisen ist ein Teil der […]

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Ridschal – die Überlieferer des Wissens

Islam Überlieferer

Einführung in die Überlieferer des Wissens, Imam Malik, Medina und den Umgang mit unseren Kenntnissen. (iz). Es ist nicht nur wichtig, dass wir authentisches Wissen haben und es via echte […]

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„Die Hälfte des Dins ist von Aischa“

Wissen Aischa

Aischa verfügte über ein umfangreiches Wissen: Qur’aninterpretation, Ahadith, Rechtslehre und Dichtung.

(iz). Aischa, möge Allah mit ihr zufrieden sein, war in all ihren Worten und Taten aufrichtig und direkt. Sie war nicht zögerlich, etwas zu kritisieren, das in ihren Augen falsch war. So schrieb sie beispielsweise an den Kalifen Mu’awija, um ihn für die Hinrichtung von Hudschr ibn ‘Adi (einem alidischen Parteigänger) zu rügen, die ihrer Meinung nach zu unüberlegt erfolgt war. Als er zur Hadsch reiste, machte er extra bei ihr Halt, um sich zu erklären.

Trotz des Wohlstands, der den Muslimen zufloss, führte sie weiterhin ein bescheidenes Leben. Einmal erhielt sie Besuch, während sie ein Kleidungsstück flickte, und der Gast fragte sie: „Umm Al-Mu’minun, hat Allah dir nicht genug Reichtum gegeben?“ Sie entgegnete: „Wehe dir! Wer nichts Altes und Geflicktes besitzt, hat nichts Neues.“

Al-Qasim berichtete von ihr, dass sie sich ständig im Zustand des Fastens befand. Einmal erhielt sie währenddessen ein Geldgeschenk in Höhe von Einhunderttausend Dirham. Obwohl sie selbst nichts für das Fastenöffnen besaß, nahm sie nicht den geringsten Teil des Geldes, um etwas für sich zu kaufen. Vielmehr gab sie den gesamten Betrag an die Armen weiter.

Foto: quickshooting, Adobe Stock

Aischa – Lehrerin der frühen Muslime

‘Aischa verfügte auf vielen Gebieten über ein umfangreiches Wissen: Sie war gelehrt in der Qur’aninterpretation (arab. tafsir), in Berichten über den Propheten (arab. hadith), der Rechtslehre (arab. fiqh), Dichtung, Geschichte der Araber sowie deren Abstammung. Letztere Kenntnis galt damals als besonders wichtig. Sie verbrachte ihr gesamtes frühes Leben in der Gegenwart des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie besaß einen forschenden Geist, befragte den Propheten über Dinge im Qur’an und zu seinen Aussagen. Freudig diskutierte sie mit ihm, was ihr eine einzigartige Sicht der Dinge verlieh. Sie handelte als Vermittlerin in Angelegenheiten, die sich die Frauen dem Gesandten Allahs nicht direkt vorzubringen trauten.

‘Urwa berichtete über sie: „Ich habe niemanden mit mehr Wissen vom Qur’an, den Erbanteilen, dem Erlaubten und Verbotenen, von Dichtung, den Begebenheiten der arabischen Geschichte und der Herkunftslehre als ‘Aischa gesehen.“ In einer Version dieser Aussage wird auch Medizin als eines ihrer Wissensgebiete genannt.

Als ‘Urwa sie danach fragte, woher sie denn die umfangreichen Kenntnisse über die Heilkunst hätte, beschrieb sie die Zeit der Delegationen in der letzten Lebensphase des Propheten, als dieser erkrankt war. Die Leute kamen aus aller Herren Länder und schlugen verschiedene Behandlungsmethoden vor, die sie dann anwandte.

‘Aischa war eine wichtige Quelle für rechtliche Urteile. Mahmud ibn Labil berichtete, dass sie unter den Kalifen ‘Umar und ‘Uthman Fatawa (pl. von Fatwa) erließ. Die bedeutsamsten Rechtsgelehrten der Nachfolgergeneration (arab. tabi’in) wandten sich an sie, um Rechtsurteile zu bekommen. Dabei waren deren Fragen oft recht detailliert und bezogen sich nicht nur auf „Frauenangelegenheiten“.

Foto: Pixabay | Lizenz: CC0 Public Domain

Eine wichtige frühe Stimme für die Qur’andeutung

In den Büchern der Qur’andeutung finden sich viele Themen, zu denen sie befragt wurde. Imam Az-Zurqani vertrat die Meinung, dass man sagen könne: „Ein Viertel aller Urteile des Islam stammen von ‘Aischa, Allahs Wohlgefallen sei auf ihr. Seid euch also bewusst darüber, dass ein Viertel eures Dins von ‘Aischa kommt!“

Ibn Kathir vertrat die Ansicht, dass sie sich dadurch hervorhob, dass sie zu vielen Dingen eine Meinung hatte oder eine Position vertrat, die sich bei anderen Prophetengefährten nicht finden lässt. Spätere Imame machten sich zur Aufgabe, ihr Ansichten und Gegenmeinungen zu anderen zu sammeln. Sie verwiesen dabei darauf, dass ‘Aischa jemand war, deren unabhängiges Urteil respektiert und anerkannt wurde.

‘Aischa bint Abu Bakr starb im Alter von 66 Jahren am 17. Ramadan des Jahres 58 nach der Hidschra im Anschluss an das Witr-Gebet. Zu dieser Zeit herrschte Mu’awija als Kalif. Sie wurde in derselben Nacht bestattet. Viele Menschen aus Medina und umliegenden Orten versammelten sich, um an ihrem von Abu Huraira geleiteten Totengebet teilzunehmen.

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Sprache schützen, um Wissen zu bewahren

Sprache

Bedauerlicherweise befindet sich Sprache in diesem Stadium der Geschichte im Niedergang. Das ist keine nostalgische oder sentimentale Aussage. „Und als dein Herr zu den Engeln sagte: ‘Ich bin dabei, auf […]

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Muslimische Köpfe aus Großbritannien: Aisha Bewley

Aisha Bewley

Aisha Abdurrahman Bewley (geb. 1948) ist eine der produktivsten und versiertesten ÜbersetzerInnen klassischer islamischer Werke aus dem Arabischen ins Englische. Seit ihrer Annahme des Islam 1968 verbrachte sie die letzten […]

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Nur mit Spenden finanziert

(iz). 2012 rief man an der Universität Osnabrück den Studiengang „Islamische Theologie“ ins Leben, was zu einer enormen Ballung von jungen, bewussten und engagierten Musliminnen und Muslimen führte. Bislang fehlte ein zentraler Ort, an welchem es Studenten der Theologie und interessierten Muslimen möglich gewesen wäre, außerhalb der Universitätsgebäude ihre Gebete zu verrichten.
Weiterhin mangelte es an einer Räumlichkeit, in der außeruniversitäre Hilfestellungen im Studium, Intensivierung und Bildungsangebote bereitgestellt werden. Doch neben der Wissensaneignung und dem Gebet ist auch die Stärkung der Gemeinschaft der Studierenden substanziell. Mit viel Engagement gelang es schließlich einigen Studierenden das Projekt „LernCafé e.V.“ auf die Beine zu stellen.
Das Lerncafé in Osnabrück ist ein besonderer Ort. Vorsitzender ist der deutsche Muslim Matthias Schmidt. Er studiert Islamische Theologie am Institut für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück. Mit Kommilitonen, die alle einen unterschiedlichen Hintergrund haben – darunter auch Mitglieder muslimischer Religionsgemeinschaften wie IGMG und DITIB, hat er die Studenteninitiative Lerncafe gegründet. Die Räumlichkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Universität, sodass die Studenten dort ihr Gebet verrichten können. Dort finden allerdings auch regelmäßige Vortragsveranstaltungen statt. Dieses Semester hielten etwa Dr. Martin Mahmud Kellner und Dr. Hakki Arslan vom IIT, sowie Schaikh Naeem Abdul Wali aus den USA, ʿAbd al-Hafiz Wentzel und Muhammed F. Bayraktar Vorträge und Seminare.
Neben regelmäßigen Seminaren und Vorträgen fungiert das Lerncafe aber auch als offener Treffpunkt für Jugendliche. Bei Kaffee und Tee gibt es die Möglichkeit für einen offenen Austausch und viele Studenten nutzen die Räumlichkeiten auch für das gemeinsame Lernen. Unterschiedliche Themen werden in regelmäßigen Unterrichtsstunden behandelt, darunter Fiqh al ibadat, Lesezirkel zu klassischer Literatur und wöchentliche Mawlid-Sitzungen. Für die Zukunft ist auch ein Debattierklub sowie eine Mutter-Kind-Gruppe geplant.
Wie so oft bei ähnlichen Projekten, finanziert sich das Lerncafe durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Die Schura und DITIB bieten hier bereits Unterstützung in allen Belangen an.
Die Organisatoren bemühen sich derzeit um Gemeinnützigkeit, damit sie sich langfristig bei Trägern für Projekte bewerben können. Um aber langfristig diese wichtige Arbeit fortführen zu können und die Arbeit noch weiter auszubauen, sind die Macher vom Lerncafe auf Hilfe angewiesen. Die momentanen Räumlichkeiten reichen bei Weitem nicht aus. Um größere mieten zu können und darin auch eine Bibliothek zu schaffen, kann jeder mit einer Fördermitgliedschaft, einem Dauerauftrag oder einer einmaligen Spende die Arbeit unterstützen. Jede Hilfe ist willkommen.
Kontaktdaten: LernCafé e.V., Johannisstraße 74, 49074 Osnabrück, osna.lerncafe@gmail.com
Kontodaten: IBAN: DE26 2665 0105 1551 6189 01, BIC: NOLADE22XXX

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Heute fehlt es uns an einer Suche nach den Wurzeln der Probleme

(iz). Die Krise des Wissens besteht darin, dass wir darin gescheitert sind, unseren Herrn in der Schöpfung zu erkennen. Es gelingt uns nicht, unseren Herrn in dieser unglaublichen Arena der […]

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Mufti Abu Layth: „Das klassische Erbe lebendig halten“

(iz). Was ein muslimischer Gelehrter, insbesondere ein Faqih oder Mufti, zu tun scheint, hat oft mehr mit der Vorstellung vieler Muslime als mit der Wirklichkeit zu tun. Gerade in muslimischen Gemeinschaften, insbesondere denen im Westen, nehmen sie bisher noch nicht ausreichend an wichtigen Debatten teil und werden auch oft genug der politischen Kontrolle unterworfen.

Dabei gäbe es genug The­men, die eine Fusion aus der klassischen Lehrtradition mit einem Verständnis von Zeit und Ort nötig machten.

Dabei gibt es gerade im Westen eine wachsende Zahl von ‘Ulama, die sich um frische Zugänge zur islamischen Tradition und um eine authentische Rückbindung an die frühe Gemeinschaft bemühen, ohne dabei in das Stereotyp zu geraten, das heute damit in Verbindung gebracht wird.

Eines dieser Beispiele ist der junge britische Mufti Abu Layth al-Maliki, der in Birmingham unterrichtet. Seine grundlegenden Studien schloss er in Großbritannien ab, bevor er nach Damaskus ging, wo er die malikitische Rechtsschule annahm und das essenzielle Wissen des Islam studierte. Am Jamia’ah Muhammadiyyah Institut im pakistanischen Islamabad lernte er den Qur’an und dessen Kommentar auswendig. Nach weiteren Studienaufenthalten in Syrien und Pakistan erhielt er unter Mufti Abdullah Shoukat (hanafitisches Recht) und unter Mufti Salim Al-Tunisi (malikitisches Recht) eine Ausbildung, um Fatwas zu geben.

Seit seiner Rückkehr nach Großbritannien machte Mufti Abu Layth einen Abschluss als Schullehrer und schließt gerade ein Studium der Psychologie ab. Derzeit bildet er Schüler im Recht nach Imam Malik aus. Insbesondere sein Unterricht im Internet ist sehr nachgefragt.

Islamische Zeitung: Es gibt, gerade in Westeuropa, recht vielfältige, aber auch komplexe muslimische Gemeinschaften. Sind Sie, lieber Mufti Abu Layth, zufrieden mit der Rolle, die die muslimischen Gelehrten in ihnen spielen?

Mufti Abu Layth: Zufrieden? Nicht in dem Sinne, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben. Um fair zu sein, die Muslime Europas, inklusive ihrer Gelehrten, stehen derzeit vor schwierigen Aufgaben, wenn es um Herausforderungen für die Muslime geht. Ganz abgesehen davon, dass sie die gleichen Probleme wie alle anderen Muslime haben, gibt es einige spezifische europäische Probleme.

Viele unserer ‘Ulama sind keine hier, organisch aufgewachsenen Gelehrte. Üblicherweise kommen sie aus einem anderen Teil der Welt. Weil sie oft nicht aus der gleichen Kultur kommen beziehungsweise in ihr aufgewachsen sind, sind sie sich manchmal unsicher, wie sie reagieren sollen. Sie tun natürlich ihr Bestes und wir bemühen uns, sie zu unterstützen.

Islamische Zeitung: Es lässt sich feststellen, dass es für die europäischen Muslime einige drängende Herausforderungen gibt. Es fällt schwer, mehr als eine Handvoll Leute auszumachen, die diese auf einem hohen Niveau ansprechen können…

Mufti Abu Layth: Mir sind die Verhältnisse in Deutschland nicht so gegenwärtig, obwohl ich kürzlich mehr über die sozialen Netzwerke von positiven Aktivitäten höre. Ich erfahre viele positive Rückmeldungen von deutschen Muslimen. Das zeigt mir, dass es dort ein hohes Maß an Aktivitäten gibt.

Wir haben in Großbritannien viele Madrassen. Sie bringen insgesamt 100 ‘Ulama pro Jahr hervor – vielleicht sogar viele mehr. In Wirklichkeit brauchen wir aber nicht nur Quantität, sondern auch Qualität. Es muss Gelehrte geben, die diese Rolle annehmen, und nicht nur das System von sechs Studienjahren absolvieren. Es ist großartig, dass so viele Menschen die Zeit aufwenden, um den Din zu studieren. Wir brauchen aber Leute, die nach ihrem Abschluss in Kontakt mit der Realität stehen und die Probleme vor Ort verstehen. Wir haben in Großbritannien einen ebenso großen – wenn nicht gar größeren – Mangel wie im Rest Europas.

Ich würde Ihnen zustimmen, da es auch bei uns schwierig sein dürfte, mehr als zehn solcher Gelehrte in Großbritannien zu finden, die zeitgenössische Mitglieder unserer Gesellschaften sind. Ohne eine solche Qualifikation fiele es leicht, zehn zu benennen. Vielleicht könnte man sogar den Namen hunderter ‘Ulama erwähnen. Aber das war ja nicht unser Thema. Wir reden über Leute, die als Einheimische aktiv sind.

So wie bei Ihnen auch, haben wir viele Gelehrte – was nicht deren Fehler ist –, die an eine andere Kultur, an eine andere Gesellschaft gebunden sind. Sollten sie diejenige Kultur fördern, mit der sie mehrheitlich in Kontakt stehen, oder vielmehr die britische beziehungsweise europäische? Manchmal passiert das sogar mit Gelehrten, die hier geboren wurden.

Viele von ihnen bewegen sich ausschließlich in der indopakistanischen Kultur und sind nur in einer Madrassa gewesen, die eine Miniversion von Indien oder Pakistan darstellt. Wenn sie diese Bildungseinrichtungen verlassen, mögen sie ausgestattet sein, um mit Themen aus dem pakistanischen oder indischen Kulturraum fertig zu werden, aber haben mit Themen in Großbritannien oder gar in Europa zu kämpfen. Dafür wurden sie gar nicht ausgebildet.

Islamische Zeitung: Heute haben wir Gelehrte, die bezahlte Angestellte muslimischer Organisationen sind. Glauben Sie, dass es eine Frage der intellektuellen Unabhängigkeit ist, wenn Gelehrte im Sold bestimmter Organisationen stehen?

Mufti Abu Layth: Mit ziemlicher Sicherheit. Hier liegen enorm wichtige Faktoren für wahre Gelehrsamkeit vor. Das eine ist wahre Leidenschaft für das Wissen; vielleicht die erste Sache, die wir oft nicht antreffen. Wir haben vielleicht hunderte von ‘Ulama, die von ihren Eltern an die Madrassen geschickt wurden. Sie sind nur selten dort, weil sie tieferes Interesse am Din haben. Sie bleiben natürlich im Din und sind vorbildlich praktizierende Muslime. Aber diese ‘Ulama hatten niemals eine wirkliche Leidenschaft für ihre Wissenschaft. Das ist die erste wichtige Zutat beziehungsweise ihre Abwesenheit, von der wir hier sprechen müssen.

Der andere Punkt ist Unabhängigkeit. Selbst wenn sie diese Leidenschaft haben, wie können Sie diese dann nicht entwickeln? Die Leute haben bestimmte grundlegende Bedürfnisse. Ich weiß natürlich, dass Versorgung von Allah kommt, aber wir leben im Dar Al-Asbab und die Leute brauchen Arbeit. Wer zehn Jahre in einer Madrassa verbringt, hat keine anderen Qualifikationen mehr. Also schließt man sich einer anderen Schule an, um dort zu unterrichten. Das gilt für Institutionen hier in Großbritannien und in Europa. Ich weiß, dass es in den USA ein bisschen anders ist.

In Großbritannien sind Gelehrte enorm unterbezahlt. Sie erhalten nur Minimalbeträge für eine Arbeit, die eigentlich ein ehrwürdiges Amt sein sollte. Wird jemand Imam, dann ist das heute nichts Würdevolles mehr. Neben einer mickrigen Bezahlung muss man sich ständig darüber sorgen, ob man gefeuert wird, wenn einmal den Anweisungen des Vorstands widersprochen wird. Das Komitee besteht zumeist aus lokalen Geschäftsleuten, üblicherweise aus der ersten Generation, die nicht in Großbritannien geboren wurden. Im Normalfall sind es kleine und mittlere Geschäftsleute, die genug Geld haben, um ein Gebäude zu kaufen und es in eine Moschee umzuwandeln.

Ich möchte einen weiteren Faktor hinzufügen. Jene Gelehrte werden recht isoliert ausgebildet. Sie gehen in eine bestimmte Madrassa und bleiben dort. Die Schule gehört einer bestimmten Denkrichtung an. Das Problem hierbei ist, dass sie nur dem Unterricht dieser Meinung ausgesetzt sind. Selbst, wenn sie danach rausgehen und einen Job finden sollten, werden die Absolventen nur in dieser spezifischen Richtung Wurzeln schlagen können. Wollen wir intellektuelle Freiheit fördern, dann steht diese Art von ‘Ulama vor erheblichen Schwierigkeiten. Wollen sie einmal widersprechen, dann können sie das nur schlecht, weil dieses Umfeld die einzige Welt ist, in der sie sich bewegen. Stellen sie sich in diesem Feld gegen ihr bisheriges Umfeld, wären sie extrem isoliert. Wohin sollte ein solcher ‘Alim gehen, wenn er sich davon verabschiedet? Das ist ein weiterer einschneidender Faktor, der ganz besonders in Großbritannien vorhanden ist. Wahrscheinlich trifft er bis zu einem gewissen Grad auch auf den Rest Europas zu.

Islamische Zeitung: Oft bringen Organisationen ihre Gelehrten nur dann in die Öffentlichkeit, wenn es um die Distanzierung von negativen Dingen wie Terror oder Zwangsheirat geht. Bei anderen Anliegen oder konkreten Forderungen ist hingegen eher selten von ihnen zu hören…

Mufti Abu Layth: Ich würde es vielleicht etwas anders formulieren. Meiner Erfahrung nach ist es häufig so, dass die Gelehrten nur zu solchen Themen befragt werden. Bleiben wir beim Beispiel Großbritannien. Die Mehrheit der hiesigen Muslime hat einen indopakistanischen Hintergrund. In ihrer Kultur haben sie etwas, das dem Kastenwesen ähnelt, und beinahe hinduistisch zu sein scheint. Die Muslime haben die Unterschiede früher an Berufen festgemacht. Bei vielen ist das heute noch so und daher gibt es auch noch Diskriminierung. So könnten wir alle pakistanischen Ursprungs sein, aber trotzdem würde es heißen: „Oh nein, er ist von einer niedrigen Kaste. Du kannst nicht in diese Familie heiraten.“

Einige Gelehrte sprechen darüber und verurteilen das, aber tun es nicht im Allgemeinen. Es sollte eigentlich eine Welle der Distanzierung geben. Gelehrte selbst fürchten, dass, wenn sie mit solchen Themen anfangen, die Leute nicht mehr auf sie hören werden. Ich habe generell den Eindruck, dass die Leute sich nicht im Allgemeinen an ‘Ulama wenden, sondern das nur bei bestimmten Fragen tun. Sie gehen zu ihnen, um Terrorismus zu verurteilen, was die Gelehrten natürlich tun werden, aber fragen nicht bei anderen Themen um Rat.

Wir haben hier noch ganz andere Probleme und ich glaube, dass das auch anderswo der Fall ist. Die Gelehrten und die britischen Muslime insgesamt können sich nicht gut ausdrücken, wenn es um die Landessprache geht. Oft haben sogar geborene Briten kein gutes Englisch. Und die ‘Ulama beherrschen es unglücklicherweise nur sehr schlecht. Wahrscheinlich haben sie rund ein Drittel ihres Lebens in einer Madrassa verbracht, in der nur Urdu gesprochen wurde. Und selbst in ihren eigenen Gemeinschaften dürfte das Englisch nicht so gut sein. Daher haben sie erhebliche Schwierigkeiten, sich auszudrücken.

Was ist die Folge? Zum einen fällt es schwer, sich verständlich zu machen. Zum anderen wollen normale Muslime auch nicht, dass sie als ihre Repräsentanten auftreten, weil sie beinahe peinlich sind. Gelegentlich sind die Gelehrten zu entschuldigen, weil sie aus dem Ausland stammen oder nur seit wenigen Jahren hier leben. Aber wenn selbst gebürtige Briten, die hier auch aufgewachsen sind, noch schlechtes Englisch sprechen, wie können sie dann in einer Krise in den Medien sinnvolle Stellungnahmen abgeben? Wenn Gelehrte sich nicht klar artikulieren können, wird es für die normalen Muslime recht peinlich.

Islamische Zeitung: Und sie können auch nicht zum Islam einladen…

Mufti Abu Layth: Natürlich können sie so keine Da’wa machen. Nicht nur haben sie Schwierigkeiten damit, andere zum Islam einzuladen, auch wollen viele Muslime nicht mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Ironisch ist, dass die Gelehrten des Islam – in der arabisch sprachigen Welt, in der indopakistanischen Welt oder auch im türkischen Raum – normalerweise die eloquentesten Leute überhaupt sind. ‘Ulama in der arabischen Welt sprechen oft das beste Arabisch. Das gleiche gilt für Gelehrte in Pakistan und das Urdu. Sie können durch Dichtung und viele andere Sprachformen argumentieren. Das ist sehr wichtig, denn Sprache ist etwas sehr mächtiges. Wir rufen zum Weg unseres Herren mit unseren Worten.

Islamische Zeitung: Sie unterrichten das Recht der Leute von Medina. Was fasziniert Sie daran?

Mufti Abu Layth: Das ist eine sehr wichtige und interessante Frage. Viele Leute haben nicht nur gefragt, warum ich das Fiqh der Leute von Medina gewählt habe, sondern wollen auch wissen, warum ich es leidenschaftlich in Großbritannien und in Europa unterrichte. Mein Ziel wäre erreicht, wenn ich zur Verbreitung der Schule von Medina auf europäischem Boden beigetragen hätte.

Islam ist wie eine Substanz oder eine Essenz. Und jeder blickt durch eine Linse hinein – oder hinaus. Sie wird immer zu einer Art Färbung oder Brechung des betrachteten Objektes führen. Rechtsschulen sind auch so. Manche, wenn sie den Islam betrachten, haben bereits eine strikt festgelegte Blickweise; ein vorgefasstes Verständnis, bevor sie sich einem Text nähern. Fast könnte man sagen, sie haben eine Persönlichkeit entwickelt.

Wir respektieren alle Rechtsschulen, die auf die ihre je eigene Weise unglaublich sind. Ihre Interpretation aber, die sie alle haben, sind nicht immer notwendigerweise „Islam“. Der Din lässt sich nicht auf eine bestimmte Lesart beschränken. Manche Deutungen passen besser auf einige Kulturen als auf andere. Einige Schulen unterliegen einem starken Kontrollzwang. Sie ermutigen die Leute nicht zur freien Debatte und sind selbst in gewissem Sinne ein Kontrollmechanismus. Manche sind bei bestimmten Interpretationen sehr strikt. Vor die Wahl gestellt würden sie sich immer für Strenge und Vorsicht entscheiden. Es scheint, als seien die „Einstellungen“ ihres „Programms“ immer schon auf sehr streng gesetzt.

Ich sage nicht, dass das eine schlechte Sache per se ist; glaube aber nicht, dass es die förderlichste Einstellung für das heutige Europa ist. Viele hiesige Muslime haben mit einigen Interpretation wegen ihrer Lebensumstände hart zu kämpfen. Ihnen wird gesagt, sie müssten einen Bart mit einer bestimmten Länge haben. Wenn nicht, heißt es, verbrächten sie jeden einzelnen Tag ihres Lebens in „Sünde“. Oder Frauen müssten einen Niqab tragen. Viele Leute können damit nicht fertig werden.

Islamische Zeitung: Das Leben wird den Leuten erschwert…

Mufti Abu Layth: Die Vertreter dieser Interpretationen glauben, sie dienten damit dem Islam, verkennen aber dabei, dass Islam viel größer als das ist. Ihre Perspektive stellt nur eines von mehreren möglichen Fenstern dar, durch die wir auf den Din schauen. Islam ist viel größer und andere Blickweisen ermöglichten in unseren Umständen eine klarere Sicht, was den Menschen mehr Freiheit erlaubt. Ich habe nichts gegen traditionelle Kleidung und trage sie gelegentlich selbst. Der normale Muslim, der in Europa aufwächst, will diese Sachen aber nicht immer tragen. Manche Gelehrte zwingen ihnen das als Teil ihrer Interpretation vom Fiqh auf. Auch wenn dergleichen einige anzieht, stößt es viele andere ab.

Die Schule von Medina legt sehr viel Wert auf Natürlichkeit und auf ein harmonisches Dasein mit den jeweiligen Lebensumständen. Es gibt in der Schule selbst so viele verschiedene Interpretationen, die von ihr zugelassen werden. Sie heißt die Leute willkommen, anstatt sie abzuschrecken.

Für manche ist das zu tiefenentspannt. In Wirklichkeit aber wollen und brauchen die Leute in Europa genau das. Und durch dieses Fenster erhalten sie Zugang zu einer Botschaft, die sehr zugänglich ist. Und wenn die Botschaft das ermöglicht, dann frage ich: warum nicht? In einem Hadith riet uns der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, mit den Leuten entsprechend ihrer geistigen Fähigkeiten zu sprechen. Oft kommt es vor, dass Leute große Schwierigkeiten mit einigen Fatawa haben, die ‘Ulama im Fiqh aber es den Leuten nicht erleichtern werden.

Die Gefahr besteht, dass sich die Leute in dem Fall als Folge vom gesamten Din abgrenzen. Bei nüchterner Betrachtung war das nur eine simple Fatwa, kein Qur’anvers oder ein aussagekräftiges Hadith. Es war eine Fatwa auf Grundlage eines Idschtihads und es gibt viele andere Fatawa in der Scharia, mit denen man den Leuten entgegenkommen könnte, wenn man das denn wollte.

Islamische Zeitung: Derzeit lässt sich hier bei uns eine Auflösung unter Muslimen erkennen, bei der viele nur noch die eigenen Meinungen gelten lassen. Gleichzeitig schwindet der Konsens über essenzielle Fragen und über Prioritäten im Din.

Mufti Abu Layth: Wichtiger Punkt. Wir brauchen eine Verbindung zu unserem ‘Ilmi-Erbe, zu unserem Wissen. Das muss von den ‘Ulama am Leben erhalten werden. Wir müssen uns wieder mit den Wissenschaften der Scharia vertraut machen und immer das klassische Denken und Verständnis an vorderster Stelle im Blick behalten. Das heißt nicht, dass wir nicht wissen, wie wir mit neuen Situationen umzugehen haben, weil wir sie nicht in klassischen Quellen finden. Es geht darum, dass wir ihre Denkprozesse und ihr Verständnis der Sunna im Auge behalten.

Das Thema ist interessant. Manchmal wurde mir vorgeworfen, Modernist zu sein. Ich habe ernsthaft gefragt, was mit „modernistisch“ gemeint sei, wenn es nicht nur um die bloße äußere Erscheinung geht. Philosophisch beschreibt es aber die Sache nicht. „Modernismus“ ist die Zurückweisung des traditionellen Denkens, der Anspruch, ganz von vorne anzufangen und die Zurückweisung der Ansichten von Gelehrten wie Imam Malik. Oder auch, die Relevanz der Sunna in Frage zu stellen.

Wir als Muslime sollten das klassische Erbe lebendig halten. Der Qur’an, die Sunna und die Scharia müssen uns als Wissenschaft sehr am Herzen liegen. Unsere Kenntnisse sollten es uns auch ermöglichen, hier und heute mit neuen Fragen umzugehen. Das erlaubte es Leuten wie Imam Malik, Qadi ‘Ijad, Ibn Ruschd oder Sidi Khalil in ihren Zeiten, auf unbekannte Situationen zu reagieren.

Wir brauchen nicht nur eine Verbindung zu unseren Gelehrten, sondern auch zum Wissen. Ich garantiere, dass jeder Schüler der islamischen Wissenschaften bei seinem Studium der Geschichte der frühen Generationen sowie der Rechtsprinzipien (den Usul) feststellen wird, dass ein Geist des Fragens und der Debatte herrschte. In gewisser Weise waren Imam Malik, Imam Abu Hanifa und auch Imam Asch-Schafi’i bei bestimmten Aspekten sehr „revolutionär“. Das gilt auch für die Salaf, die ihnen vorangingen.

Ich würde jenen deutlich widersprechen, die unser Erbe zurückweisen. Es ist für mich eine Lebensader. Sie zu durchtrennen, bedeutet ein sicherer Niedergang dieser Umma. Wir müssen diese Persönlichkeiten verstehen und ihr Vorbild zum Leben erwecken. Wie bei einem Staffelrennen gibt es eine ununterbrochene Kette, über die der Din an uns weitergegeben wurde. So werden wir ermächtigt, uns mit den Anforderungen dieser Zeit und dieses Ortes auseinanderzusetzen. Wir haben das klassische Erbe der Imame, aber nutzen es, um mit dem Hier und Heute umzugehen.

Betrachten wir die andalusischen Gelehrten, eröffnet sich uns ein massives Erbe. Das ist ein weiter Grund, warum ich die Schule von Medina studiere. Sie bestand beinahe acht Jahrhunderte auf europäischem Boden. Die Gelehrten setzten sich mit ihren Gesellschaften auseinander und dienten ihnen, was uns das nötige Selbstbewusstsein geben sollte, das gleiche zu tun.

Islamische Zeitung: Imam Malik sprach vom Wissen als Licht, das Allah in die Herzen legt…

Mufti Abu Layth: Das ein sehr wichtiger Aspekt. Imam Malik sagte tatsächlich, dass Wissen „nicht nur das Auswendiglernen von Überliefererketten“ oder Quantitäten an Wissen sei, sondern vielmehr „ein Licht, das Allah in die Herzen“ legt. Diese Aussage lässt sich auf zwei Arten verstehen. Zum einen auf die offenkundige, wonach Wissen ein Licht ist, dass Allah in ein Herz legt und das zu einem erleuchteten Herzen führt. Die Deutung, die sich mir mehr zueignet, meint eher eine Art Aufklärung, Erhellung. Wissen ist nicht nur die Fähigkeit, Information wiederzugeben, sondern eine intellektuelle Aufklärung.

In der Psychologie sprechen Leute wie Piagetti über die vier Stadien der Entwicklung unserer geistigen Fähigkeiten. Sie werden auch sagen, dass ein Erwachsener nicht einfach ein Kind mit mehr Informationen ist. Ein 18-jähriger ist nicht einfach ein 10-jähriger mit mehr Wissen, sondern hat vielmehr eine qualitative Entwicklung seiner kognitiven Fähigkeiten durchlaufen.

Meinem Verständnis nach bezog sich Imam Malik darauf. Dieses Wissen ist nicht etwas, das sich einfach nur wiedergeben lässt. Es ist ein erleuchteter intellektueller Ausblick, den Allah den Menschen gibt. Es ist ein Geschenk von Allah. Und jeder, der die Wissenschaften der Scharia studiert, wird erkennen müssen, dass diese Form der Aufklärung gegenwärtig ist, aber manchmal lernen wir dieses Wissen nur, ohne danach zu streben, es zu verkörpern. Wissen ist praktisch.

Es besteht einerseits in seiner praktischen Umsetzung, aber auch darin, dass wir uns mit seiner Hilfe praktisch mit den Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzen. Es muss zu einer Wirklichkeit werden.

Islamische Zeitung: Lieber Mufti Abu Layth, wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch.

Mit der Islamischen Akademie wollen junge Muslime „islamisches Wissen aufbauen und erneuern“

„Wir leben im digitalen Informationszeitalter! Fakt ist jedoch, dass mit mehr Information nicht mehr Erkenntnis an die Menschen gelangt. Durch diese Informationsüberflutung entsteht nur ein ‘Chaos der Gedanken’. Genau an diesem Punkt setzen wir an!“ (Islamische Akademie Deutschland e.V.)

(iz). Wir leben in Zeiten einer Kakophonie von Meinungen und umfundierten Ansichten. Das betrifft die Gesamtgesellschaft, aber auch die vielfältige muslimische Gemeinschaft. Für sie allerdings hat das noch negativere Auswirkungen, kann ­Allah doch ausschließlich durch Wissen korrekt angebetet werden. Egal ob jemand sich dem so genannten „Mainstream-Islam“ verbunden fühlt oder an einem der vielen Ränder der Community irrlichtet, immer häufiger wird es zur Gewohnheit, dass Aussagen über wichtige Aspekte unserer Religion und Lebensweise nicht auf fundiertem Wissen beruhen, sondern auf Meinungen. Man bekommt so das Gefühl, dass viele Muslime heute ihre eigenen Imame, Qadis und Schaikhs sind.

Es hat bisher nicht den Anschein, dass die entstehende „Islamische Theologie“ daran etwas wird ändern können oder wollen. Auch aus diesen Gründen ist es wichtig, dass sich die dynamische musli­mische geistige Elite – frei von ausländischer Beeinflussung – um die Bewahrung und Weitergabe des Mehrheits-Islam und seiner Wissenschaften bemüht. Eines dieser Projekte, dass seinem Eigenverständnis nach „eine wissenschaftliche Institution“ sein will, ist die Islamische Akademie Deutschland e.V. (IAD) Der eingetragene, gemeinnützige Verein hat seinen Sitz in Frankfurt. Die IAD versteht sich als „unabhängige Vereinigung von jungen Theologen und Religions- sowie Islamwissenschaftlern, die auf der Basis des sunnitischen Islam ihren Beitrag“ zum Aufbau der Islamwissenschaften in deutscher Sprache leisten will. Die IAD-BetreiberInnen verstehen sich als „idealistisches Team aus jungen Wissenschaftlern. (…) Wir sind ideologisch und organisch unabhängig von jeder Gruppe, aber erstreben dennoch eine Zusammenarbeit“. Angesichts des existierenden Eigenbrötlertums in der Community bleibt ehrlich zu hoffen, dass die jungen Akademiker mit ihrem Bestreben Erfolg haben. Immerhin, ihr Ziel ist kein geringeres als „die Wiederbelegung islamischer Wissenschaften in deutscher Sprache“.

Im Wesentlichen stehen „Forschung, Bildung und wissenschaftliche Begleitung der muslimischen Gemeinschaft“ im Zentrum der Absichten vom IAD und ihren GründerInnen. Aus diesem Grund sei die muslimische Jugend eine der „Zielgruppen der Akademie“. IAD-Mitglieder würden sich in der Jugendarbeit betätigen und „helfen Jugendlichen bei der Entde­ckung und Entfaltung der eigenen Fähig­keiten“. Im Hinblick auf junge Muslime gehe es dem Verein um „den Aufbau einer deutsch-muslimischen Identität“ sowie Prävention von „Kriminalität“ und „jeglicher Radikalität“.

Die Arbeit der Akademie behandelt im Kern das Wissen und seine verschiedenen Aspekte. Dazu gehört auch, so eine verfügbare Präsentation über die Vereinsarbeit, dass es heute durch verschiedene Dinge bedroht werde: Zerstückelung der Wahrheit, was zur Aufhebung der „geistigen Einheit“ führe, Zerstreuung des Wissens, was unter anderem zu Gruppenfanatismus führe, sowie die allgemeine Informationsüberflutung. Gleichzeitig ergäben sich aus der deutschen Situation „neue Herausforderungen“ für das islamische Wissen: Relativierung von Wahrheit, Adaption des Wissens sowie der Kontext des „Islam in Deutschland“.

In der Behandlung des Wissens identifiziert die Islamische Akademie Deutschland e.V. neun Schritte: Sammlung, Kategorisierung, Katalogisierung, Sichtung, Rezeption, Systematisierung, Aktualisierung und Erweiterung, Erstellung eines Kontextes sowie seine Vereinheitlichung und Harmonisierung. Wichtig ist der Akademie dabei einerseits die Rückbindung an die Methodenlehre der islamischen Wissenschaften, andererseits will sie aber auch zu einer „Erneuerung“ dieser Wissenschaft sowie zur „Entwicklung einer deutschsprachigen Islamterminologie“ beitragen. Die Islamdebatten der letzten beiden Jahrzehnte, insbesondere die Vereinnahmung von tradierten Begrifflichkeiten durch extreme Randgruppen, belegt gerade die Bedeutung dieses Anliegens.

Nach eigenen Angaben betreibt der Verein „Grundlagenforschung als Beitrag für den Aufbau der Islamwissenschaften in deutscher Sprache“. Außerdem wolle man als Brücken zwischen jener Wissenschaft und der Gesellschaft fungieren, wobei „gewonnene Erkenntnis und erar­beitetes Wissen (…) auch für die Allgemeinheit aufgearbeitet werden soll“.

„Hierbei dienen neben populärwissenschaftlichen Publikationen auch Veranstaltungen wie Vorträge, Lesezirkel etc. als ein wichtiges kommunikatives Medium. Die Vision der Akademie ist eine ‘Meta-Universität‘ zu werden, das heißt, zum Beispiel Wissen und Forschung für die Erwachsenenbildung auch außerhalb der Universität zugänglich zu machen. In diesem Rahmen wird auch die Webseite Islam-auf-deutsch.de betrieben, die ebenso aktiv in Sozialen Medien (Facebook, Twitter) ist.“

Webseiten:
islam-auf-deutsch.de
islam-akademie.de