Die hilflose UN bleibt alarmiert

Ausgabe 226

(KNA). UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay hat ein alarmierendes Bild von der Lage in der Zentralafrikanischen Republik gezeichnet. Morde an Zivilisten hielten an; der Hass bleibe „auf einem erschreckenden Niveau“, sagte Pillay nach einem zweitägigen Besuch in Bangui. Zeichen für eine zunehmende Verrohung seien Folterungen, Verstümmelungen und Fälle von Kannibalismus. Kinder seien geköpft worden, Vergewaltigungen in Vertriebenencamps nähmen zu, so Pillay.

Rund 15.000 Muslime säßen in der Hauptstadt Bagui und anderen Orten im Norden, Nordwesten und Süden des Landes fest, so die UN-Menschenrechtskommissarin. Trotz Schutzes durch internationale Truppen seien sie in einer „extrem gefährlichen und unhaltbaren Situation“. Hauptverantwortlicher für die Morde seien Anti-Balaka-Milizen. Deren Kämpfer wandelten sich zu kriminellen Gangs, die auf Muslime und auch Christen und andere Nichtmuslime Jagd machten.

Besorgt äußerte sie sich über schleppende internationale Hilfe. Dringend nötige humanitäre Unterstützung sei erst zu 20 Prozent finanziert. Teils hätten Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen nicht einmal Transportmittel, um sich ein Bild von der Lage im Land zu machen. An die Staatengemeinschaft appellierte Pillay, eine voll ausgestattete Friedenstruppe von 10.000 Mann und 2.000 Polizeikräften zu entsenden.

„Inmitten der Katastrophe gibt es eine goldene Chance, die nicht vertan werden darf“, sagte Pillay. Dafür müsse die Übergangsregierung sicherstellen, dass „die alte Ordnung korrupter Staatsführung“ nicht neu erstehe. Diese Aufgabe dürfe nicht der internationalen Gemeinschaft allein überlassen werden. Zugleich drohten bei einem Scheitern der Zentralafrikanischen Republik „Jahrzehnte der Instabilität“ und ein neuer religiöser Extremismus mit Wirkungen auf die ganze Region, so Pillay.