Burma: Buddhistische Demagogen werden immer radikaler. Von Ali Kocaman

Ausgabe 217

Auch wenn einzelne Gewalttäter in Burma von den Behörden belangt werden, bleiben die Hetzer und Einpeitscher durchgehend straflos. Nach Ansicht von Menschenrechtlern müsse der Staat vor allem gegen den Hass unter buddhistischen Mönchen vorgehen. Diese forderten jüngst, die Ehe zwischen Buddhistinnen und Muslimen durch Gesetze schwer einzuschränken.
(iz). Angesichts der ungebremsten Radikalität im südostasiatischen Staat Burma, dem immer noch viele Beobachter und Politiker einen Fortschritt auf dem Weg zur „Demokratisierung“ bescheinigen, stellt sich die Frage nach der Ernsthaftigkeit zeitgenössischer Warnungen vor faschistoidem Gedankengut. Dies ist insofern schmerzlich ironisch, als dass in den letzten beiden Jahrzehnten diverse Interven­tionen seitens des Westens mit der angeb­lichen Gefahr begründet wurde, ein nationaler Tyrann sei auf dem besten Weg, der „neue Hitler“ zu werden.
Während sich dieser, oft leicht zu durchschauende rhetorische Kunstgriff später als teilweise oder ganz haltlos erweist, bleibt die so genannte „internationale Weltgemeinschaft“ (eine nebulöse Körperschaft, die es im Grunde gar nicht gibt) seltsam blass, wenn es um das reale Wüten faschistoiden Gedankenguts geht. Ein Beispiel par excellence für diesen Widerspruch ist die Passivität eben jenes nicht existenten globalen Gremiums im Falle Burmas (heute auch Myanmar). Dort – während gleichzeitig eine „Demokratisierung“ unter dem Beifall interessierter Investoren geschieht – tobt in immer kürzeren Abständen ein mörderischer Mob seinen Hass auf die muslimische Minderheit der Rohingya aus.
Neben einem gleichzeitig totalen Schweigen der bekanntesten Oppositions-Ikonen und unter Kollaboration des amtierenden Präsidenten sind es vor allem buddhistische Mönche, welche die konkreten Angriffsziele des Mobs definieren. Im innerdeutschen Sicherheitskomplex würden solche Leute üblicherweise als „Hassprediger“ bezeichnet. Allerdings ist nach Ansicht mancher Beobachter dieser Begriff noch viel zu milde. Gilt es doch spätestens seit den Nürnberger Prozessen als Eckpunkt des internationalen Rechts, dass sich auch Demagogen nicht von ihrer Verantwortung an mörderischen Untaten freisprechen können.
Jüngst mahnte die Gesellschaft für bedrohte Völker das Versagen des burmesischen Staates (und seiner internationalen Freunde) an, den buddhistischen Agitatoren Einhält zu gebieten.