Bosnien: Verschwinden die muslimischen Dörfer?

Ausgabe 203

(MV Media). Flüchtlinge, die in die muslimische Dörfer der heute serbisch kontrollierten ­Region um Zvornik heimkehren, wurden anfänglich als „Erfolgsgeschichte“ der Nachkriegs­phase beschrieben. Aber 20 Jahre später dümpelt das Leben hier vor sich hin. ­Viele von ihnen haben die Gegend aus Mangel an Arbeitsplätzen wieder verlassen und bauten ihre Häuser zu Ferienhäusern um. Nur die Älteren sind in ihrer angestammten Heimat geblieben.

Im Jahre 2007 sind 30.000 der einstmals 48.100 Muslime in den Kreis Zvornik zurückgekommen. Aber in den letzten fünf Jahren haben 13.500 diese Region nach Angaben von Mirhunisa Zukic, die Leiterin der Flüchtlingsorganisation, erneut verlassen. „Die Leute kamen zurück, aber sie sind arbeitslos. Aus bürokratischen Gründen erhalten sie in der Republika Srpska keine Sozialhilfe oder Gesundheitsversorgung“, sagt Zukic. Der junge Imam im Dorf Divic berichtet, dass seit 2011 nur eine Familie hinzugekommen ist.

Während des Kriegs in Bosnien wurden rund 2,2 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Bis heute sind nach Angaben des bosnischen Ministeriums für Flüchtlinge etwas mehr als eine Millionen Menschen heimgekehrt. Rund 117.000 Menschen gelten immer noch als „Binnenflüchtlinge“. „Die ethnischen Säuberungen waren sehr erfolgreich“, meint Mirhunisa Zukic.