Toprakyaran: Lage deutscher Islam-Studenten ist „angespannt“

Tübingen (KNA). Die aktuelle Situation für muslimische Theologiestudenten in Deutschland ist nach den Worten des Leiters des Tübinger Zentrums für islamische Theologie, Erdal Toprakyaran, „sehr angespannt“. Sie würden im Alltag von Nachbarn und Mitstudenten regelmäßig auf die Verbrechen des Islamischen Staates (IS) oder die Anschläge von Paris angesprochen und sollten diese zu erklären versuchen, sagte Toprakyaran am Freitag in Tübingen.

Viele Studierende hätten „keine Lust sich zu distanzieren“, weil sie nie eine Nähe zum Denken der Terroristen gehabt hätten; allerdings „geht es derzeit in Seminaren und Vorlesungen nicht anders, als darüber zu reden“, so Toprakyaran. Nach seiner Einschätzung heißt keiner der mehr als 150 Tübinger Islam-Studenten Gewalt als Mittel zur Durchsetzung religiöser Vorstellungen gut. Der Wissenschaftler betonte, er werde in allen Religionen immer Extremismus und gewaltbereite Menschen geben. Notwendig sei deshalb „ein Bündnis der Vernünftigen“.

Toprakyaran äußerte sich im Vorfeld einer Veranstaltung über das Verständnis von Religionsfreiheit bei Christen und Muslimen. Dabei sprechen am Samstag die Autoren eines von der Münchner Eugen-Biser-Stiftung und der Universität Ankara herausgegebenen zweibändigen „Lexikons des Dialogs“. Darin werden die Grundbegriffe der beiden Religionen erklärt.