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„Eine gute Kommunikation ist sehr wichtig“

Screenshot: Islamic Relief Suisse | Youtube

(ProMosaik e.V.). Die Organisation ist in Genf tätig und gehört dem weltweiten Netzwerk von Islamic Relief an. Islamic Relief wurde im Jahre 1984 in Birmingham (Großbritannien) gegründet, wo der Hauptsitz sich auch heute noch befindet.
Islamic Relief Suisse: 1994 wurde Islamic Relief Suisse in Basel offiziell gegründet. Seit 2002 verfügt die NGO über ein Büro in Genf. Ihre Aufgabe besteht aus zwei Hauptbereichen: die Geldsammlung, um Nothilfe- und Entwicklungsprojekte zu unterstützen, und eine Vertretungsrolle bei den Vereinten Nationen und internationalen Organisationen.
Das Genfer Team unterstützt weltweit diverse Projekte und arbeitet dabei sehr eng mit den anderen Büros des Netzwerkes von Islamic Relief zusammen und so auch mit den Partnern vor Ort.
Frage: Welche sind die Hauptziele von Islamic Relief Suisse?
Jamal Krafess: Islamic Relief Suisse sieht sich als eine Organisation, die das Ziel verfolgt, das Leid der Mittellosen zu lindern und die Armut zu bekämpfen. Schwerpunkt sind dabei die muslimischen Länder.
Frage: Wie wichtig sind Vernetzung und Kommunikation in der Entwicklungshilfe?
Jamal Krafess: Eine gute Kommunikation ist sehr wichtig im Rahmen der Arbeit im Bereich der Entwicklungshilfe. Alle humanitären Organisationen, ob nun muslimisch oder nicht, müssen sämtliche zur Verfügung stehenden Kanäle nutzen, einschließlich der Medien, um über das Leid zu berichten, aber auch über die durchgeführten Aktionen und die erzielten Erfolge.
Es ist sehr wichtig, dass die Medien mehr über das Leid der Menschen berichten und auch mehr über Lösungen sprechen. Das setzt aber auch voraus, dass sich Entwicklungsorganisationen jeglicher Kulturen und Religionen immer mehr vernetzen. Es soll auch von Erfolgen berichtet werden. Die Menschen sollen nachvollziehen, wie Situationen in den armen Ländern verbessert werden, wie man etwas erreicht.
Frage: Welche Hauptprojekte führen Sie durch?
Jamal Krafess: In verschiedenen Ländern präsentieren sich zwei Situationen: Einerseits die der Kriegsflüchtlinge, die aus einem Kriegsgebiet fliehen, um sicher leben zu können und ihre Familien zu schützen. Andererseits gibt es die Situation der Wirtschaftsflüchtlinge, die der Misere in ihren Ländern entkommen wollen und sich daher auf den Weg in Länder begeben, die ihnen wirtschaftlichen Wohlstand bieten können.
In der ersten Situation agieren wir mit Notprojekten, in der zweiten mit nachhaltiger Entwicklungshilfe, zum Beispiel, indem wir die Menschen durch die Gewährung von Mikrokrediten unterstützen.
Frage: Welche sind Ihre Schwerpunktländer?
Jamal Krafess: Die wichtigsten Länder, in denen wir tätig sind, sind Palästina, Syrien und die afrikanischen Länder. Wir arbeiten aber auch in Südosteuropa (Albanien, Bosnien, Kosovo) und in Tschetschenien.
In Syrien versuchen wir, den Menschen in den Kriegsgebieten Nothilfe zukommen zu lassen. In den afrikanischen Ländern fokussieren wir uns auf Bildung und Mikrokredite zwecks Gewährleistung einer nachhaltigen Entwicklung.
Da Frauen in den armen Ländern oft viel mehr von der Misere betroffen sind als Männer, beziehen wir bei allen Projekten Frauen so viel wie möglich ein.
Ein Mikrokredit ist ein klein angelegter Kredit, der an Personen mit niedrigem Einkommen gegeben wird, um ihnen zu ermöglichen, eine selbstständige Aktivität auszuüben oder ein Kleinunternehmen zu gründen.
Dieses System ermöglicht dem armen Teil der Bevölkerung den Zugang zu einem Kredit, welcher sonst die nötigen persönlichen Einlagen und Garantien nicht sammeln und daher kein Bankdarlehen bekommen könnte. Drei Milliarden Menschen leben von weniger als zwei Dollar pro Tag und sind von dieser Situation betroffen.
Der Mikrokredit hat im Vergleich zum klassischen Bankdarlehen den Vorteil, dass er die Begünstigten nicht durch übermäßige Zinsen in die Verschuldung stürzt. Unsere Mikrokredite respektieren die islamischen Finanzregeln.
Der Mikrokredit ist deshalb sehr effektiv, um die Armut zu bekämpfen.
Islamic Relief führt weltweit Mikrokreditprogramme durch: Die Organisation hat schon in den 90er Jahren Mikrokreditprojekte initiiert und sie werden seitdem gefördert. Tausende Menschen haben schon davon profitiert und konnten dadurch ihre Armut verringern. Die Gewährung eines Mikrokredites ermöglicht u.a.:
– Den Kauf von Vieh
– Den Kauf von Material, um eine wirtschaftliche Aktivität anzufangen: Nähmaschine,
– Taxi, usw.
– Den Bau von Gebäuden: Treibhaus, usw.
Frage: Welche Bedeutung hat die Bildung in der Entwicklungshilfe?
Jamal Krafess: Die Bildung ist auf lange Sicht das Hauptkriterium, um sich aus der Armut zu befreien. Dazu dient unser Patenschaftsprogramm, denn jedes Kind hat nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht eine Schule zu besuchen. Denn Bildung gewährleistet Chancengleichheit und Wohlstand. Wir führen auch Sanierungen von Schulhäusern durch, verteilen Schulmaterial und starten Ausbildungsprogramme.
Denn eine Gesellschaft ist nur stark, wenn die Menschen Zugang zu Bildung haben. Dazu gehört auch die Bewusstseinsbildung über die Wichtigkeit von Bildung und Bildungsarbeit.