An „Denkmal der Schande" gibt es nichts zu erklären

(iz). Der Preis für die Möchtegern-Philosophen der Woche geht diesmal ohne Zweifel an diejenigen, die, Höckes Worten bei der Veranstaltung der Jungen Alternative in Dresden damit zustimmend, erklären wollen, warum die Bezeichnung „Denkmal der Schande” an sich nicht negativ sei.
Okay. Ja, sicher lässt sich die Bezeichnung an und für sich auch in einen neutralen bis positiven Kontext setzen. So wie vielleicht so einige Begrifflichkeiten aus der Geschichte, die ihrer Verwendung geschuldet einen schlechten Ruf haben.
In diesem neutralen oder positiven Kontext íst sie aber nunmal nicht. Sie ist Teil einer Rede, die unmissverständlich an die Nationalgefühle “der Deutschen” appelliert und im Gesamten ein Ende der Ermahrungs- und Erinnerungskultur fordert. Und das nicht nur als einzelne Rede Höckes, sondern als Teil eines ganzen Programmabends. Auch sein Argument darauf, er meinte damit nur, man solle doch stattdessen lieber mehr über die guten Punkte der deutschen Geschichte sprechen, schwächt die Problematik nicht ab. Weil es, so blöd es ist, das auch wieder und wieder zu wiederholen, nicht nur um diese Textpassage geht.
Es ist also keiner der Fälle, die es ohne Zweifel gibt, wo eine einzelne Textpassage ungerechterweise das Gesamtwirken einer Person, Institution oder Bewegung definieren soll. Nein, wer die Diskussion auf diese eine Bezeichnung verengt und den Kontext ausblendet, muss sich die Frage gefallen lassen, ob er absichtlich ignorant ist. So wie es eben auch ignorant wäre, jemanden über Jahre hinweg aufgrund eines einzelnen Satzes, der dem restlichen Wirken entgegensteht, zu markieren.
Mal ganz davon abgesehen, dass es auch etwas leicht heuchlerisches hat, wenn man nun so tut, als wäre diese Rede die ach so große, unerwartete, skandalöse Grenzüberschreitung gewesen. Die Grenze überschritten hat Höcke mehrmals, und das in aller Deutlichkeit. Undzwar fast immer dann, wenn er von Muslimen, Flüchtlingen und Merkel spricht.
Lustig sind in diesen Tagen aber auch Leute, die aus den tiefsten Ecken des Internets Aussagen von „Juden” als Alibi herauskramen, die diese Meinung, Deutschland müsse sich von seinen Täterschaftsgefühlen verabschieden, auch vertreten. Schön für diese handvoll vermeintlicher Freigeister. Man kennt zwar niemanden von ihnen als sonderlich gefragten Denker oder Redner, aber wenn „Jude” in der Zitatbeschreibung steht, wird schon was dran sein, oder?
Das Konzept mit dem Alibi kennen wir als deutsche Muslime ja gut genug. Stichwort: „Reformislam”. Wenn ein so genannter liberaler Muslim absurdes von Muslimen fordert und absurdes an Muslime richtet, ist das ja ganz „mutig” und „aufklärerisch”. Auch wenn das gut und gerne mal ziemlich verfassungsfeindlich werden kann.
Letztlich ist das nichts anderes als der Versuch das eigene Ressentiment über jemand anderen, mutmaßlich Berechtigten laufen zu lassen. Schändlich.