Das sind nicht wir

Ausgabe 286

(Facebook). Ich bin sehr dankbar für die hunderten von Whatsapp-Nachrichten, Telefonanrufe und Emails, die ich bezüglich der Sicherheit meiner Familie aus aller Welt erhalten habe. Muslime und Nichtmuslime versuchten, Kontakt mit mir aufzunehmen. Möge unser Schöpfer mit uns allen zufrieden sein.
Gestern war einer der schwärzesten Tage in der Geschichte Neuseelands. Es gibt einfach keine Worte, um das Geschehen angemessen zu beschreiben. Das Massaker in Christchurch entspricht nicht unseren Werten und hat viele Neuseeländer erschüttert. Es liegt nicht in ihrem Charakter, diese abscheuliche Verbrechen in solch einem schönen und friedlichen Land zu begehen.
Wir können sicher sein, dass die Geschehnisse von Christchurch ein geplanter Angriff ­waren. Der 28-jährige Australier handelte nicht in einem Vakuum. Er wurde an der Waffe in einem Maße professionell ausgebildet, wie er es so nicht einmal in der Armee lernen kann. Dem Australier waren die ­Getöteten egal – die Kinder, die Alten, die Kranken etc. Er wollte nur Muslime töten. Es ist der Anstieg an Hass, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung von Fremden und Islamophobie, die muslimische Gemein­schaften weltweit beunruhigen. Bis gestern mussten wir Kiwi-Muslime uns nicht damit beschäftigen.
Ich habe viele weiße Australier, die mehr sind als nur meine Freunde. Wir würden alles tun, um uns zu helfen. Jedoch muss ich einräumen, dass mir bei einem kürzlichen Australienbesuch überall Rassismus begegnete. Die australische Regierung ist extrem rassistisch. Man muss nur an die Worte von Senator Fraser Anning denken (der die Anwesenheit von Muslimen in Australien und Neuseeland für den Terroranschlag verantwortlich machte, Anm.d.Red.).
Am Ende des Tages betreibt Australien seit Langem eine Politik der „rein weißen Einwanderung“. (…) Im Kontrast dazu unterstützt die neuseeländische Regierung Muslime und begrüßt sie als Teil von Vielfalt. Neuseeland hat sehr freundliche Beziehungen mit der muslimischen Welt geknüpft und treibt mit einem großen Teil von ihr Handel. Es ist eine große Tragödie, dass das hier geschah – und dass es Muslimen widerfahren ist. Die Premierministerin trug sogar ein Kopftuch, als sie sich an die muslimische Gemeinschaft wandte – aus Solidarität. (…)
Als eine Mutter ist es wirklich sehr schwer für mich, wenn meine 10-jährige Tochter fragt: „Hat der Mann die Leute in der Moschee getötet, weil sie ­Muslime sind?“, „Warum hasst er Muslime?“ Und „wenn wir in der Moschee gewesen wäre, hätte er uns auch getötet?“. Mindestens 49 Menschen sind gestorben. Viele weitere kamen in ein Krankenhaus. Das jüngste Opfer war ein dreijähriger Junge, der seinen Vater zum Gebet begleitete. Die bangladeschische Cricketmannschaft war nur wenige Meter entfernt von der Schießerei – im wörtlichen Sinne nur Sekunden weg. Viele der Ermordeten waren keine Neuseeländer, sondern Fremde. Wir können uns nicht vorstellen, was in ihren ­Familien im Ausland vor sich geht.
Neuseeland ist immer noch unsere Heimat – im Vergleich zu anderen Teilen der Welt ist es immer noch ein sehr friedliches und schönes Land. Ich lebe vielleicht ein paar Jahre woanders, aber ich werde immer nach Neuseeland zurückkehren, da es meine Heimat ist und ich die Menschen hier liebe. Es ist ein schönes, friedliches, sauberes, grünes Land, das mich akzeptiert hat. Alle meine Kinder wurden hier geboren – dies ist das einzige Land, das sie kennen.