„Mehr als nur bio“

Ausgabe 236

(iz). Als mir vor einiger Zeit ein Freund erzählte, dass es in Köln einen Burgerladen gibt, der Halal-Essen anbietet, war ich zunächst einmal etwas skeptisch. Es gibt so einige Restaurants, die mit Halal-Zertifikaten werben, die aber, was die Qualität der Speisen dann angeht, leider nicht selten enttäuschend sind.
3H’s Burger & Chicken ist da in vielerlei Hinsicht eine Ausnahme.
3H’s steht für halal, handmade und home delivery. Der Inhaber von 3H’s, Omar Afkir, legt in seinem Konzept vor allem sehr großen Wert auf die Qualität der verwendeten Lebensmittel. Von zentraler Bedeutung ist dabei natürlich das Fleisch, und Afkir hat ganz genaue Vorstellungen, was er unter halal versteht: „Halal ist mehr als nur zu schächten. Es fängt bereits bei der Haltung des Tieres an und geht bis zur Nahrung, welches das Tier täglich erhält. Es muss zudem gut behandelt werden. Dazu kommen auch ärztliche Untersuchungen, damit man ausschließen kann, dass das Tier krank ist. Dann ist das Fleisch auch am Ende halal.“
Von Halal-Zertifikaten hält Omar Afkir nicht viel. Jeder interpretiere dies anders, und es gebe auch Geschäfte, die sich einfach irgendwelche Zertifikate aus dem Internet ausdrucken. Omar Afkir kann nur lächeln, wenn manche zu ihm kommen und sich beschweren, dass er kein Halal-Zertifikat habe. Aber er braucht kein Zertifikat, denn seine Bezugsquellen für Fleisch, Brot und Kartoffeln sind transparent. Er kann aufzeigen, wo seine Rinder stehen, wie sie behandelt werden und er schächtet das Fleisch selbst. „Wir haben auch keinen Zwischenhändler. Unser Fleisch gelangt ohne Umwege direkt zu uns, wo wir es mit den Händen verarbeiten. Wir frieren auch nichts ein. Wenn das Fleisch nicht direkt verkauft wird, müssen wir es entsorgen aber bis jetzt haben mussten wir das kaum, weil wir eine gute Waren-Einsatzkalkulation haben.“
Auch beim Brot ist man bei 3H’s wählerisch. Das Brot wird speziell für 3H’s bei einem Bäcker produziert, denn in der Backindustrie wird sehr viel mit L-Cystein gearbeitet. Das ist eine Aminosäure, die bis 2003 aus Menschenhaar gewonnen wurde, bis es die EU verboten hat. Jetzt wird es aus Schweineborsten gewonnen. Afkir betont, dass man ein Brot haben wollte, das kein L-Cystein enthält, aber auch aus geschmacklichen Gründen hat man sich für ein eigens für 3H’s gebackenes Brot entschieden.
Neben dem vorzüglichen Fleisch sind bei vielen 3H’s-Kunden vor allem die Pommes Frites beliebt. Auch bei der Auswahl der richtigen Kartoffelsorte hat sich Omar Afkir sehr viel Mühe gegeben. Für eine gute Pommes, so Afkir, eigenen sich nur ein paar Sorten von den etwa 5000 verschiedenen Kartoffelsorten. „Wie mit dem Fleisch, gelangt die Kartoffel direkt vom Bauern zu uns und wir verarbeiten sie mit den Händen. Wichtig ist auch das verwendete Fett. Das spielt eine große Rolle, um die Pommes Frites perfekt hin zubekommen.“
In Köln ist 3H’s mittlerweile sehr beliebt. Das kleine Ladengeschäft in der Koblenzer Str. ist eigentlich kontinuierlich voll und die nächsten Kunden warten meist draußen vor der Tür, bis ein Tisch frei wird. Seit wenigen Wochen gibt es ein größeres 3H’s Restaurant mit etwa 100 Sitzplätzen auf der Fischerstraße in Düsseldorf. Viele – vor allem junge Leute – reisen sogar aus anderen Städten an, um bei 3H’s zu essen. Es ist auch interessant, dass bei 3H’s die unterschiedlichsten Menschen zusammen kommen, Muslime wie Nichtmuslime. „Ich muss sagen, in Köln kamen von Anfang an nicht nur Muslime. Mit der Zeit hat sich das Verhältnis – um das in Zahlen auszudrücken – bei 60/40 Muslime/Nichtmuslime eingependelt. Uns geht es auch am Ende nicht, was für eine Religion der Kunde hat,  sondern dass er unsere Produkte mag und wieder kommt.“
In Köln und auch in Düsseldorf kommen auch prominente Sportler regelmäßig zu 3H’s, also sollte man sich nicht wundern, wenn in Köln der mehrfache Boxweltmeister Felix Sturm neben einem sitzt, oder die Fussballprofis Hakan Calhanoglu und Sven Bender von Bayer Leverkusen. „Wir freuen uns tagtäglich zu sehen, wie wir alle zusammen leben können. Zu uns kommen verschleierte Musliminnen, oder Prominente, Menschen die anderen Religionen angehören, auch solche, die mit Religion nicht viel zu tun haben – weil sie gemerkt haben, dass bei uns mehr ist, als nur Bio.“