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Vorstandswahlen bringen Abschluss ins Stocken

Foto: Schura Niedersachsen

Oldenburg (KNA). Niedersachsens Landesregierung will den geplanten Staatsvertrag mit drei Muslim-Verbänden – Schura, DITIB und Aleviten – laut einem Bericht der „Nordwest-Zeitung“ vom 27. April offenbar vorerst auf Eis legen. Anlass sei ein Führungswechsel bei Schura vom bisherigen Vorsitzenden Avni Altiner, einem engen Duz-Freund von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), hin zu Recep Bilgen. Bilgen kommt von der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs. Sie zählt rund 2.600 Mitgliedern in Niedersachsen.
„Es muss nun zunächst in Ruhe geprüft werden, wie sich der Landesverband unter dieser neuen Führung darstellen wird“, sagt Regierungssprecherin Anke Pörksen (SPD) der Zeitung. „Vor diesem Hintergrund ist es nicht zu erwarten, dass die Vereinbarungen kurzfristig unterzeichnet werden können. Es ist grundsätzlich immer ein Hemmnis, wenn ein Partner komplexer Vertragsverhandlungen auf der Zielgerade überraschend seine Führungsspitze austauscht.“
Die Unterzeichnung eines Islam-Vertrags werde damit eher unwahrscheinlich. Pörksen: „Altiner hat sich in langen Jahren parteiübergreifend Vertrauen und Respekt erarbeitet. Das war eine wichtige Grundlage in dem bisherigen Verhandlungsprozess“. CDU und FDP hegen schon lange Bedenken gegen den Vertrag in seiner bisher geplanten Form und fordern eine Nachbesserung des Entwurfs und Neuverhandlungen.
In Niedersachsen leben rund 300.000 Muslime. Die Unterzeichnung des Vertrages war ursprünglich für den Sommer angestrebt. Bisher haben Hamburg und Bremen einen ähnlichen Vertrag mit muslimischen Verbänden abgeschlossen. Die katholische Kirche in Niedersachsen hatte Ende Februar erklärt, den Vertrag grundsätzlich zu unterstützen. Der Staat solle „das im Religionsverfassungsrecht Erreichte auch für andere und kleinere Religionsgemeinschaften zugänglich machen“.