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Die Buch-Macher – Englands Diwan Press

Ausgabe 292

Foto: bearphotos | Freepik

(iz). Gegründet im Jahre 1975 gehört der britische Verlag Diwan Press auch heute noch zu den wichtigen Elementen der Verlagslandschaft englischsprachiger Muslime. Er ist ­bekannt für seine klassischen wie zeitgenössischen Bücher über Islam und Tasawwuf (Sufismus). Viele Titel aus dem Verlagsprogramm sind mittlerweile auch als ePub und Kindle-Versionen erhältlich.

Diwan Press bietet neben der Qur’anübersetzung des Ehepaars Aisha und Schaikh ­Abdalhaqq Bewley Übersetzungen der Grundlagenwerke „al-Muwatta“ von Imam Malik sowie die „Schifa!“ von Qadi ‘Ijad an. Meiner Maßgabe nach gehört „The Noble Qur’an – a new Rendering of its meanings in English“ zu den besten seiner Art. Insbesondere deshalb, weil die sprachlich einfache wie elegante Übersetzung den Rückgriff auf veraltete und obselete christliche Begrifflichkeiten vermeidet und so die Bedeutungen frisch hält. Gerade als deutsche Leserin vermisst man etwas Vergleichbares in hiesigen Breiten.

Zu den anderen, festen Titeln des Programms von Diwan Press gehören unter anderem auch „The Natural Form of Man – Islam’s Basic Practices and Beliefs“ von Schaikh Abdalhaqq Bewley, „The African Caliphate“ von Ibraheem Sulaiman über das Kalifat und die Person Schaikh ‘Uthman Dan Fodio ­sowie „The Way of Muhammad“ eine Interpretation der islamischen Grundlagen im Lichte des Sufismus von Schaikh Dr. Abqdalqadir as-Sufi.

In einer „Kernedition“ spezialisiert sich der englische Verlag auf das Fiqh (Recht) in der Schule von Medina, wie sie von Imam Malik überliefert wurde. Entsprechend des Lernverlaufs bieten die Buch-Macher für den Einstieg aber auch das weiterführende Niveau. Den Anfang macht das „Mukhtasar“ von Al-Akhdari. Danach geht der Schüler über zu „Al-Murshid al-Mu’een“ von Abdalwahid ibn ‘Aschir, von dem aus er sich mit der „Risalah“ von Ibn Abi Zaid Al-Qairawani beschäftigt. Alle diese Texte stehen dank Diwan Press in englischer Übersetzung zur Verfügung. Dem Text des „Al-Murshid al-Mu’een“ steht ein enorm umfangreicher Kommentar von Schaikh Ahmad ibn Al-Baschir Al-Qalawai Asch-Schinqiti zur Seite.

Diwan Press hat den Vorteil, dass der Verlag mit Schaikh ‘Abdalhaqq Bewley, seiner Frau Aisha, Dr. Hajj Asadullah Yate u.a. mit ÜbersetzerInnen zusammenarbeitet, die gleichzeitig auch eigenständige islamische Gelehrte sind. Aisha Bewley beispielsweise zählt heute zu den produktivsten und gebildetsten Übersetzerinnen aus dem Arabischen weltweit. Zu den von ihr übersetzen Werken gehören neben dem Qur’an Imam Maliks „Muwatta“, die „Schifa“ von Qadi ‘Ijad, Imam An-Nawawis „Rijad As-Salihin“, Imam Al-Qurtubis Tafsir sowie viele weitere Werke, die teils auch von Verlagen in den USA herausgegeben wurden. Dr. Hajj Asadullah Yate, ein derzeit in Deutschland lebender Imam, hat unter „Al-Qawanin al-Fiqhijja“ (Die Urteile des Rechts) von Ibn Dschuzaij al-Kalbi (dessen erster Band über ‘Aqida und ‘Ibadat am 19. Oktober 2019 erscheint) sowie das Scharh, d.h. den Kommentar des „Murshid al-Mu’een“ von Schaikh Asch-Schinqiti ­übersetzt. Derzeit arbeitet er an dem umfassenden, sufischen Qur’antafsir des marok­kanischen Gelehrten Ibn ‘Adschiba.

Neben dem Fiqh der Schule von Medina hat sich Diwan Press auf den Sufismus der Sunna spezialisiert. Einer der Verlagsdauerbrenner ist das bekannte Buch „Darqawi Way“. Es enthält die Briefe von Schaikh Moulay Al-’Arabi Ad-Darqawi an seine Schüler. Gerade erschienen ist eine Neuausgabe des Diwan (Bughyat al-Murideen as-Saa’ireen wa Tuhfat as-Salikeen al-’Arifeen) von Schaikh Muhammad ibn al-Habib al-Amghari al-Idrisi al-Hasani. In dieser arabisch-englischen ist sein Wird (tägliche Rezitation) und die Qaidas enthalten. Der Diwan von Shaykh Muhammad ibn al-Habib ist unter den Sufis seit langem für seine Ausgewogenheit zwischen Gedichten, die direkte spirituelle Erfahrungen ausdrücken, und solchen, die den Weg weisen, berühmt.

Ein anderer Klassiker ist Imam An-Nawawis jüngst erschienenes Buch „Bustan al-’Arifin“ (Der Garten der Wissenden). Es ist An-Nawaris Arbeit über Tasawwuf. Er bezieht sein Material aus dem Qur’an – mit umsichtiger Auswahl von Hadithen sowie den Aussagen der ersten Generationen und späterer, bedeu­tender Leute. Der syrische Imam war ein beispielhafter Gelehrter der Hadith-Wissenschaft, des asch’aritischen Kalam sowie der schafi’itischen Rechtsschule. Er ist heute ­unter anderem für seinen Kommentar des Sahih Al-Bukhari, der 40 Hadithe, des Rijad As-Salihin sowie den Adhkar bekannt.

Diwan Press erfüllt insbesondere für Muslime im Westen eine wichtige Funktion. Einerseits bietet der Verlag Zugang zu wesentlichen und allgemein anerkannten Grundlagenwerken des Islam sowie zeitgenössischen Titeln. Andererseits tut er das in einer bezahlbaren Weise und in einer Sprache, die für heutige Leser leicht zugänglich ist. Die Buch-Macher aus England liefern uns ein Beispiel, dass wir in Deutschland nachahmen sollten.

Link: diwanpress.com