Berlin: Das politische Deutschland freut sich über Obamas Wiederwahl

(dpa) Mit Freude und Erleichterung hat Deutschland die Wiederwahl von US-Präsident Barack Obama aufgenommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verband ihre Glückwünsche für den Wahlsieger mit einer Einladung. «Es wäre mir eine Freude, Sie bald wieder als meinen Gast in Deutschland begrüßen zu können» schrieb die Kanzlerin an Obama. Er war zuletzt 2009 in der Bundesrepublik, als Präsident aber noch nie in Berlin. Merkel schrieb in ihrem Telegramm, sie freue sich auf die Fortsetzung der engen und freundschaftlichen Zusammenarbeit. «Unsere Begegnungen und Gespräche schätze ich außerordentlich», betonte sie. Als gemeinsame Aufgaben hob sie die Bewältigung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, den Einsatz in Afghanistan und die Herausforderung durch das iranische Nuklearprogramm hervor.

Bundespräsident Joachim Gauck wünschte Obama viel Glück für seine zweite Amtszeit. Als Partner gleicher Werte und Überzeugungen trügen die USA und Deutschland gemeinsam Verantwortung in der Welt. «Wir sind gefordert, die globalen Herausforderungen und Bedrohungen für Freiheit, Frieden, Wohlstand und unsere Umwelt anzunehmen», betonte Gauck.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hofft nach der Wiederwahl Obamas auf neue Impulse für die Abrüstung. Er appellierte am Rande eines Besuchs bei den Vereinten Nationen in New York an die USA, gemeinsam mit Russland nun die «Gunst der Stunde» für weitere Abrüstungsschritte zu nutzen.

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier rief die Europäer nach dem Wahlsieg Obamas auf, jetzt mehr für die transatlantischen Beziehungen zu tun. «Wir haben ein Interesse daran, dass die Europäer wichtig bleiben, deshalb müssen wir auch mehr investieren in diese Zusammenarbeit über den Atlantik hinweg», sagte Steinmeier im ARD-«Morgenmagazin». Die Hoffnungen in Obama seien aber vielleicht nicht mehr ganz so «überirdisch» wie bei seiner ersten Wahl.

Linksfraktionschef Gregor Gysi erhofft sich von Obamas Wiederwahl Initiativen für die Lösung des Nahost-Konflikts und die Abrüstungspolitik. «Das amerikanische Volk hat eine kluge Entscheidung getroffen», sagte Gysi. «Barack Obama muss jetzt allerdings seine historische Chance und die Möglichkeiten einer zweiten Amtszeit auch nutzen.»

Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir sagte: «Wir haben einen Partner in den USA, der die gleiche Sprache spricht wie wir.» Die Wiederwahl Obamas sei eine gute Nachricht, weil der Präsident in Fragen der Gesundheitsversicherung, des Klimaschutzes und der Außenpolitik «europäisch» sei.

Den Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Eberhard Sandschneider, warnte vor zu hohen Erwartungen. «Auch in seiner zweiten Amtszeit wird Obama kein Präsident sein, der die strategischen Erwartungen Europas in hohem Maße erfüllt», sagte er der dpa.

Der US-Botschafter in Deutschland, Philip D. Murphy, hofft auf einen baldigen Besuch Obamas in Berlin. «Er hatte ein außergewöhnliches Erlebnis hier als Senator, und ich weiß, er will zurückkehren», sagte Murphy am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Obama war 2008 in seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf in Berlin und hielt an der Siegessäule eine Rede vor 200 000 Menschen.