Ein Kommentar von Cemil Sahinöz

(iz). Daniel ärgert, mobbt, schikaniert und provoziert seinen Klassenkameraden Peter mit Worten. Und das seit Wochen und Monaten. Irgendwann platzt Peter der Kragen und im Klassenzimmer wirft er ein Buch gegen Hans. Unser modernes Rechtssystem würde in den meisten Fällen Peter für schuldig erklären, da Daniels Verhalten nicht „handfest„ erfassbar ist. Nicht alles ist aber juristisch zu klären. Es gibt auch ein immaterielles Rechtssystem: das Gewissen. Unser Gewissen würde uns sagen, dass Daniel mindestens 50 Prozent, wenn nicht sogar viel mehr, der Schuld trägt.

Übertragen wir dieses Beispiel auf die letzten 1zehn Jahre, dann sehen wir, dass weltweit Muslime unter dem Deckmantel der „Meinungs- und Pressefreiheit„ ständig gedemütigt und diskriminiert werden. Dieser psychologische Krieg führt dazu, dass Muslime, meist Asiaten mit einem hohen Temperament, sich wie Peter im Beispiel verhalten. Dieses Verhalten – Proteste mit Gewalt oder Anzünden von Staatsflaggen – soll gar nicht verschönt oder verharmlost werden. Jedoch müssen die Ursachen gewissenhaft und unparteiisch analysiert werden.

So führt die ständige Bloßstellung der muslimischen Kultur zu Radikalisierungen und Ausgrenzungen. Differenzierte Islam- und Integrationsdebatten finden nicht statt. Die Integrationsdebatten sind zu reinen Islamdebatten geworden. Die Islamophobie hat längst zur Islamfeindlichkeit gewechselt. Diese Blasphemie, Demütigungen und Bloßstellungen führen zu Protesten weltweit. Denn jeder Mensch hat eine Geduldsgrenze. Die ist irgendwann auch bei dem Geduldigsten erreicht. Dann kann jeder an sich selbst nachvollziehen.

Daher muss sich auch Daniel an der eigenen Nase fassen. Den Peter monatelang zu schikanieren und sich dann aufzuregen, dass er ein Buch nach ihm geworfen hat, ist ein höchst barbarisches und mittelalterliches Verhalten. Daher braucht die Gesellschaft mehr Gewissen. Mehr gewissenhafte Menschen. Personen und Gruppen, die sich von jeglicher Art von Demütigung, Bloßstellung und Radikalität distanzieren und sich für mehr Gerechtigkeit, Gewissen und Verständnis einsetzen.

Nur wenn auch die gewissenhaften Menschen unter den Nichtmuslimen diese Arten der Bloßstellungen und Diskriminierungen verurteilen – auch öffentlich – können Volksverhetzungen reduziert werden. Je mehr Schweigen, desto mehr Provokationen, desto mehr Radikalität. Dies ist die Formel, wenn das Gewissen fehlt.

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