Bücher: Wer wir sind

Ausgabe 268

Foto: Tharik Hussain

(iz). Wie steht es um die Identität unseres Kontinents? In Zeiten eines europaweiten nationalistischen Erwachens ist dies das Thema der Stunde. Politisch und gesellschaftlich wird immer wieder eine „jüdisch-christliche“ Tradition Europas betont und Islam und die Muslime oftmals als etwas Neues und Fremdartiges angesehen.
Prof. Ferid Muhic ist es mit seinem Buch „Islamische Identität Europas“, welches das Institut für Forschung, Bildung und interkulturellen Dialog (IREDI) mit Sitz in Luxemburg im gleichnamigen Verlag in deutscher Übersetzung herausgibt, gelungen, diese Annahmen als faktisch falsch zu entlarven. Er beschreibt eindrücklich die Geschichte der muslimischen Ansiedlung auf dem europäischen Kontinent und den kulturellen und gesellschaftlichen Austausch, der über Jahrhunderte hinweg auf lebendige Art und Weise stattgefunden hat.
Kultur in Europa ist nach Auffassung des Autors stets inklusiv statt exklusiv gewesen. Diesen Fakt hätte Westeuropa vergessen oder verdrängt, wenn es sich heute mit dem Anderen und insbesondere mit Muslimen auseinandersetzt. Auch darin bestehe die gesellschaftliche Identitätskrise der heutigen Zeit. Eine fehler- und lückenhafte Darstellung und Lehre der europäischen Geschichte und Tradition führe zu der Feindseligkeit gegenüber dem Islam, die wir auf politischer wie gesellschaftlicher Ebene erleben. Dies drücke sich in der Verweigerung aus, die natürliche Multikulturalität Europas anzuerkennen, in der keine Religion Vorrang gegenüber einer anderen haben könne.
Sein Werk macht die Frage, ob das Islamische und das Europäische denn mit einander vereinbar seien, obsolet. Ob das westliche Andalusien oder der östliche Balkan – muslimisches Leben hat nicht nur stattgefunden, es hat die Entwicklung dieser Regionen entscheidend geprägt und verschiedene Traditionen mit einander verschmolzen, die letztendlich die „Islamische Identität Europas“ hervorbrachten und heute noch täglich – ohne politisches Kalkül und ohne äußeren Druck – in Selbstverständlichkeit in autochthonen europäischen Muslimen ihren Ausdruck finden.
Für jeden, der sich mit offenem Geist und Neugier an die Themen der Identität und die Frage, was Europa zu dem gemacht hat, was es heute ist, heranwagen möchte, empfiehlt sich die Lektüre dieses Werkes, dessen Bedeutung für unsere Zeit und ihre Herausforderungen immens ist.
Das Buch enthält 416 Seiten und ist zum Preis von 20,- Euro (zuzüglich Versandkosten) erhältlich. Für Bestellungen und weitere Informationen können Sie den Verlag per Mail unter info@iredi.lu erreichen.