Das ägyptische Regime foltert und entführt

Ausgabe 254

Foto: en.kremlin.ru

(ai/IZ). Ein neuer Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International legt offen, wie Ägyptens nationale Sicherheitsagentur (NSA) Menschen entführt, foltert und zwangsweise verschwinden lässt. Das Ziel sei die Einschüchterung von Gegnern sowie die Auslöschung der friedlichen Opposition. Seit dem Frühjahr 2015 sei es zu einem beispiellosen Anstieg der Repression gekommen.
Verschwindenlassen und Folter im Namen des Gegenterrorismus offenbare einen Trend, durch den laut Amnesty Hunderte Studenten, Aktivisten, Demonstranten, darunter Kinder unter 14 Jahren, spurlos verschwunden sind. Laut Angaben lokaler NGOs werden durchschnittlich drei bis vier Personen festgenommen. Üblicherweise stürmen schwerbewaffnete NSA-Einheiten ihre Häuser. Viele werden monatelang festgehalten, ihnen sind die Augen verbunden und sie sind in Handschellen – oft über einen langen Zeitraum hinweg.
„Dieser Bericht enthüllt die schockierenden und rücksichtslosen Taten, die die ägyptischen Behörden anzuwenden bereit sind, um eingeschüchterte Demonstranten und Dissidenten zum Schweigen zu bringen, sagte Philip Luther. Luther ist Direktor des Nahost- und Nordafrikaprogramms bei Amnesty International. Das zwangsweise Verschwinden sei zu einem Schlüsselinstrument staatlicher Politik in Ägypten geworden. Jeder, der es wage, offen zu sprechen, sei in Gefahr. Dabei werde der Anti-Terrorismus als Entschuldigung genutzt, um Leute, die die Behörden herausfordern, zu entführen, zu verhören und zu foltern.
In dem Amnesty-Bericht werden detaillierte Fälle von Personen beschrieben, die den staatlichen Zwangsmaßnahmen unterworfen wurden. Ihnen wurde – von wenigen Tagen bis zu sieben Monaten – der Zugang zur Außenwelt untersagt. Sie hatten weder Zugang zu ihren Anwälten, Familien oder unabhängigen Richtern.
Enthalten sind auch beängstigende Berichte von Folter. Dieser seien die Opfer teilweise stundenlang unterzogen worden. Das Ziel war die Erlangung von „Geständnissen“, die später als Beweis während der Verhöre durch Staatsanwälte gegen sie benutzt wurden. In einigen Fällen wurden auch Kinder gefoltert.
Aser Mohamed war 14 Jahre alt, als er verhaftet wurde. Der Junge wurde geschlagen, erhielt Elektroschocks am ganzen Körper und wurde an seinen Körpergliedern aufgehängt, um ein falsches Geständnis von ihm zu erzwingen. Man ließ ihn im Januar 2016 34 Tage lang verschwinden. Schließlich wurde er vor einen Staatsanwalt gebracht, der ihm weitere Elektrofolter anbot, sollte er sein „Geständnis“ zurückziehen.