Der Granatapfel gehört zu den im Qur’an erwähnten Früchten – Von Najma Mohamed

Der Granatapfel (Ar-Rumman im Arabischen) wird an drei Stellen im Qur’an erwähnt. Im folgenden Vers „In beiden gibt es Früchte und Dattelpalmen und Granatäpfel“ (Ar-Rahman, 68) spricht Allah über Früchte, die die Menschen im Paradies finden werden. Einer der interessantesten Aspekte dieser Pflanze, die sich auf dem halben Erdball finden lässt, ist ihre Struktur unterhalb der Schale. Ist die glänzende, ledrige Haut, einmal entfernt, offenbart eine Vielzahl an zellenförmigen saftigen Körnern, die einen frischen, angenehm süß-sauren Geschmack besitzen.

Der Granatapfel findet in den ältesten Kulturen Erwähnung. Traditionell servierten die Chinesen diese Frucht anlässlich einer Hochzeit, da sie mit Überfluss, Reichtum und großem Nachwuchs verbunden wurde. Die alten Ägypter begruben ihre Toten zusammen mit Granatäpfeln, während in der griechischen Mythologie Demeter, die Göttin der Fruchtbarkeit, der Sage nach ihre Tochter Persephone an den Unterweltgott Hades verloren hat. Dieser hatte die schöne Persephone entführt und als er überzeugt werden konnte, sie auszuhändigen, gab er ihr einen Granatapfelsamen als Verbindung zu seinem Reich mit. Aus diesem Grund musste sie in der griechischen Mythologie bei ihm für ein ganzes Jahr verbleiben.

Granatäpfel sollen bereits in den antiken „hängenden Gärten“ angebaut worden sein. Während der Zeit des Propheten Musa wurde er in Palästina, Syrien und dem Libanon kultiviert. Die Stadt Rimmon, eine antike Stadt, die in der Nähe des heutigen Hebron gelegen haben soll, war bekannt für die Qualität ihrer Granatäpfel oder „Rumman“; daher auch ihr Name.

Der botanische Name des Granatapfels lautet Punica Granatum, während das Wort Granatapfel sich aus dem mittelfranzösischen Wort „pomme granete“ ableitet, was soviel wie gekernter Apfel heißt. Ursprünglich stammt der Granatapfel aus Persien, wurde aber auch in den Himalayaregionen und dem nördlichen Indien bekannt, wo er vielfältige Anwendung findet. Er breitete sich ins das Mittelmeerbecken aus. Er wächst sowohl in Gegenden mit einem halb-trockenen Klima als auch in subtropischen Gebieten. Er kann sich auch in Regionen mit kalten Wintern und heißen Sommern anpassen. Die Pflanze kann sowohl die Form eines Busches annehmen, aber auch als Baum wachsen. Dieser kann zwischen sechs und neun Meter hoch werden. Normalerweise verliert die Pflanze ihre Blätter im Herbst, kann aber in gleichbleibenden Klimata auch als immergrüne Pflanze bestehen. Nach fünfzehn Jahren trägt der Baum immer weniger Früchte, aber es sind auch langjährige Spezies bekannt, die älter als 200 Jahre geworden sind.

Die Blüten des Baumes sind violett oder weiß, können aber auch in einer Mischung beider Töne gefärbt sein. Eine der Anwendungen der Pflanze ist die als Färbemittel. Der Auszug der Blüte ergibt eine schöne rote Farbe, die über Jahrhunderte in Zentralasien verwendet wurde. Seine Blätter sind glänzend, schmal und mit einer ledrigen Oberfläche. Die erstaunliche Farbe der Früchte und Blüten des Granatapfels sind ein Verweis auf den folgenden Qur’an-Vers: „Und was Er euch auf Erden erschuf, verschieden an Farbe, darin ist fürwahr ein Zeichen für Leute, die sich ermahnen lassen.“ (An-Nahl, 13)

Ein bedeutendes Merkmal des Granatapfels ist der Aufbau seiner Frucht. Die beinahe runde Frucht ist umgeben von einer harten, ledrigen Schale, die einen Farbton besitzt, der von einem leichten bis zu einem tiefen Rosa und auch zu einem satten Rot reichen kann. Diese Schale ist auch verantwortlich für die hohe Lagerfähigkeit der Frucht, die für bis zu sechs Monate eingekellert werden kann. Sobald die schützende Schale entfernt wird, offenbart sich das Innere. Getrennt durch Membrane, die aus einem weißen, bitteren Gewebe gemacht sind, besteht das Fruchtfleisch aus kleinen roten und saftigen Körnern (ähnlich denen des Mais). Ein Baum kann zwei bis drei Jahre nach der Pflanzung Früchte tragen.

Die Anwendungen des Granatapfels, genauso wie die der Dattel und der Olive, beide im Qur’an erwähnt, sind vielfältig. Die Frucht ist nährstoffreich und hat einen geringen Kalorienwert. Protein- und Fettwerte sind zu vernachlässigen, während sie eine reiche Quelle für Natrium, aber auch für Riboflavin, Thiamin, Niazin, Vitamin C, Kalzium und Phosphor ist. Die Furcht ist wohlschmeckend, besonders wenn sie leicht gekühlt serviert wird.

Der Saft der Frucht gehört zu den Lieblingsgetränken in den Ländern des Nahen Ostens und kann bei Straßenhändlern gekühlt erworben werden. Er wird auch verwendet für Gelees, Saucen, Aromen und Sirup. Dieser Saft ist ein wirksames Antioxidant. Antioxidanzien schützen den Körper vor freien Radikalen; das sind schädliche Moleküle, von denen angenommen wird, dass sie zu Herzproblemen, vorzeitiger Alterung und Krebs beitragen können.

Die getrockneten Samen haben kulinarische Bedeutung in der nordindischen Küche, wo sie gemeinsam mit Gemüsen und Legumen als Gewürz dienen. Granatapfelsamen können auch als Ersatz für Rosinen in Kuchen und anderen europäischen Süßspeisen verwendet werden. Neben seinem Nährwert besitzt der Granatapfel auch medizinischen Nutzen. Seine Anwendungen werden traditionell in der Homöopathie, wie auch in der Unani-Medizin verschrieben. Die Unani-Medizin hat ihre Wurzeln in griechischer, ägyptischer, arabischer und indischer Heilkunde und ist ein Heilsystem, welches auf wissenschaftlichen Daten und ganzheitlichen Prinzipien beruht. Granatäpfel werden in der Unanimedizin benutzt, um Durchfall, Ohrenschmerzen, Sehschwierigkeiten, Fieberanfälle und Verdauungsprobleme zu behandeln. Bei der auf Sri Lanka angewandten Heilmethode sammelt man die Knospen des Baumes und kocht einen Tee daraus, der bei Durchfall und Bronchitis hilft. Die schönen Baumblüten können genutzt werden, um entzündete Augen zu heilen.

Granatäpfel werden zusammen mit Datteln und den Oliven im folgenden Qur’an-Vers erwähnt, der über die Abgaben spricht, die auf jede Ernte gezahlt werden müssen, und über den Schaden der Verschwendung: „Und er ist es, welcher Gärten mit Rebspalieren und ohne Rebspaliere wachsen lässt und die Palmen und das Korn, dessen Arten verschieden sind, und die Oliven und die Granatäpfel, einander gleich und ungleich. Esst von ihrer Frucht, so sie Früchte tragen, und gebt davon nach Gebühr am Tag der Ernte. Und seid nicht verschwenderisch; siehe, Er liebt die Verschwender nicht.“ (Al-An’am, 141)

Das Königreich der Pflanzen, „das schöne Kleid der Erde“, ist eine der Segnungen Allahs. Der Qur’an behandelt viele Arten der Pflanzen wie die Weintrauben, Feigen, Ingwer, Gurken, Knoblauch, Linsen und den Siwakstrauch. Landwirtschaftliche Pflanzen, Getreide, Samen und Futterpflanzen finden ebenso Erwähnung. Mehr noch, im Qur’an spricht Allah von der Bestäubung, der Fortpflanzung und Befruchtung im Pflanzenreich.

Pflanzen erfüllen, gemeinsam mit der gesamten Schöpfung, im wesentlichen zwei Funktionen. Sie sind lebende Wesen mit einem eigenen Existenzrecht, die Allah auf eine Weise anbeten und verehren, die wir nicht erfassen können. Sie sind aber auch auf der Erde platziert worden, um Menschen und Tieren Nutzen zu bringen, wie dies in der Sura ‘Abasa beschrieben wird: „So betrachte der Mensch doch einmal seine Nahrung! Siehe, Wir gossen das Wasser in Strömen aus. Dann spalteten Wir die Erde vielfach. Und ließen auf ihr Korn wachsen. Und Reben und Pflanzen. Und Ölbäume und Palmen. Und dicht bepflanzte Gärten. Und Früchte und Gras, als Versorgung für euch und euer Vieh.“ (Al-’Abasa, 24-32)

Die Hälfte aller Medikamente weltweit wird aus Pflanzen gewonnen und 80 Prozent der Weltbevölkerung vertrauen bei ihrer grundlegenden Gesundheitsvorsorge auf traditionelle Heilmitteln, die aus dem pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Königreich stammen. Obwohl immer noch die Mehrzahl aller Pflanzen unbeschrieben und ihr Nutzen unbekannt ist, stehen 40.000 Spezies auf der Liste der aussterbenden Arten (2003).

Vom Prophetengefährten Anas ibn Malik wird folgende Aussage überliefert: „Allahs Gesandter, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, sagte: ‘Es gibt niemanden unter den Muslimen, der einen Baum pflanzt oder einen Samen aussäht und dann ein Vogel, eine Person oder ein Tier davon isst, ohne dass es ihm als wohltätiges Geschenk gutgeschrieben wird.“ (Bukhari)