Zum Vorlesen für Kinder

Ausgabe 234

(iz). Das Feiern des Geburtstags des Propheten ist bei Muslimen weltweit eine festliche Angelegenheit. Man legt gute Kleider an und begeht den Tag mit Gebeten und der Rezitation des Qur’ran. Darüber hinaus eignet sich dieser Tag besonders zum Gedenken des Propheten. Diesem Zweck fühlt sich auch diese Fantasiereise gewidmet.
Eine Fantasiereise ist einerseits eine imaginative Technik zur körperlich-seelischen Entspannung und andererseits können durch dieses Medium in der pädagogischen Arbeit historische Ereignisse, Kulturen und Personen besonders lebendig erfahrbar gemacht werden.
Ziel dieser Reise ist es, die Person und das Wesen unseres geliebten Propheten Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, näher zu erfahren und kennen zu lernen. Die Fantasiereise ist für Groß und Klein geeignet und kann sowohl zu Bildungszwecken in Gruppen, als auch im Rahmen der eigenen Familie zum Zwecke einer gemütlichen Stunde eingesetzt werden. Um die Spannung zu steigern, ist es zu Beginn der Reise unklar, um welche Person es hierbei geht. Es sollte daher möglichst nicht von Beginn an den Beteiligten verraten werden, dass es sich um den Propheten handelt. Das klärt sich im Verlaufe der Fantasiereise selbst.
Wie führt man eine Fantasiereise durch?
Eine Fantasiereise ist eine Übung, die eine Leitung benötigt, die alle Beteiligten an die Hand nimmt und die Übung durchführt. Da diese Übung mindestens 30 Minuten in Anspruch nehmen kann, sorgen Sie als Leitung zu Beginn für eine ruhige und entspannte Umgebung und Körperhaltung. Dazu sind Kissen und Decken am besten geeignet. Von einem Stuhlkreis ist eher abzuraten. Jeder Beteiligte sollte sich in eine für sie oder ihn gemütliche Position begeben können. Wenn für die nötige Atmosphäre gesorgt ist und Ruhe herrscht, lassen Sie Instrumental- oder Entspannungsmusik leise im Hintergrund laufen. Wenn Sie keine haben, werden Sie bestimmt im Internet fündig! Lesen Sie dann langsam die Fantasiereise vor und sprechen Sie mit ruhiger und entspannter Stimme. Machen Sie an den angegebenen Stellen eine Pause. Die vorgegebene Sekundenanzahl können Sie einfach im Herzen zählen. Hetzen Sie nicht! In der Ruhe liegt die Kraft!
Zur Autorin
Diese Fantasiereise wurde von der Religionswissenschaftlerin und Diplompädagogin Frau Misbah Arshad im Rahmen ihres Jugendbildungsprogramms „Kompass – Muslimische Jugendbildung“ in Mainz entwickelt und eingesetzt.
Vorlesetext Du machst jetzt eine schöne Reise und ich führe dich. Lege oder setze dich bequem hin. Denke daran, während der Reise niemanden zu berühren, nicht zu sprechen, zu flüstern oder herumzuzappeln. Schließe deine Augen und entspanne dich und achte auf deinen Atem.
(10 Sekunden Pause)
Beginne nun in Gedanken, deine Atemzüge zu zählen.
(30 Sekunden Pause)
Stelle dir nun vor, du bist mit deiner ganzen Familie zu Hause. Es ist ein schöner Tag. Ihr erwartet Besuch von einem ganz besonderen Menschen. Alle sind außer sich und freuen sich über diesen Besuch. Du hast schon viel über deinen Gast gehört, aber gesehen hast du ihn noch nicht. Genauso wie alle anderen, freust du dich riesig darauf, diese Person endlich kennenzulernen. Du bist ganz gespannt darauf, wie dein Gast aussieht.
Deine Mama ist mit den ganzen Vorbereitungen in der Küche beschäftigt. Dein Vater erledigt schnell noch die letzen Einkäufe. Du hilfst mit deinen Geschwistern das Wohnzimmer herzurichten und zu dekorieren. Du entfernst den ganzen Staub und legst alle Kissen auf dem Sofa zurecht. Den Wohnzimmertisch deckst du mit leckeren Keksen und du kochst frischen Tee dazu. Im ganzen Raum verteilst du Rosen und du riechst ihren schönen lieblichen Duft. Du gibst dir sehr viel Mühe bei allem. Alles muss perfekt sein.
(5 Sekunden Pause)
Alhamdulillah! Alle werden mit den Vorbereitungen rechtzeitig fertig. Und dein Vater ist auch schon wieder zurückgekehrt. Deine ganze Familie sitzt nun erledigter Dinge im Wohnzimmer. Du kannst dich noch etwas entspannen.
(5 Sekunden Pause)
Es klingelt! Du stehst auf und gehst zur Tür. Es ist euer Gast. Du bietest deinem Gast an, ihn von der Haustür abzuholen. Du ziehst dir deine Straßenschuhe an und verlässt die Wohnung. Du gehst zum Aufzug und drückst auf den Knopf.
(5 Sekunden Pause)
Der Aufzug ist nun da. Die Tür öffnet sich. Du siehst einen großen, hellen und leeren Aufzug. Tritt nun ein und sieh nach, was auf den Knöpfen steht: Auf dem ersten steht „deine Wohnung“, auf dem zweiten „Ausgang“, auf dem dritten „Paradies“.
(5 Sekunden Pause)
Du drückst auf den dritten Knopf. Langsam schließt sich die Aufzugtür. Der Aufzug setzt sich in Bewegung und bringt dich zu der Etage, wo du hin wolltest. Langsam bemerkst du einen schönen und lieblichen Duft in deiner Nase. Der Aufzug hält an und langsam öffnet sich die Tür. Steige aus und sieh dich um. Du siehst erst nur helles, weißes Licht. Dann bemerkst du deinen Gast. Endlich. Da steht er. Du gehst auf ihn zu und sagst zu ihm: Assalamu alaikum – Der Friede sei mit Ihnen, ehrwürdiger Prophet Gottes. Er grüßt mit dem schöneren Gruß zurück: Walaikum salam warahmatullahi wabarakatu – Und der Friede und die Barmherzigkeit Gottes und sein Segen seien auch mit dir.
(5 Sekunden Pause)
Du nimmst seine Hand. Sie fühlt sich warm und zart an – wie Seide. Du beugst dich vor und küsst seine Hand. Danach führst du den Propheten zum Aufzug, der noch mit offener Tür da steht. Ihr steigt beide ein. Du drückst auf den Knopf mit der Aufschrift „Deine Wohnung“. Langsam schließt sich die Tür und der Aufzug fährt los. Du bist so voller Freude, dass du in Anwesenheit des Propheten kein Wort heraus bekommst.
(5 Sekunden Pause)
Dein Herz pocht vor Aufregung ganz stark. Der Prophet bemerkt deine Lage. Er schaut dich an und schenkt dir ein Lächeln. Der Aufzug kommt an. Die Tür öffnet sich langsam wieder. Du steigst als erster aus und führst den Propheten zu eurer Wohnung. Deine Eltern stehen bereits an der Wohnungstür. Alle begrüßen den Propheten und du siehst, wie er deinen Vater und deinen Bruder umarmt. Alle haben sich so sehr über diese Gelegenheit gefreut, dass ihnen nun Tränen in die Augen kommen. Auch dem Propheten kommen dabei Tränen.
(5 Sekunden Pause)
Du stehst noch vor der Eingangstür. Du ziehst deine Straßenschuhe aus und fühlst nun den weichen und warmen Teppichboden unter deinen Füßen. Du kommst im Wohnzimmer an. Alle haben schon Platz genommen. Ein Platz ist noch frei für dich. Du setzt dich dort hin. Auf eine warme und weiche Couch. Du kannst den Propheten von dort aus gut sehen. Deine Mutter gießt allen Tee ein. Du nimmst dir auch eine Tasse und einen süßen Keks, den du am liebsten isst.
(5 Sekunden Pause)
Du beobachtest den Propheten ganz genau. Du bemerkst, dass er gepflegt und schön gekleidet ist. Er ist weder groß noch klein, sondern ein Mann von mittlerer Größe. Du siehst an seinem Körper keinen Makel. Sein Kopf ist groß und wohlgeformt und er hat eine breite Stirn. Seine Haare sind weder lockig, noch sind sie wirklich glatt. Sie sind eine Mischung aus beidem und sie reichen ihm bis zu seinen Schultern. Und er hat einen dichten Bart. In seinen Haaren und seinem Bart siehst du nur ganz wenige weiße Haare.
(5 Sekunden Pause)
Sein Gesicht ist weich und seine Haut ist glänzend und hell, sodass du das Gefühl hast, sein Gesicht strahle wie der Vollmond. Seine Augen sind groß und schwarz und er hat lange, schön geformte Wimpern und natürlich geschwungene, voneinander getrennte, dichte Augenbrauen. Du bist fasziniert von der Schönheit des Propheten.
(5 Sekunden Pause)
Nun konzentrierst du dich auf das, was der Prophet sagt. Zuerst bemerkst du seine Stimme. Sie ist sehr schön, seine Aussprache ist sehr deutlich und er ist der beredsamste und sprachgewandteste Mensch, den du bisher kennengelernt hast. Er spricht klare und deutliche Worte. Er spricht nicht viel, doch in seinen wenigen Worten drückt er alles aus. Er macht weder den Fehler des Übermaßes, noch der Beschränktheit. Du hast den Eindruck, dass seine Worte wie aneinandergereihte Perlen sind. Er ist für dich ein sehr angenehmer Gesprächspartner. Du könntest ihm stundenlang zuhören.
(5 Sekunden Pause)
Dir fällt auf, dass der Prophet sehr viel lächelt. Er ist unter euch der fröhlichste. Gerade jetzt macht er wieder Spaß und ihr alle lacht sehr herzhaft. Nie zuvor hast du jemanden gesehen, der die Menschen so aufheitert wie er. Gerade lacht er wieder. Du siehst seine schönen weißen Zähne, die wie weiße Perlen schimmern. Du freust dich so sehr über alles, dass du die ganze Zeit lächelst.
(5 Sekunden Pause) Nie zuvor hast du jemanden wie ihn gesehen oder kennengelernt. Sofort lernst du seine Art lieben. Für dich steht fest: Er hat das höflichste Wesen der Menschheit. Gerade jetzt erinnerst du dich an einen Hadith von Aisha (r.a.), der Frau des Propheten. Sie hatte mal folgendes über den Propheten gesagt: „Schöner als Dich, hat kein Auge je gesehen und vollkommener als Dich, hat keine Frau geboren. Du wurdest makellos erschaffen, als ob du erschaffen wurdest, wie du es gewollt hast.“ Du erinnerst dich an diesen Hadith und du freust dich.
(10 Sekunden)
Es sind nun einige Stunden vergangen und draußen ist es dunkel geworden. Du merkst, dass sich der Prophet langsam verabschieden möchte. Du hast die Ehre, ihn wieder zum Aufzug zu begleiten. Nachdem sich deine ganze Familie vom Propheten verabschiedet hat, führst du ihn zum Aufzug. Du drückst auf den Knopf und der Aufzug kommt. Ihr steigt beide ein und die Tür geht wieder zu. Du bist still, weil du traurig darüber bist, dass du dich wieder vom Propheten verabschieden musst. Der Prophet bemerkt das und tröstet dich. Er sagt zu dir, dass er immer bei dir sein werde, sobald du dich an ihn erinnerst und ihn nicht vergisst. Der Prophet drückt dann auf den Knopf mit der Aufschrift „Paradies“. Der Aufzug fährt los. Du genießt noch die letzten Minuten mit dem Propheten im Aufzug.
(5 Sekunden Pause)
Die Tür geht langsam wieder auf. Du siehst helles Licht. Du bleibst im Aufzug, während du merkst, dass der Prophet aussteigen möchte. Du nimmst die Hand des Propheten und küsst sie zum Abschied. Ein weiteres Mal spürst du die warme, zarte Haut des Propheten, die sich anfühlt wie weiche Seide. Du verabschiedest dich vom Propheten. Er steigt aus und läuft ins helle, weiße Licht. Er dreht sich ein letztes Mal um und winkt dir zu. Du winkst zurück und lächelst. Du bleibst noch stehen und beobachtest, wie er läuft und sich immer weiter entfernt.
(5 Sekunden Pause)
Nun siehst du ihn nicht mehr. Du siehst nur noch das weiße und helle Licht. Du entscheidest dich nun, wieder mit dem Aufzug zu fahren. Du bemerkst auf einmal einen weiteren Knopf. Auf dem Knopf steht „dieses Zimmer“. Du bist gespannt und drückst drauf. Die Aufzugstür schließt sich und der Aufzug bringt dich zurück zu mir in dieses Zimmer. Die Tür geht nun auf und du öffnest langsam wieder deine Augen. Willkommen zurück!