Die Rolle der Schulen

Ausgabe 279

Foto: Bernd Schwabe in Hannover, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 3.0

(KNA). Unter dem Schlagwort #MeTwo berichten viele Menschen mit Migrationshintergrund von diskriminierenden Erlebnissen im Alltag. In vielen Geschichten kommt der Schule eine Schlüsselposition zu – und den Lehrern. Geprägt hat den Begriff der 24-jährige Aktivist und Buchautor Ali Can. Unter diesem Hashtag schildern auf Twitter zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund, was sie im Alltag an Diskriminierung und Rassismus erlebt haben. Besonders oft im Fokus: die Schule.
„Schule ist der Ort, an dem Diskriminierung anfängt“, sagt die Publizistin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor. In diesem Kosmos komme Lehrern eine Schlüsselposition zu, sie hätten einen entscheidenden Einfluss auf den Lebensweg der Schüler. Umso bedenklicher: „Jede Person mit Migrationshintergrund kann eine Schauergeschichte zu Diskriminierung an der Schule erzählen“, sagt Kaddor.
Viele Beispiele auf dem Kurznachrichtendienst geben ihr Recht. Menschen mit Migrationshintergrund berichten von Lehrern, die ihnen trotz sehr guter Leistungen keine Gymnasialempfehlung ausgesprochen, ihre fachliche Eignung in Frage gestellt oder sie kleingeredet haben.
Einige Twitter-Beispiele: „Ein Typ in der Erstaufnahmeeinrichtung prophezeite mir damals, ich würde Deutsch niemals erlernen und höchstens (!) einen Hauptschulabschluss schaffen. Ich habe dieses Jahr meinen Master fertig“, schreibt eine Nutzerin. „Aus euch wird sowieso nichts werden“, zitiert ein anderer Nutzer einen Spruch aus der Berufsschule. An der Uni setzt sich das offenbar mitunter fort: „Sind Sie sich sicher, dass Sie studieren wollen? Machen Sie doch lieber eine Ausbildung!“, gibt eine Userin die Äußerung eines Professors wieder.
Der Bochumer Sozialwissenschaftler Karim Fereidooni sieht einen Grund für Diskrimi­nierung an Schulen darin, dass keine Auseinandersetzung mit Rassismus stattfinde. Zwar sei das Klassenzimmer ein Spiegel der Gesellschaft, Lehrer hätten aber immer noch mehrheitlich keinen Migrationshintergrund. Aus Sicht des Deutschen Lehrerverbandes habe sich an Schulen in puncto Rassismus in den vergangenen Jahren viel verbessert. Präsident Meidinger sagt, er hoffe, dass rassistische Aussagen von Lehrern „nirgends mehr akzeptiert“ seien.