Appell an Birmas Nachbarn

Göttingen (KNA). Die Staaten Südostasiens müssen aus Sicht der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr gegen die Verfolgung der islamischen Rohingya in Birma unternehmen und Flüchtlinge der Volksgruppe aufzunehmen. „Die südostasiatische Staatengemeinschaft ASEAN und Bangladesch versagen einmal mehr beim Einsatz für grundlegende Menschenrechte in Birma, wenn sie fliehenden Rohingya den notwendigen Schutz verweigern“, sagte GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.
Er forderte die Regierungen Südostasiens auf, ihren Einfluss bei der birmanischen Regierung für ein Ende der Verfolgung der ethnischen und religiösen Minderheit zu nutzen. Man dürfe nicht zulassen, dass radikalislamische Bewegungen und die iranische Führung die Entrechtung der Rohingya für ihre Zwecke missbrauchten. Der Iran hatte die Vereinten Nationen am Freitag aufgefordert, den Schutz der muslimischen Volksgruppe zu garantieren. Auch in Pakistan und Indonesien protestierten islamistische Bewegungen gegen einen „Genozid“ an Rohingya.
Nach der Ankunft neuer Flüchtlinge über den Seeweg habe Indonesiens Parlamentspräsident Marzuki Alie, der auch Vorsitzender der Interparlamentarischen Versammlung der ASEAN ist, zwar eine Lösung des Rohingya-Problems in Birma gefordert, sagte Delius. Bislang seien jedoch keine Initiativen aus Jakarta gekommen. Bangladesch habe seit 11. Juni mehr als 800 Rohingya-Flüchtlinge abgewiesen und nach Birma zurücküberstellt.
Trotz der Berichte über Massenverhaftungen und andauernde Übergriffe gegen Rohingya in Birma wolle Bangladesch die 29.000 offiziell im Land lebenden Flüchtlinge ebenfalls bald zurückschicken, sagte Delius. Behörden und Medien in Bangladesch machten Stimmung gegen die Volksgruppe und „kriminalisieren die Rohingya allein aufgrund ihrer ethnischen Abstammung“.
Neben den offiziell in Lagern des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR untergebrachten Rohingya halten sich nach Angaben der GfbV bis zu 450.000 geflohene Angehörige der Volksgruppe illegal in Bangladesch auf. Sie genössen keinerlei Schutz. In Birma gibt es laut der Menschenrechtsorganisation noch rund 800.000 Rohingya.