Sicherheiten

Ausgabe 206

(iz). Die Organisation von Sicherheit ist eine der Daseinsberechtigungen des modernen Staates. Die Bürger bedienen mit ihrer lebenslan­gen Arbeitsleistung Versicherungen und Rentenkassen, um sich für jede denkbare Lage abzusichern. Aber der bürgerliche Entwurf eines funktionierenden Systems von Sicherheiten wird in unserer Zeit immer fragwürdiger. Diese Einsicht ist eine der ernsten Konsequenzen der aktuellen Finanzkrise.
Neben den bekannten Problemen unser Gesund­heitssystem zu finanzieren, zeigt sich das beispielsweise in der Altersvorsorge. Nicht nur die Arbeitszeit an sich wird länger, denn das wohlverdiente Rentenalter wird wohl bald erst mit 70 Jahren beginnen, sondern die ersparte Altersvorsorge schmilzt auch bei den zu erwartenden Inflationsraten bedenk­lich zusammen.
Der natürliche Feind der Rente wird künftig die Inflation sein. Auch in Berlin ist hinter den Kulissen längst klar, dass – nach dem Euro-Schwur – der einzige Weg aus der ­Krise das Gelddrucken ist. Fraglich ist nur, ob die Deutschen die Konsequenzen dieser ­Strategie voll verstanden haben: De facto könnte eine ganze Generation ihre Ersparnisse ­verlieren. Im ARD-Magazin Plusminus präsentierte Prof. Hanno Beck von der Fachhochschule Pforzheim ein schockierendes Beispiel: „Bei einer Inflationsrate von 6 Prozent reduziert sich der reale Wert ihrer Altersvorsorge in ungefähr 12 bis 14 Jahren um die Hälfte.“
Wie werden die Deutschen auf die drohende Enteignung reagieren? Was heißt es für eine Gesellschaft und die Demokratie überhaupt, wenn das Zwangssystem der Renten­versicherung einfach zur Staatsfinanzierung eingesetzt wird? Natürlich werden die Rentner kaum eine Revolution ausrufen; aber, die Arbeitsmoral, das soziale Leben überhaupt und das Gerechtigkeitsgefühl der Arbeitenden wird in den nächsten Jahren herausgefordert. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.
Fakt ist: Die Produkte der Versicherungswirtschaft müssen mehr denn je vorgaukeln, dass man die Einsätze der Versicherten dauerhaft und zuverlässig vermehren könne. Der berühmte Blümsche Spruch, die „Renten sind sicher“ wirkt längst aber nur noch wie aus einem Märchen aus vergangener Zeit. Sogar die Angst über „griechische Verhältnisse“ in Deutschland wächst. In Athen wurde in diesen Tagen ja beschlossen, dass es in dem Land einfach gar keine Renten mehr über 2.200 Euro geben soll.
Immer mehr Deutsche verlieren so das Vertrauen in Politik und Versicherungen und schließen sich der Idee einer alternativen Altersvorsorge an. Das Prinzip ist einfach. Sie vertrauen nicht mehr dem bunten Werbematerial der Versicherer, sondern kaufen mit staatsunabhängigen Einkaufsgenossenschaften Gold und Silber. Auch die Muslime dürften mit ihren alten sozialen Institutionen und Stiftungen bald nicht mehr belächelt werden. Gut organisiertes Gemein­schaftsleben ist in jeder Krise eine echte ­Sicherheit