Liebst du Allah?

Ausgabe 209

(iz). Liebe beruht auf Gegenseitigkeit. Wer liebt, wird geliebt. Wer seine Liebe nicht zeigt, wird auch keine Liebesbekundungen erhalten. Für jede Existenz sucht man nach Zeichen, die auf ihr Bestehen hinweisen. So wird auch erwartet, dass dem Geliebten die Liebe gezeigt wird, denn allein die Behauptung, ­jemanden zu lieben, reicht nicht aus, um von seiner Liebe zu überzeugen. Deshalb drücken wir unsere Zuneigung und Liebe in Taten und im Verhalten aus.

Oder betrachten wir es als Zeichen der ­Liebe, wenn der Partner mit einer Zeitung in der Hand vor dem Fernseher sitzt und ohne seinen Blick zu heben „Ich liebe Dich“ sagt? Ein Liebender zeigt sein Interesse und schenkt der geliebten Person die volle Aufmerksamkeit, gibt sein Bestes, um ihre Wünsche zu erfüllen und hütet sich davor, sie zu kränken.

Wenn uns jetzt jemand fragen würde, ob wir Allah lieben, wären wir über die Frage wohlmöglich entrüstet, da sie unserer Meinung nach nur mit „Ja!“ zu beantworten ist. Maulana Khalid-i Bagdadi, einer der großen Aulija (Gottesfreunde), hat das größte Merkmal der Liebe derart formuliert: „Der Liebende folgt seinem Geliebten.“ Somit ist die Hingabe zu Allah das einzige Maß für die Liebe zu Ihm. Wenn wir wissen wollen, wie sehr wir Allah lieben, müssen wir nur einmal in uns gehen und uns ehrlich fragen, wie sehr wir an Seinen Wünschen interessiert sind und wie inbrünstig wir ­diesen folgen. Um einem geliebten Menschen unsere Liebe zu erweisen, tun wir unser Möglichstes, doch von ­Allah erwarten wir, dass Er unsere Liebe tatenlos anerkennt.

Die Antwort dieser Frage gibt Allah uns in Sure Al ‘Imran (31): „Sprich: ‘Wenn ihr ­Allah liebt, dann folgt mir, damit (auch) Allah euch liebt und euch eure Schuld vergibt! Allah ist barmherzig und bereit zu vergeben.’“

Wenn wir Allah lieben, erwartet Er, dass wir Seinem geliebten Gesandten folgen, den Dingen nachgehen, die er für wichtig erklärte und uns von den Taten fernhalten, von denen er abriet. Der Sunna des Propheten Muhammad, Friede und Segen seien mit ihm, zu folgen, heißt gemäß des Qur’an zu leben. Imam Rabbani Ahmad Sirhindi beschreibt, wie man dem Propheten folgt: „Sich an Muhammad zu halten bedeutet, sich nach den Geboten des Islams zu richten.“

Der besonders wichtige Teil des Verses ist: „(…) folgt mir, damit (auch) Allah euch liebt und euch eure Schuld vergibt! (…).“ Demnach ist das Folgen des Propheten eine Bedingung, um die Liebe und Vergebung ­Allahs zu empfangen. Jene, die ihr Fernbleiben von gottesdienstlichen Handlungen mit der Behauptung, dass ihr Herz rein sei und sie selbst gutmütig seien, aufwiegen wollen, befinden sich im Irrtum.

Denn wenn jemand ein wahrhaftig reines Herz hat, wird dieses ihn ohnehin zu gottesdienstlichen Taten leiten. In folgendem Hadith Scharif ist die Antwort zu finden, ob ein „reines Herz“ das Befolgen von Geboten wirklich für nichtig erklärt: „Allah schaut nicht auf eure Gestalten und eure Güter, sondern auf eure Herzen und Taten.” (Imam Muslim)

Allah schaut nicht nur auf unsere Herzen, Er schaut ebenso auf unsere Taten und darauf, ob sie von Herzen verrichtet werden. Er schaut auf die Absicht, die hinter einer Tat steckt und auf die Aufrichtigkeit (Ikhlas) einer Handlung. Denn nach einem Zitat von Mansur Al-Halladsch ist die Aufrichtigkeit ein Sieb, durch das man jede Tat seiht. Aufrichtigkeit (im Herzen) und Tat gehören wie ein Körper zusammen. Eine Handlung ohne Ikhlas ist wie ein Körper ohne Füße – sie führen einen keinen Schritt weiter.