Fasziniert von der Kunst

Ausgabe 240

(iz). Als heutiger Künstler befinde ich mich in einer Lage, die mich dazu befähigt, Dinge und Bedeutungen zu vermitteln, an die ich glaube. Dafür steht mir eine Vielzahl an Werkzeugen zur Verfügung.
Es gelingt mir, meine Stimme in einer ruhigen Landschaft zu finden, in der sich die meisten Leute um mich herum in relativer Passivität und beinahe kompletter Isolation befinden. Was können die Leute tun, um ihre Identität wiederzufinden und das kulturelle Klima zu verstehen, in dem sie sich bewegen und dessen Teil sie sind? Die dominante Kultur umgibt die Künstler jeglicher Couleur. Und es die Aufgabe des Schaffenden in seiner Zeit, auf diese große Herausforderung zu antworten.
Ich habe den Islam ein Jahr nach meinem Studium angenommen. Mir wurde die Tradition der bildenden Kunst im Islam bewusster und welche Rolle sie in der muslimischen Kultur spielte. Als neuer Muslim und als Künstler wollte ich verstehen, ob ich meinen künstlerischen Ansatz ändern müsste oder nicht. Und ich stellte mir die Frage, ob ich Kalligrafie oder Geometrie lernen sollte.
Während dieser Überlegungen war ich die ganze Zeit mit Zeichnen, Skizzieren und Malen beschäftigt. Da mich dies weiter nach vorn brachte, entschied ich mich, Kunst zu machen, die vom muslimischen Erbe und islamischer Geometrie beeinflusst war, aber zur gleichen Zeit doch als modern verstanden werden konnte. Ich hatte das Gefühl, dass ich so in meiner Arbeit den kreativen Prozess aufrechterhalten und auch ständig meinen Blick auf Geschichte und Philosophie richten konnte.
Auch wenn ich meistens mit der Ausdrucksform des Malens arbeite, möchte ich, dass meine Arbeit respektvoll mit Tradition und Geschichte umgeht. Zur gleichen Zeit ist es mein Wunsch, an jener Debatte teilzuhaben, die zur gegenwärtigen Kunstpraxis gehört. Meine Arbeit konzentriert sich auf die Beobachtung bestimmter Themen durch das Mittel der Re-Kontextualisierung und Vereinfachung.
Ich positioniere Dinge – von denen ich hoffe, dass sie eine Bedeutung vermitteln – vor einem alternativen Hintergrund aus Farbe und Intuition. Er besteht aus miteinander verbundenen Formen, die eine städtische Landschaft und auch die natürliche Welt andeuten. Ich bin dank des Themas und des benutzten Materials dazu in der Lage, meine Arbeiten zu diversifizieren. Beim Sondieren von Themen bin ich oft befreit von Begrenzungen und untersuche möglichst viele Gelegenheiten für eine bestimmte Arbeit.
Manchmal benutze ich Collagen, Acrylfarben, graphische Techniken, zufällig gefundene Materialien, Skulpturen sowie Bleistiftzeichnungen in meiner Arbeit. Alles kann Kunst sein, aber Kunst kann nicht nur irgendetwas sein. Passt das Material zur Arbeit und kommuniziert es auf die richtige Art und Weise, werde ich es benutzen. Es sieht derzeit aber nicht so aus, als würde ich bald von der Malerei lassen.
Für die Vorbereitung des kreativen Prozesses nehme ich mir Zeit, forsche nach Ideen und Philosophien und untersuche die Bildersprache, die alle eine Wirkung auf den Betrachter ausüben könnten. Dafür sammle ich Quellenmaterial aus Magazinen, Zeitungen, Postkarten, Schallplattencovern und – am wichtigsten – früheren Zeichnungen und Skizzen. Dieses Material tritt in eine Methodologie ein, die mir dabei hilft, das richtige Thema zu finden, auf dem das spätere Werk aufbauen kann. Einflüsse kommen sowohl von der darstellenden Kunst als auch von der abstrakten. Ich verbinde beide Arten des Arbeitens, um etwas zu erstellen, das vielleicht eine Art Interface ist. Es macht mir Spaß, das traditionelle sowie moderne Design von Mustern in die abstrakten und bunten Elemente meiner Arbeit einfließen zu lassen.
Ich ziehe es vor, geduldig an etwas sehr Detailliertem und Großem für lange Zeit zu arbeiten, anstatt viel Kunst in einem relativ kurzen Zeitraum zu produzieren. Der Künstler muss über den Prozess nachdenken, für den er sich entscheiden wird. Das ist wichtig, denn es legt einen Rahmen für den Künstler fest und kann vorgeben, ob er in einer friedlichen und einnehmenden Umgebung arbeitet oder auch nicht.
Ich glaube, der Künstler muss sich bemühen, an der ihn umgebenden Welt teilzuhaben. Und zwar auf Wegen, die andere Felder jenseits der Künste und ihrer Institutionen beinhalten. Dank des Aufstiegs der Technologie müssen die angewandten Künste wiederbelebt werden. Kunsthandwerkergilden könnten die Praxis der Schönen Künste ebenfalls vielseitig unterstützen.
Der Künstler lebt im ostenglischen Norwich. Er studierte von 2002-2005 Schöne Künste an der Universität von Ostengland, Bristol. Webseite: thearttankspace.com