Ankläger bereiten Plädoyer gegen den Schlächter des Bosnienkrieges vor

Foto: Paul Katzenberger | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Der „Schlächter des Balkans“ steht seit vier Jahren vor dem UN-Tribunal in Den Haag auch wegen des Völkermords in Srebrenica. Ratko Mladic habe die Muslime auslöschen wollen, sagt die Anklage. Sie will noch diese Woche ein Strafmaß fordern.
Den Haag (dpa). In dem seit über vier Jahre laufenden Völkermord-Prozess gegen den serbischen Ex-General Ratko Mladic kommt ein Ende in Sicht. Die Ankläger starteten am 12. Dezember vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ihr Schlussplädoyer gegen Mladic, der auch als „Schlächter des Balkans“ bekannt ist. Er sei militärisch hauptverantwortlich für massive Verbrechen, sagte Ankläger Alan Tieger. „Die Beweise sind überwältigend.“
Der Mladic-Prozeß ist der letzte des UN-Tribunals zu den Verbrechen im Bosnienkrieg (1992-1995), in dessen Verlauf mehr als 100.000 Menschen getötet worden waren. Mladic ist wegen des Massenmordes von Srebrenica sowie Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in insgesamt elf Fällen angeklagt. Dem 74-Jährigen droht eine lebenslange Haftstrafe. Ein Urteil soll im November 2017 verkündet werden.
Im März war der damalige politische Serbenführer, Radovan Karadzic, ein enger Vertrauter von Mladic, für den Völkermord in Srebrenica schuldig gesprochen und zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Foto: ICTY Photos, flickr | Lizenz: CC BY 2.0
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Unter Leitung von Mladic hatten serbische Einheiten 1995 die damalige UN-Schutzzone Srebrenica überrannt. Danach ermordeten sie rund 8000 muslimische Männer und Jungen. Mladic war nach 16 Jahren auf der Flucht 2011 festgenommen worden. „Der General führte eine Terror-Kampagne gegen die zivile Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina“, sagte Tieger. Ziel war die sogenannte ethnische Säuberung Bosnien-Herzegowinas, die Entfernung aller Muslime und bosnischen Kroaten.
Ankläger Tieger zeigte Dokumente und Videos und verlas Zeugenaussagen. „Das Leben der Feinde muss unerträglich werden“, zitierte er den Angeklagten. Städte wie Srebrenica oder Sarajewo wurden von den Serben massiv unter Beschuss genommen. „Immer wenn ich nach Sarajewo komme, töte ich jemanden“, hatte Mladic gesagt. Der Angeklagte, gekleidet in einem hellen Anzug, wandte sich bei der Präsentation ab und sah zur Zuschauertribüne.
Die Anklage will am 7. Dezember ihre Strafforderung einbringen. Ab dem 9. Dezember haben die Verteidiger das Wort. Sie wollen deutlich machen, dass die Serben sich nur verteidigt hätten. Mladic war nach ihrer Darstellung nur ein untergeordneter Offizier ohne Befehlsgewalt.