Ein schwieriges Jahr

Ausgabe 295

Foto: European Parliament, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 2.0

Zu den guten Nachrichten des Jahres 2019 gehört ein nachhaltigeres Wirtschaftswachstum in Afrika, das derzeit von Innovationen angetrieben wird. Von Farhana Haque Rahman

(IPS). Auf jedem Fall war dies ein verheerendes Jahr: Brände im Amazonasbecken, der Arktis und darüber hinaus Überschwemmungen und Dürre in Afrika, steigende Temperaturen, Kohlenstoffemissionen und Meeresspiegel, Beschleunigung des Artenverlustes sowie Massenflucht von Menschen.

Auf dem am 2. Dezember in Madrid eröffneten jährlichen UN-Klimagipfel wurden Delegationen aus fast 200 Ländern zur Bekämpfung des Klimanotfalls aufgerufen. Trotz Warnungen, dass der Planet kritische Wendepunkte erreicht habe, blieben Befürchtungen, dass die zwei Wochen Verhandlungen im bekannten Gefühl von Enttäuschung und verpassten Gelegenheiten endeten.

„Wollen wir wirklich als die Generation in Erinnerung bleiben, die ihren Kopf im Sand vergraben hat, die herumgespielt hat, während der Planet gebrannt hat?“, erklärte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres. Die Regierungschefs der größten verschmutzenden Staaten der Welt – einschließlich Donald Trump aus den USA, Chinas Xi Jinping und Russlands Wladimir Putin – waren im erheblichen Maße abwesend.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro weigerte sich, das Treffen auszurichten. Er blieb ebenfalls fern, anstatt sich einem kritischen Empfang zu stellen. Die Proteste gegen die Brände im brasilianischen Amazonasgebiet und die Ermutigung der Regierung zur Abholzung neuer Waldgebiete breiten sich weltweit aus – insbesondere in Europa. Jugend ist das neue Gesicht des Aktivismus. Inspiriert wird sie von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg sowie anderen.

Die wachsende Sahara löst Familien auf und beschleunigt Konflikte. Die ­Sahelzone an ihrem südlichen Rand ist die Region, in der die Temperaturen schneller steigen als anderswo auf der Erde. Projekte wie UN-Konvention zum Kampf gegen Wüstenwachstum zielen auf die Verhinderung der Verschlechterung von Böden beziehungsweise der Umkehrung dieses Phänomens ab. Das sind nur einige der Maßnahmen, das Wachstum von Wüsten zu beenden.

Im November warnten humanitäre Helfer, dass mehr als 50 Millionen Menschen im südlichen, östlichen und zentralen Afrika in Folge extremer Wetterbedingungen Hungerkrisen ausgesetzt seien. Diese würden durch Armut und bewaffnete Konflikte verschlechtert. Während ein großer Teil am Horn von Afrika, in Sambia und in Simbabwe von Dürre heimgesucht wird, sinken kleine Inselstaaten – insbesondere im Pazifik – unter den steigenden Meeresspiegel oder werden anfälliger für Wirbelstürme und Taifune.

Eine der Folgen: Ungesteuerte Migration ist auf dem Vormarsch und hat Tausende auf gefährlichen Reisen in den Tod getrieben. Auf den unsicheren Routen des Mittelmeeres oder der afrikanischen Atlantikküste sind 2019 tausende Menschen ums Leben gekommen. Mittlerweile warnen internationale Organisationen in ihren Herkunftsländern vor den Gefahren dieser beschwerlichen Reise.

Kriminelle Menschenschmuggler verdienen riesige Summen mit dem Schicksal von Migranten. Sie nehmen nur wenig Rücksicht auf die Sicherheit der Menschen. Andere Betroffene – insbesondere Frauen und Mädchen – fallen in die Hände ausbeuterischer Menschenhändler. 2019 war Zentralamerika eine der Regionen, aus der viele Menschen in die USA auswanderten. Dieses kriminelle Gewerbe ist das drittgrößte Verbrechen der Welt. Weltweit sind schätzungsweise 40 Millionen Menschen in aller Welt versklavt. Nach Ansicht von UN-ExpertInnen wird diese neue Leibeigenschaft durch die Globalisierung, die ökologische Verschlechterung und Migrationswellen weiter verschlimmert. Nach Angaben der NGO Walk Free müssten täglich 10.000 Menschen befreit werden, sollten die UN-Entwicklungsziele (SDGs) zur Abschaffung von Sklaverei im Jahre 2030 erreicht werden.

Die UN-Flüchtlingsagentur UNHCR geht davon aus, dass derzeit mehr als 70 Millionen Menschen durch bewaffnete Konflikte vertrieben sind – die größte Zahl seit dem Zweiten Weltkrieg. Unter ihnen haben beinahe 26 Millionen ihre Heimat verlassen (die Hälfte von ihnen ist jünger als 18 Jahre). Als Antwort ­haben viele Staaten Hindernisse und Mauern errichtet.

Und die Notlage von rund einer ­Million muslimischen Rohingya-Flüchtlingen, die aus Burma nach Bangladesch vertrieben wurden, zeigt wenig Anzeichen einer Lösung. Die Lähmung des UN-Sicherheitsrats, bei der China seine Interessen in Burma durch ein Veto schützen kann, hat Interventionen des Internationalen Strafgerichtshofs und des Internationalen Gerichtshofs nötig gemacht, die voraussichtlich über die Gräueltaten entscheiden werden.

Die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen haben sich feierlich geschworen, bis 2030 Hunger und extreme ­Armut abzuschaffen. Diese können aber nicht erreicht werden, solange sich Kleinbauern in aller Welt nicht an den Klimawandel anpassen können. Seit 2016 steigen die weltweiten Zahlen hungriger Menschen wieder an. Alles in allem sind die SDGs in Schwierigkeiten. Der UN-Generalsekretär warnte im Juli davor, dass „eine viel tiefere, schnellere und ehrgeizigere Reaktion erforderlich sein wird, um den sozialen und wirtschaftlichen Wandel in Gang zu setzen, der zur Erreichung unserer Ziele für 2030 nötig ist“.