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Bisheriger DITIB-Generalsekretär Alboga will in die türkische Politik wechseln

Foto: Raymond Spekking, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

KÖLN (KNA/iz). Bekir Alboga (55), langjähriger Generalsekretär, Dialogbeauftragter und Sprecher der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Deutschland, will in die türkische Politik wechseln. Dies bestätigte eine DITIB-Vorstandssprecherin am 5. Mai. Alboga bemüht sich demnach für die Regierungspartei AKPzur Parlamentswahl am 24. Juni um ein Mandat in der Provinz Konya.
Es handele sich um eine „persönliche Entscheidung“ ohne Bezug zum Verband, sagte die Sprecherin der Zeitung. Die DITIB sei eine überparteiliche Organisation, damit politisch neutral, und verstehe sich laut Satzung als religiöser und sozialer Dienstleister in und für Deutschland. „Die Mitglieder und das Personal sind selbstverständlich nach dem Demokratieverständnis frei in der politischen Meinungsbildung.“
Alboga ließ dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mitteilen: „Für die Zeit der politischen Tätigkeit lege ich meine Ämtern bei der DITIB nieder.“ Der bisherige DITIB-Generalsekretär, 1963 in der Türkei geboren, kam 1980 nach Deutschland, wo er Islamwissenschaften studierte. Er war mehrfach Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime. 2013 erwarb Alboga neben der türkischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die nordrhein-westfäliche Staatssekretärin für Integration, Serap Güler (CDU), und der Kölner Grünen-Politiker Volker Beck kritisierten das Vorhaben in scharfen Worten. Es werfe „ein sehr fragwürdiges Licht“ auf Albogas bisherige Arbeit, sagte Güter.
Laschet: DITIB soll sich auf „rein religiöse Aufgaben“ konzentrieren
Armin Laschet (CDU), der nordrein-westfälische Ministerpräsident, forderte die DITIB am gleichen Tag unabhängig von Albogas Kandidatur auf, sich auf rein religiöse Aufgaben zu konzentrieren.
Der Verband müsse in Zukunft „zwischen seelsorgerischen Aufgaben und politischer Instrumentalisierung sauber trennen“, erklärte Laschet vor Journalisten in Düsseldorf. Hier stehe der Verband „in der Bringschuld“. Nach den Vorgängen der vergangenen Monate sei hier einiges an Klärung erforderlich.
Die Beziehung der Landesregierung zur DITIB sei „weiter angespannt“, erklärte Laschet. Der Spionage-Vorgang sei inzwischen abgeschlossen. Alle unter Spionageverdacht stehende Imame hätten das Land verlassen. Solche Vorgänge seien nicht akzeptabel im Verhältnis zwischen Staat und Religion. Die Moscheeorganisation müsse nun „Wege zur Normalisierung“ ihrer Zusammenarbeit mit der Landesregierung beschreiten. Immerhin betreibe der Verband einen Großteil der 900 Moscheen in NRW.
Es sei aber anzuerkennen, dass sich die DITIB über Jahrzehnte der Seelsorge der Muslime in Deutschland gewidmet habe, betonte Laschet. Für die Seelsorge der Gastarbeitergeneration aus der Türkei habe sich in den 1960er Jahren niemand interessiert. „Die einzigen, die das gemacht haben, waren die türkische Regierung und DITIB“, sagte der CDU-Politiker.