Einhellige Distanzierung führender ‘Ulama von den brutalen Verbrechern im Irak und in Syrien

Ausgabe 231

(iz). Zu den drängendsten Herausforderungen der muslimischen Welt gehört zweifelsfrei die Terrororganisation Islamischer Staat IS (syn. ISIS oder ISIL). Während direkt Betroffene in den Krisengebieten massiv unter den Aktionen, die den Extremisten zugeschrieben werden, leiden, stellt für die Muslime in Europa vor allem die mediale Aufarbeitung des Themas ein Problem dar.

Die allseits bekannte Diskussion um Fanatismus und Radikalismus wird energisch weitergeführt. Islamgegner nutzen dankbar – durch IS-Schergen bestätigte – Klischees und in den sozialen Medien herrscht ein asozialer Krieg der wirren Argumente.

In diesem Kontext ist interessant, wie muslimische Gelehrte die gegenwärtige Lage bewerten. Konfessionsübergreifend herrscht Konsens in der Ablehnung der Gruppierung. Viele verglichen sie mit der historischen Sekte der Khawaridsch.

Während der syrische Gelehrte Muhammad al-Yacoubi recht frühzeitig die IS-Terroristen als „Abtrünnige“ einstufte, untersagte kürzlich auch die Regierung des bevölkerungsreichsten muslimischen Staates Indonesien, auf Rat der Gelehrtenversammlung jedwede Sympathie (wie auch deren Bekundung) mit der Terrororganisation.

Der populäre türkische Gelehrte Cübbeli Ahmet Hoca erklärte in einem Videostatement, die Extremisten zu Irregegangenen und warnte vor einer geistigen Manipulation durch sie. Der saudi-arabische Großmufti, Ab­dul­aziz asch-Schaikh, sprach sich ebenfalls klar gegen die Gruppierung aus, als er Al-Qaida und ISIS gemeinsam als „größte Feinde des Islam“ betitelte.

Weitere Gelehrte wie Hamza Yusuf, Habib Ali al-Jifri und Muhammad al-Ninowy verurteilten in Unterrichten und in sozialen Medien die Geschehnisse. Die Azhar-Universität in Kairo gab eine Erklärung heraus, wonach die Ausrufung eines Kalifats durch die Terroristen jedweder islamischen Grundlage entbehre.

Auch die Union der muslimischen Gelehrten, mit Sitz in Katar, bezeichnete die Gründung des vermeintlichen Kalifats als „null und nichtig“. Hunderte andere Gelehrte und Politiker folgten dem Beispiel. Es ist somit unwiderlegbar, dass es bezüglich der IS einen flächendeckenden Konsens gibt.