Das Lehrgedicht „Al-Murschid Al-Mu’in” von Ibn ‘Aschir enthält wichtige Elemente des Islams. Von Dr. Asadullah Yate

Ausgabe 200

(iz). Imam ‘Abdulwahid ibn ‘Aschir war ein bekannter marokkanischer Gelehrter des 11. Jahrhunderts nach der Hidschra. In seinem bekannten Lehrgedicht „Al-Murschid Al-Mu’in” sind die drei Teilelemente des Islam – ­Islam (religiöse Lebenspraxis), Iman ­(inne­re Glaubenslandschaft des Herzens) und Ihsan (spirituelle Vollkommenheit) – verständlich und kompakt zusammengefasst, sodass sie einfach auswendig zu lernen sind.

In der zweiten Hälfte des letzten Kapitels (19) fingen wir mit den Sunnan (Plural von Sunna) des Gebets an. Bei ihnen gelten teilweise andere Regeln als bei den Pflichtelementen, was ihr Vergessen beziehungsweise ihr Auslassen betrifft. Schaikh Ibn ‘Aschir fährt fort mit den Sunnan des Gebets:

114. Jedes Taschahud, das erste und ­zweite Sitzen, aber nicht der Augenblick, in dem der abschließende Salam gesprochen wird.

Das Taschahud ist das Sprechen der Schahada [des doppelten Glaubensbekenntnisses] im sitzenden Teil des Gebets. Der besondere Augenblick, in dem man Salam (der Friedensgruß) sagt, ist natürlich ein Pflichtelement des Gebets.

Dann fährt er fort:

115. Das Sprechen von „sami’Allahu liman hamida“ (das Tahmid: „Allah hört denjeni­gen, der Ihn preist“) nach dem Erheben aus der Verbeugung.

Das Sprechen des Tahmid wird von der Person, die alleine betet, und vom Imam gesagt. Das heißt, nicht von den Leuten, die dem Imam im Gebet ­folgen.

116. Im vorangegangenen Abschnitt finden sich die Sunnan, die von besonderer Bedeutung sind (Mu’akkad). Diese gelten für jene, die alleine beten, und für den Iman. Die folgenden Sunnan sind nur ­empfohlene (Mandub), und dem entspricht ihr Urteil.

„Mu’akkad“ sind jene Sunnan, die so besonders sind, dass man eine Niederwerfung des Vergessens (bevor der ­letzte Salam gesprochen wird) machen muss, um dem Gebet Gültigkeit zu verleihen. Die empfohlenen Aspekte der Sunnan im Gebet (die aber nicht so fest verankert sind) verlangen keine gesonderte Niederwerfung, sollten sie ausgelassen werden.

Weitere Sunnan ­innerhalb des Gebets
Imam Ibn ‘Aschir geht über zu einer Beschreibung der weniger schwerwiegenden Sunnan der Salat:

117. [Zu den geringeren Sunnan gehören] Der [zweite] Ruf zum Gebet [Iqama], die Niederwerfung, während die [Flächen der] Hände auf dem Boden sind; und die Knie.

In einer Gruppe wird die Iqama übli­cherweise laut gemacht, aber Einzelper­sonen können sie auch leise sprechen. Was für die Handflächen gilt, gilt auch für die Knie und aufgestellten Füße – das heißt die Zehenspitzen.

118. Die Person, die folgt, muss dem zuhö­ren, was laut ist; dann dem Imam ­antworten und der Person, die links sitzt.

Dies gilt für jene, die hinter einem Imam ein Gebet machen, in dem laut rezitiert wird. An jenen Stellen in der Salat, in denen der Qur’an hörbar rezi­tiert wird, schweigen alle anderen ­außer demjenigen, der die Salat leitet. Die Antwort auf den Imam ist der Friedensgruß zum Ende des Gebets, der nach vorne gegeben wird. Es wird nur dann nach links gegrüßt, wenn man dort noch einen Nachbarn hat. Ein einzelner Betender grüßt entsprechend der Schule von Madina zum Ende seiner Salat nur nach rechts.

119. Die Verlängerung des Stillsitzens für einen Augenblick, um sich der Gegenwart bewusst zu werden; das Platzieren einer Sutra für den, der nicht hinter einem Imam betet, und fürchtet, dass jemand vor ihm vorbeigehen könnte.

Das bedeutet das Innehalten zwischen zwei Niederwerfungen. Mit „Gegenwart“ ist die Gegenwart Allahs und die Konzentration des Herzens gemeint. Mit einer Sutra ist jedes Objekt gemeint, hinter dem der Einzelne beten kann, damit niemand ­direkt vor ihm läuft und so seine Konzentration stören könnte. Aus diesem Grund erinnern Gelehrten die Moscheebesucher des Öfteren daran, dass sie sich zum individuellen Gebet in der Moschee so weit wie möglich nach vorne orientieren beziehungs­weise hinter einer Säule beten sollten, damit niemand in die Verlegenheit kommt, vor ihnen laufen zu müssen.

120. Das laute Sprechen des Salam, die Worte des Taschahud, und dass die betende Person für den Propheten betet.

„Laut“ bedeutet hier hörbar für andere. Der Wortlaut des Taschahud wurde von ‘Umar ibn Al-Khattab in ­Maliks Muwatta’ überliefert. Das Gebet für den Propheten ist das Salat An-Nabi (das Erflehen von Allahs Frieden und ­Segen für den Gesandten Allahs).

121. Der ‘Adhan für ein Pflichtgebet, das zu seiner Zeit gemeinschaftlich verrichtet wird, ist eine weitere Sunna.

Vor einem gemeinschaftlichen Pflicht­gebet wird mit dem ‘Adhan zum Gebet gerufen, wenn die Wahrscheinlichkeit besteht, dass weitere Personen hinzukommen können.