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Ein ganz besonderer Tag

Ausgabe 266

Foto: Wilfried Dechau

(iz). Der Freitag (arab. Jumu’a) ist ein wunderbarer Tag, ein besonderer und gesegneter in den Augen Allahs. Es gibt in der Woche keinen, der ihm gleich käme. Über ihn sagte der Gesandte Allahs, Heil und Segen auf ihm: „Der Tag des Jumu’as ist der Herr der Tage und der größte in den Augen Allahs.“ Er ist einer der Tage, die Er zu einem Feiertag (arab. ‘Id) gemacht hat. An ihm erfreuen wir uns daran und erkennen Sein Geschenk an die Menschheit an.
Dieses unschätzbare Geschenk kann leicht missachtet werden, wie es bei anderen Gaben auch der Fall ist. Wenn sie häufig und regelmäßig erhalten werden, hält man sie für gegeben. So kann es geschehen, dass wir ihn wie jeden anderen Tag der Woche behandeln. Das ist er aber nicht und verdient daher mehr Höflichkeit, Respekt und Schätzung von Seiten der Muslime.
Der Freitag ist der Tag, an dem Adam, der erste unserer Art, erschaffen wurde. An dem dieser in den Garten eingelassen wurde und an welchem er erstmals seinen Fuß auf diesen Planeten setzte. Jumu’a ist auch der Moment, wenn unser Herr den Bewohnern des Gartens zusätzliche Ehren gewährt und ihnen erlaubt, Sein Gesicht zu schauen. Am Freitag werden viele falsche Handlungen vergeben und hinweg gefegt. Es ist der Tag, als unser Herr die Gemeinschaft Seines geliebtesten Gesandten zu ehren auserwählte.
Der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, erklärte über diesen Punkt der Woche: „Die Sonne ist über keinen Tag aufgegangen, der besser ist als der Tag des Jumu’a. Allah hat uns dahin rechtgeleitet und alle früheren Völker davon hinweg geführt.“ Allah ehrt uns durch das Mittel des Freitags. Also sollten die Muslime ihn ehren und ihm gerecht werden.
Der gesamte Zeitraum, vom Sonnenuntergang des Donnerstags bis zu dem des Freitags ist besonders. Zweifelsohne aber ist der bedeutendste und wichtigste Teil dieses Tages der Abschnitt, der das Freitagsgebet enthält. Jene Versammlung in der Moschee, diese Kombination aus Zeit und Ort, findet nicht ihresgleichen in der Schöpfung. Wir sollten uns keinerlei Irrtümern hingeben. Es ist Dank der Einladung Allahs, dass wir uns dann versammeln. Die Moschee ist Sein Haus und es ist eine Audienz mit Ihm, zu der wir kommen.
Und was macht man, wenn man in den Palast zu einer Einladung mit dem König geladen ist? Man strengt sich besonders an. Am Freitag reinigen und pflegen sich die Muslime. Bewusst nehmen sie einen angenehmen Geruch an und tragen ihre beste Kleidung. Auch ist es gute Tradition, mit ausreichend Zeit in der Moschee anzukommen. All das heißt, dass sie diese Gelegenheit zum totalen Fokus des Freitags machen. Ein solches Verhalten entspricht der Anforderung von Zeit, Ort und Anlass. All diese erwähnten, praktischen Aspekte sind Teil der prophetischen Lebensweise.
Sie sind nicht nur Höflichkeiten, sondern auch Dinge, für die sich Muslime Belohnung von ihrem Herrn erhoffen können. Die Ganzkörperwaschung für das Freitagsgebet ist eine bestätigte Sunna und sollte so nah wie möglich am Gebet verrichtet werden.
Der nächste Aspekt ist die Körperpflege. Teil davon ist die Entfernung schlechter Gerüche sowie der Gebrauch schöner Düfte. Der Prophet sagte: „Es gibt fünf Dinge, die Teil der Fitra (der urtümliche Schöpfungszustand des Menschen): Das Trimmen des Schnauzbartes, das Schneiden der Nägel, die Rasur des Schamhaares, die Entfernung der Achselhaare und der Gebrauch des Zahnholzes (arab. Siwak).“
Zum Freitagsgebet ist es empfohlen, schöne Kleidung anzulegen. Wenn es eine Gelegenheit dafür in der Woche gibt, ist es diese. Allah weist die Kinder Adams im Qur’an an, schöne Kleidung in der Moschee zu tragen. Die Prophetengattin ‘Aischa, möge Allah mit ihr zufrieden sein, berichtete, dass der Gesandte Allahs zwei Kleidungsstücke hatte, die er nur zum Freitagsgebet trug. „Und wenn er fertig war“, sagte sie, „legten wir sie für den nächsten Jumu’a weg“.
Der letzte Aspekt ist, dass die Teilnehmer am Freitagsgebet zeitig vor Ort sein sollten. Darüber sagte der Prophet, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben: „Wer die Ganzkörperwaschung am Tag des Freitags auf die gleiche Weise vollzieht wie nach dem Geschlechtsverkehr und dann zum ersten Teil der Zeit geht, ist es so, als hätte er ein Kamel geopfert. Wenn er zum zweiten kommt, dann kommt dies der Opferung einer Kuh gleich. Wenn er zum dritten Teil kommt, kommt es einem gehörnten Bock gleich. Und wenn er zum vierten kommt, dann wäre es, als hätte er eine Henne geopfert. Und kommt er zum fünften Teil an, dann ist es, als böte er ein Ei an. Wenn der Imam herauskommt, setzen sich die Engel nieder, um der Ermahnung zuzuhören.“
Die Zeit des Freitagsgebetes lässt sich in drei Abschnitte teilen. Jeder hat seine spezielle Höflichkeit und Eigenschaft: vorher, währenddessen und nachher. Um den vollsten Nutzen aus dem Jumu’a zu ziehen, ist es empfehlenswert, allen dreien gerecht zu werden. Wir sollten diese Momente weise nutzen, weil dann die Engel unter uns sitzen, und unsere guten Taten aufzeichnen. Dabei sollte aber ganz stark vermieden werden, über andere Anwesende zu steigen. Sa’id ibn Al-Musajjib, einer der großen Männer des Wissens der Generation nach den Prophetengefährten in Medina, verabscheute dieses Drängeln sogar mehr, als das Freitagsgebet zu verpassen.
Nach dem Ankommen (und wenn man Platz dafür findet), sollte man zwei Gebetseinheiten zur Begrüßung der Moschee verrichten. Aber nur, bis der Imam die Moschee betritt und sich niedersetzt. Auch das richtige Sitzen will gelernt sein: Man sollte sich respektvoll halten, sich nicht gegen eine Wand oder eine Säule lehnen und nur dann die Beine zur Gebetsrichtung ausstrecken, wenn dies körperlich notwendig sein sollte. Die Momente vor dem Eintreten des Imams sollten mit Qur’anrezitation, der Erinnerung an Allah und Nachdenken verbracht werden.
Der zweite Teil beginnt, nachdem der Imam die Moschee betreten hat. Das ist die Zeit, wenn alle Handlungen aufhören, egal wie lobenswert sie ansonsten in den Augen Allahs sein mögen. Die einzige Handlung, die bleibt, ist die Aufmerksamkeit gegenüber dem Redner und seinen Darlegungen zuzuhören. Das heißt, die einzige gute Handlung, die in diesem Augenblick nutzt, ist die Teilnahme an der Khutba.
Der dritte Teil dieser Zeit tritt nach dem Ende des Gebets ein. Während Muslime sich vor und während des Gebetes mit ihrem Herrn beschäftigen, ist jetzt der Augenblick für die Stärkung der sozialen Bindungen gekommen. Es war die Praxis des Gesandten Allahs, nach dem Freitagsgebet keine freiwilligen Gebete mehr in der Moschee zu verrichten. Er war der erste, der ihre Mauern verließ. Stattdessen sollte man die Leute treffen, sie zu sich daheim einladen und sie speisen. Das gemeinsame Essen ist einer der besten Wege, die Bindungen zu stärken. Großzügigkeit und Gastfreundschaft sind jetzt wertvoller als an jedem anderen Tag. (hb/ak)