Bisher gab es keine Kritik der OIC am Putsch in Ägypten

Ausgabe 219

(Zaman). Ekmeleddin Ihsanoglu, amtierender Chef der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), muss derzeit erhebliche Kritik einstecken. Jetzt kommt sie auch von seinen Landsleuten. Ihsanoglu wurde von Politikern der in der Türkei regierenden AK-Partei wegen des Versagens seiner Organisation angegriffen, gegen das, von der Armee angeleitete Massaker in Ägypten Stellung zu beziehen.

In einem Fernsehinterview am 18. August forderte der stellvertretende Ministerpräsident Bekir Bozdag seinen Landsmann Ihsanoglu auf, wegen der „ineffektiven“ Organisation sein Amt aufzugeben. „Wenn eine solche Organisation daran scheitert, ihre Stimme in Sachen Ägypten zu erheben, dann leugnet sie damit ihre Existenzberechtigung. Wäre ich Ihsanoglu, wäre ich längst zurückgetreten“, sagte Bozdag. Bozdag sparte nicht mit seiner Kritik und griff ebenfalls die Europäischen Staaten an, die angesichts des ägyptischen Staatsstreiches geschwiegen hätten.

Das türkische Kabinettsmitglied ist nicht der einzige, der an Ihsanoglu, dessen neunjährige Amtszeit in diesem Jahr endet, kein gutes Haar lassen will. Hüse­yin Celik, stellvertretender AKP-Vorsitzender, schrieb am 18. August über Twitter: „Weiß eigentlich irgend jemand, was Ihsanoglu da macht? Diese Person denunzierte Mursi nach dem Putsch.“

Neben seiner Kritik am OIC-Schweiges zum Coup merk­te Celik auch an: „Wann wird diese Organisation überhaupt sprechen, wenn nicht jetzt? Oder sind andere Länder hier aufgrund ihrer finanziellen Beiträge einflussreich?“ Dabei bezog sich die Ankarer Parteigröße auf die erdölreichen Staaten, die den Staatsstreich unterstützten. Ihsanoglu antwortete seinen Kritikern noch am gleichen Tag – ebenfalls via Twitter. Bisher habe kein Staat die offizielle Forderung in der OIC erhoben, die ägyptische Frage zu diskutieren, „um zu einer gemeinsamen Haltung zu gelangen“. Damit verwies Ihsanoglu darauf, dass sich auch die Türkei bisher nicht zu Wort gemeldet hatte.