Einer von vier Europäern hat antisemitische Ansichten

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New York (KNA). Rund jeder vierte Europäer hegt antisemitische Einstellungen. Besonders weit verbreitet sind antisemitische Stereotypen in Polen und Ungarn sowie beim EU-Beitrittskandidaten Ukraine, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der in New York ansässigen Anti-Defamation League (ADL) hervorgeht. Am wenigsten antisemitisch sind demnach die Schweden.

Die Studie beruht auf Befragungen in 18 Ländern, in denen es entweder eine nennenswerte jüdische Bevölkerung oder in früheren Studien nachgewiesenen starken Antisemitismus gibt.

Gefragt wurde nach der Zustimmung oder Ablehnung elf antisemitischer Stereotypen wie etwa der Aussage, Juden hätten zu viel Macht in der Wirtschaft oder Juden hätten eine zu große Kontrolle über die US-Regierung. Als antisemitisch wurde bewertet, wer die Mehrheit der elf Fragen zustimmend beantwortete.

Am verbreitetsten waren antisemitische Haltungen demnach in Polen (48 Prozent der Befragten), Südafrika (47 Prozent), der Ukraine (46 Prozent) und Ungarn (42 Prozent). Eine Zunahme antisemitischer Ansichten verzeichnete die Studie seit 2015 in Polen, Südafrika, der Ukraine, Russland, Brasilien und Argentinien. Zurückgegangen ist der Antisemitismus demnach in Kanada, Österreich und Italien. In Deutschland vertraten laut ADL 15 Prozent antisemitische Haltungen (frühere Umfragen: 16 Prozent).

Am verbreitetsten waren demnach Annahmen, dass Juden über eine zu große Kontrolle über die Märkte sowie eine zu große Macht in der Wirtschaft verfügten. Entsprechenden Fragen stimmten 72 Prozent der befragten Ukrainer, 71 Prozent der Ungarn und 50 Prozent der befragten Polen und Russen zu. Ein weiteres, verbreitetes Stereotyp ist laut Studie jenes der Illoyalität von Juden gegenüber ihren Heimatländern. Demnach gaben mehr als 40 Prozent der Befragten in Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien an, Juden seien Israel treuer als ihren Heimatländern.

Die Zustimmung zu antisemitischen Aussagen bei den muslimischen Befragten lag im Durchschnitt dreimal höher, so die Studie.

Zu den zwölf untersuchten europäischen Ländern gehören unter anderem Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Ausgenommen waren die USA sowie Länder des Nahen Ostens und Afrikas.