Einführung in die islamische Lebenspraxis: die Pilgerreise nach Mekka

(iz). Es werden bald wieder Millionen von ­Pilgern auf der Hadsch – der Pilgerreise nach Mekka – sein. Die Hadsch ist eine der Fünf ­Säulen des Islam, und jeder Muslim und jede Muslimin sollte sie, soweit es möglich ist, einmal im Leben absolviert haben. Die Zeit für die Hadsch ist genau festgelegt und ist mit dem Opferfest zeitlich verknüpft. Im Unterschied zu dieser „großen Pilgerfahrt“ kann man eine ‘Umra – die „kleine Pilgerfahrt“ – jederzeit durchführen. Bei ihr wird allerdings nur ein Teil der bei der Hadsch zu verrichtenden gottesdienstlichen Handlungen durchgeführt.

Auf die spirituellen und symbolischen Bedeutungen der einzelnen Handlungen und Bestandteile der Hadsch kann an ­dieser Stelle nicht eingegangen werden, es soll lediglich ein kurzer Überblick über den Ablauf mit den Handlungsbestandteilen aus rechtlicher Sicht behandelt werden.

Die wichtigsten Bestandteile sind: Das Fassen der Absicht, das Eintreten in den Ihram-Zustand (bei Männern verbunden mit dem Anlegen des Pilgergewandes), der Tawaf Al-Ifada (das siebenmalige Umschreiten der Ka’ba am Ende der Hadsch-Riten), das Laufen zwischen den Hügeln Safa und Marwa (Sa’i), das Stehen auf der Ebene von ‘Arafa zur Zeit der Hadsch, und, wobei die Meinungen dazu verschieden sind, das ­Steinigen der Säulen von ‘Aqaba.

Nach dem Anlegen des Ihram gelten besondere Verhaltensregeln, um den Zustand des Ihram nicht zu brechen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Männer keine genähte Kleidung tragen und den Kopf nicht bedecken dürfen, man als Schuhwerk höchstens leichte Sandalen tragen darf, weder Haare noch Fingernägel geschnitten oder gekürzt werden dürfen, kein Parfüm benutzt, keine Tiere getötet oder Pflanzen abgebrochen oder ausgerissen werden, und kein Geschlechtsverkehr durchgeführt werden darf.

Es gibt drei Arten der Verrichtung der Hadsch: Hadsch Al-Ifrad, wobei nur die Hadsch-Riten vollzogen werden; Hadsch Al-Qiran, die die Hadsch Al-Ifrad mit einer ‘Umra verbindet, wobei man dazwischen den Ihram anbehält; und Hadsch ­Tamattu’, wobei man zuerst eine ‘Umra und dann die Hadsch verrichtet, dazwischen aber den Ihram ablegt. Die malikitische ­Rechtsschule bevorzugt die Hadsch Al-Ifrad, die hanafitische die Hadsch Al-Qiran. Bei der Hadsch Al-Ifrad entfällt das bei den beiden anderen Arten erforderliche Schlachtopfer. Die Sunna-Handlungen der Hadsch, die nach dem Vorbild des Propheten während dieser durchgeführt werden sollen, sind zu umfangreich, um hier vollständig dargestellt zu werden.

Chronologisch läuft die Hadsch in etwa wie folgt ab: Beim Erreichen der Miqat, der geographischen Punkte, ab denen man in den Ihram-Zustand eintreten muss, fasst man die Absicht und betet zwei Gebetseinheiten. Männer legen das Pilgergewand an. Man beginnt mit dem Rufen der Talbija auf Arabisch („Dir zu Diensten, O Allah, Dir zu Diensten. Dir zu Diensten, der Du keinen Teilhaber hast, Dir zu Diensten. Dein ist der Lobpreis, Dein sind die Segnungen, Dein ist die Herrschaft. Du hast keinen ­Teilhaber.“)

Nach der Ankunft in Mekka führt man die Umkreisung der Ka’ba (Tawaf) durch und verrichtet danach zwei Gebetseinheiten. Die eigentliche Hadsch beginnt am 8. Dhul-Hidscha, an dem die Pilger sich von Mekka nach Mina begeben. Am 9. Dhul-Hidscha bricht man nach Sonnenaufgang nach ‘Arafa und verbringt dort den Tag mit Bittgebet und dem „Stehen vor Allah“. Nach Sonnen­untergang begibt man sich nach ­Muzdalifa, wo die Nacht verbracht und Steine für den nächsten Tag gesammelt werden. Am 10. Dhul-Hidscha zieht man wieder nach Mina, bewirft dort die große Dschamra, eine Säule, was auf die Geschichte des Propheten Ibrahim zurückgeht und die Zurückweisung des Schaitan symbolisiert, schlachtet – bei der Hadsch Al-Qiran und Tamattu’ – ein ­Opfertier, kürzt oder rasiert das Kopfhaar und ­verrichtet den Tawaf Al-Ifada um die Ka’ba. Danach wird der Ihram abgelegt und der Ihram-Zustand verlassen, und man bleibt noch zwei bis drei weitere Tage in Mina, wobei dann auch auf alle drei Säulen Steine geworfen werden. Vor der Abreise aus Mekka wird nochmals ein Tawaf durchgeführt.

Die IZ wünscht allen Pilgern eine gesegnete Hadsch und ihre Annahme durch Allah.