Tierschutz als bloßes Alibi?

Foto: Myrabella / Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Amsterdam (KNA). Die Niederlande erlassen strenge Regeln für das betäubungslose Schlachten. Wie Landwirtschafts-Staatssekretär Martijn van Dam am Mittwoch mitteilte, müssen dabei nach den Vorgaben des jüdischen und islamischen Religionsrechts künftig strenge technische Vorgaben eingehalten werden. Unter anderem sind Tiere, die beim betäubungslosen Schlachten nicht nach 40 Sekunden das Bewusstsein verloren haben, nachträglich zu betäuben. Die Praxis soll von der staatlichen Lebensmittelbehörde überwacht werden.
Zudem wird die Produktion von so geschlachtetem Fleisch auf die Versorgung einheimischer jüdischer und muslimischer Verbraucher beschränkt. Das damit verbundene Exportverbot dürfte Auswirkungen für religiöse Gemeinden im Ausland haben, die rituell einwandfreie Fleischprodukte aus den Niederlanden bezogen. Nach niederländischen Regierungsangaben wurden die neuen Regelungen mit jüdischen und islamischen Organisationen abgesprochen. Sie sollen 2017 in Kraft treten.
Im Juni 2011 hatte sich das Parlament in Den Haag mit großer Mehrheit für ein allgemeines Verbot ausgesprochen. Allerdings sind in den Niederlanden Ausnahmegenehmigungen in Einzelfällen möglich. In Deutschland ist das Schlachten von Wirbeltieren ohne vorherige Betäubung untersagt. Eine Art Kompromiss ist eine Kurzzeitbetäubung; allerdings betrachten viele Juden und Muslime solcherart produziertes Fleisch nicht als koscher beziehungsweise halal.
Das betäubungslose Schlachten wird in Europa unterschiedlich gehandhabt. Im Februar 2014 untersagte Dänemark die traditionelle jüdische und muslimische Schlachtmethode. Im gleichen Frühjahr forderte auch die britische Tierärztevereinigung ein Verbot der betäubungslosen Schlachtung. Polen hingegen hob im Dezember 2014 ein seit Anfang 2013 geltendes Schächtverbot wieder auf.
Beim betäubungslosen Schlachten werden den Tieren mit einem raschen Schnitt die großen Blutgefäße sowie Luft- und Speiseröhre durchtrennt. Durch diese Methode sollen die Tiere vollständig ausbluten. Grund dafür ist, dass das Blut in Judentum und Islam als Träger des Lebens gilt und sein Verzehr daher untersagt ist.

4 Kommentare zu “Tierschutz als bloßes Alibi?

  1. Man stelle sich das mal vor und zähle langsam bis 40! Grauenhaft. Und ich kann mir blumig vorstellen, wie schlampig die Kontrollen sein werden im Alltagsgeschäft.
    Die ganze Fleischfresserei ist so überflüssig.

  2. Es war zu erwarten, dass sich zu allererst wieder eine Veganerin mit einem Kommentar meldet. Mit dem berichteten Thema hat das wenig tun und der Ton ist gewohnt vulgär “Fleischfresserei”. Es wäre sinnvoll, wenn in der IZ eine ernsthafte fachliche Diskussion stattfinden könnte. Sie sollte sowohl veterinärmedizinische als auch ethische und islamologische Betrachtungen beinhalten.

  3. Als Fachjournalist und Berater mache ich einmal einen Anfang zur Sachdiskussion, bezweifle aber, ob mein Beitrag im Umfeld der IZ Sinn macht. Der Bericht der Katholischen Nachrichtenagentur ist oberflächlich und teilweise falsch. Die Überschrift der IZ ist korrekt, der Tierschutz ist in dieser Sache wirklich nur Alibi für eine islamfeindliche Politik im Umfeld des berüchtigten Rechtsradikalen Geert Wilders. In der Tat streut die Politik dem Volk etwas Sand in die Augen damit den Rechtspopulisten in Holland besänftigt werden. Bekanntlich wurde ein totales “Schächtungsverbot” nach Interventionen gerade auch aus Jerusalem und New York vom Oberhaus gekippt und dabei wird es bleiben. Jetzt versucht die Regierung es mit “strengeren Regeln”, die aber im Grunde den Vorschriften in Österreich entsprechen und bei der EU als “post stunning” aufgeführt werden. Das ist freilich ebenfalls Nebensache. Poltiisches Schwergewicht besitzt das Exportverbot für rituell geschlachtetes Fleisch. Das aber widerspricht dem EU-Recht und dürfte, wenn es denn beide (!) Kammern des Parlaments wirklich passiert, von der EU-Kommission für rechtswidrig und notfalls vom EuGH in Luxemburg verboten werden. Die Muslime in Holland spielen dabei keine Rolle, wohl aber die dortige Fleischindustrie. Sie würde einen grossen Markt u.a. in Deutschland verlieren, der vom Catering der Airlines in Frankfurt, Düsseldorf und anderswo bis hin zu Lifestyle Produkten wie die Snackwürstchen von Mekka reicht. Betroffen sind auch deutsche Rinderzüchter, die ihr Schlachtvieh nach Holland transportieren. Hier würde der Wettbewerb zugunsten britischer Rinderzüchter verzerrt, die weiterhin halal schlachten und u.a. gewinnbringend an den Golf liefern dürfen. Dies im Kontext mit zunehmender Kundschaft durch mehr als eine Million muslimischer Flüchtlinge. Profitieren könnten Schlachthöfe in Belgien und Frankreich. Landwirtschafts-Staatssekretär Martijn van Dam ist bekannt für seine PR-Arbeit, was von seinem Vorhaben bleibt, das ist lauwarme Luft. Noch ein Wort zur jüdischen Speisekultur. Hier werden aus Kostengründen immer mehr Fleisch aus Israel importiert, weil es dort günstiger bearbeitet werden kann. Da in Westeuropa nur das Hinterteil eines Schlachttieres verwendet wird, da es ohne spezielle Behandlung nicht koscher sein kann. Diese mögliche Behandlung (Entfernung der Blutgefässe) würde in Deutschland hohe Kosten verursachen, deshalb wird sie von billigen Arbeitern in Israel vorgenommen. Tatsächlich wird aus Holland kaum koscheres Fleisch exportiert.

  4. Korrektur: Bei jüdischen Schlachtern wird nur das Vorderteil des Tieres verwendet, das Hinterteil gilt ohne spezielle Behandlung als unerlaubt d.h. es ist nicht kosher.

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