Anmerkung von Sulaiman Wilms zu einer unangenehmen Spezies unter unseren Zeitgenossen

Ausgabe 202

(iz). Vom beinahe in Vergessenheit geratenen Dichter unserer Nationalhymne Hoffmann von Fallersleben stammt der Satz: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.“ Sein Gehalt bleibt in Zeiten von Stasi 2.0 und einer, selbst für Orwell einschüchternden Überwachung traurige Realität. Allerdings ließe sich das Bonmot heute auch so abwandeln: „Eine Nervensäge im ganzen Land, das ist der Querulant.“

Wir alle werden mit Erscheinungen dieser menschlichen Eigenart konfrontiert: Ob es sich dabei um den kontrollwütigen Kleingärtner, den schleichenden Oberlehrer auf der Überholspur oder die, mit mangelnder Mülltrennung hadernde grüne Bildungsbürgerin handelt, ist einerlei. Er darf aber nicht mit der aussterbenden Art des eigenbrötlerischen Grantlers verwechselt werden, der oft über bewundernswerte Eigenschaften verfügt und ein schützenwertes Original ist.

Der Querulant ist – unbewusst – einer der vielen Beweise für die Irrationalität des Rassismus. Findet er sich doch – und viel seltener sie – in allen Ethnien, Religionen und Kulturen wieder. Sein nervtötender Charakter bestärkt die, heute in Vergessenheit geratene Vorstellung eines menschlichen Phänotyps, der sich überall Bahnen bricht.

Leider können wir uns nicht auf dem Zerrbild vom spießigen Kleinbürger ausruhen. Selbst innerhalb unserer Community ist er lebendig und gedeiht an verschiedensten Orten. Dabei kann es sich um den „Konvertiten“ handeln, der mit Thilo Sarrazin sympathisiert und seine Mitwelt mit, von Farben übersäten Emails bombardiert. Nicht selten auch um einen strammen Anti-Amerikaner, der in den Protesten der syrischen Muslime gegen das Unrechtsregime des Al-Assad-Clans einen sinistren Plan des „großen Satans“ zu erkennen vermag. Häufiger noch finden wir ihn in jedem, der eine harmonische Begegnung beinahe schon unbewusst zu torpedieren vermag und nicht bemerkt, was er anrichtet.

Egal, wo wir sie finden, Querulanten gehen uns auf die Nerven. Sie reizen zum Widerspruch und man möchte – in einem Augenblick der geistigen und spirituellen Schwäche – ihnen mal so richtig zeigen, wo es langgeht. Der einzige, brauchbare Ratschlag aber ist, die Beine in die Hand nehmen und sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen. Der ihnen inne wohnende Wahnsinn lässt sich nicht brechen. Er ist aber ein Beweis dafür, dass zu viele Menschen vereinsamt sind und ihnen das Korrektiv einer gesunden Gemeinschaft fehlt.