Die Lage der jemenitischen Gesellschaft verschlechtert sich zusehends. Von Ramzy Baroud

Ausgabe 205

(MV Media). Jemenitische Kräfte sind auch weiterhin in Kämpfe mit bewaffneten Extremisten verwickelt, die Al Qaida nahestehen sollen. Ihre letzten Erfolge überschnitten sich im Februar 2012 mit der Amtseinführung von Abd Rabbuh Mansur al-Hadi, dem neuen Präsidenten des Landes. Al-Hadi wurde die Aufgabe übertragen, den Jemen zu einem friedlichen Übergang zu führen. Für 2014 wurden eine neue Verfassung und Präsidentschaftswahlen angekündigt.

Angesichts der schwierigsten Umstände – die ehemalige ­Herrscherfamilie, den US-geführten Krieg gegen Al Qaida, sektiererische Spannungen, die ungelöste politische Spaltung zwischen Süd und Nord sowie die gnadenlose Armut – bemüht sich die Jugend im Jemen, ein optimistisches Kapitel für die ansonsten düstere Geschichte des heuti­gen Jemen zu schreiben. Obwohl sie ­allen Anlass zum Stolz haben, müssen sie gleichzeitig vor den Herausforderun­gen der kommenden zwei Jahre auf der Hut sein.

Die nächste Phase wird das Land entweder in Richtung einer wirklichen Reform bringen. Dazu gehört die Lösung des sich lange hinziehenden regionalen Konflikts und der weit verbreiteten ­Ungleichheit. Oder aber es erleidet ein noch schlimmeres Schicksal als unter der jahrzehntelangen Herrschaft des ­Saleh-Clans. Frühen Anzeichen sind besorgniserregend. Regionale Experten befürchten, dass der Jemen die gleiche Richtung wie Somalia einschlagen könnte.

„Mit zwei parallelen Konflikten – gegen die schiitische Houthi-Rebellen im Norden und die Sezessionsbewegung im Süden – halten die Militarisierung des Jemen und der Wille der USA zur Schaffung eines weiteren Schlachtfelds, auf dem sie sich mit Al Qaida ­bekriegen können, weiterhin an“, schrieb David Hearst in der britischen Tageszeitung „The Guardian“.

Während der populären Rebellion gegen Präsident Abdullah Saleh im letzten Jahr, reagierten die Jemeniten irritiert auf die US-amerikanischen Hilfe für das in Misskredit geratene Staatsoberhaupt. Außerdem sind die Menschen unglücklich über die ­anhaltende Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten ihres Landes. Die aktu­elle, offene Koordination zwischen dem jemenitischen Präsidenten und den USA im „Krieg gegen den Terror“ könn­te sich für beide Seiten langfristig als negativ erweisen.

Vor Kurzem meldete der Sender Al Jazeera, dass „Washington seine Drohnenangriffe im Jemen gesteigert hat, nachdem Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi im Februar ins Amt eingeführt wurde. Und das Pentagon erklär­te, dass es seit Kurzem wieder Militärberater in das arabische Land ­entsendet“ habe. Diese Fakten sind alles andere als hilfreich für das Images eines Staatsoberhauptes, das die Hoffnung hat, sein Land von der Abhängigkeit von Washington zu befreien.

Die Idiotie der Führung eines konventionellen Krieges gegen ein dezentrales Netzwerk von Kämpfern, ohne dass die Ursachen für die Gewalt in ­einem erschütternd armen Land wie dem Jemen beachtet werden, kann nicht überschätzt werden.

Die Stärke solcher militanter Gruppen wird oft durch zwei Faktoren beeinflusst: ihr Erfolg bei einer verarmten, verärgerten Jugend und ihre Beweglichkeit im Gelände. Selbst mit minimalsten Aufwand können die mit Al Qaida in Zusammenhang gebrachten Gruppierungen überall und jederzeit zuschlagen. Die jemenitische Regierung müsste eigentlich wissen, dass Gewalt Probleme verstärkt, anstatt sie zu lösen.