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Berliner Demo: Muslime kritisieren Ausfälle

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Berlin (KNA/iz). Nach den jüngsten Protesten gegen Israel wächst die Kritik an radikalen Demonstranten. Politiker und Religionsvertreter in Deutschland verwahrten sich am 11. Dezember gegen jede Form von Antisemitismus. Nach der Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch die US-Regierung hatte es am Wochenende in zahlreichen Städten in Deutschland und Europa Kundgebungen gegeben, bei denen unter anderem Israel-Flaggen verbrannt wurden.
Während Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und weitere führende Politiker von einer „Verletzung rechtsstaatlicher Grundsätze“ sprachen und die Verbundenheit mit Israel betonten, forderte der Zentralrat der Juden in Deutschland Konsequenzen. „Für Antisemitismus, egal in welchem Gewand, darf es keine Duldung geben“, sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster. Er appellierte zudem an die muslimischen Verbände, mäßigend auf ihre Mitglieder einzuwirken.
Auch die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli rief in der „Welt“ vom 12. Dezember die Muslime in Deutschland auf, mehr Engagement gegen Antisemitismus zu zeigen. „Genauso wie Muslime als Minderheit erwarten, dass andere sich für sie einsetzen, wenn sie diskriminiert oder angegriffen werden, müssen sie ihre Stimme viel lauter erheben, wenn Juden in unserem Land bedroht werden“, so die SPD-Politikerin mit palästinensischen Wurzeln.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, erklärte auf Anfrage: Wer für das Recht und die Gerechtigkeit unter den Völkern demonstriere und zugleich zu Gewalt gegen Juden aufrufe, „hat sein Recht auf Demonstration verwirkt, handelt im Widerspruch zum Recht und schadet der Sache enorm“. Der Islam, so Mazyek, sei „antirassistisch“.
Der Journalist und Autor Eren Güvercin bezeichnete die Aktion im Gespräch mit dem Sender WDR2 als „ekelerregend“. Es sei schockierend zu sehen, dass am Brandenburger Tor antisemitische Parolen gerufen würden. In Deutschland lebende Muslime hätten die Verantwortung, diesen Mob in seine Grenzen zu verweisen. Antisemitische Hetze gegen Juden lasse sich nicht mit der politischen Entscheidung eines US-Präsidenten rechtfertigen. Mehrheitsgesellschaft und die muslimische Community müssten sich gleichermaßen „tiefer“ mit solchen Vorurteilen beschäftigen. Es brauche eine klare und nüchterne Beschäftigung mit dem Thema, anstatt in Panik zu verfallen. Güvercin kritisierte das Narrativ einiger öffentlicher Gestalten von einem „importierten Antisemitismus“, der den Flüchtlingen zu verdanken sei. Das stelle eine Ablenkung vom realen Antisemitismus inmitten der Gesellschaft als Ganze dar. (sw)