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Erfolg mit dem Vorbild Medina?

Ausgabe 279

Foto: Imran Khan (official), Facebook

(iz). Bis zum Jahre 2048 soll die Bevölkerung Pakistans um eine Zahl von 100 Millionen Menschen angestiegen sein. Das wäre das Gegenstück von 25 neuen Städten mit jeweils vier Millionen Einwohnern. Jeder dieser Orte wäre doppelt so groß wie das heutige Rawalpindi. Das sind enorme Zahlen. Und es bedeutet, dass wir sehr viele neue Häuser, neue Wirtschaftszweige und eine große Menge Arbeitsplätze brauchen werden. Wo werden wir die ganzen Jobs für unsere Menschen finden?

Fragt man wohlmeinende Experten aus den öffentlichen und privaten Sektoren, murmeln sie halbgare Lösung im Rahmen des Mantra von neuen Technologien, fortschrittlicher Produktion, Robotern etc. Ihr Diskurs ist schwerlich originell. Wir kennen das aus Privatgesprächen, Konferenzen und Seminaren allerorten. Unsere Experten geben nur wider, was der heutige Stand des Diskurses anderer globaler Experten ist. Das ist ein Problem dieser Diskussion. Technologie steigert nicht nur die Produktion, was großartig ist, sondern sie verringert auch die Menge der nötigen mensch­lichen Arbeit. Geht es um die Schaffung von Arbeitsplätzen, ist Technologie gleichzeitig Lösung und Problem.

Die Lösung, die unseren talentierten Wirtschaftsexperten so frustrierend entkommt, findet sich bei keinem anderen als unserem neuen Premierminister ­Imran Khan. Er weist in eine wichtige Richtung, ohne dass ihm die ganze Tragweite dessen bewusst ist. Das ist sie nur sehr wenigen Menschen, mit denen ich Mitte August in einem Restaurant in ­Lahore zusammentraf. Einer von ihnen war ein Geschäftsmann, der erfolgreichste Pakistaner in der Geschichte der Wallstreet, der andere ein Sufischaikh, ­vielleicht der führende Gelehrte auf dem Gebiet der Mu’amalat.

Imran Khan sprach in seiner Erklärung nach seinem Wahlsieg direkt aus seinem Herzen. Er redete über die richtigen Dinge. Er sprach über Medina und über das Phänomen der Fürsorge. Medina sei das Modell für das neue Pakistan. Die Stadt beinhalte Lösungen, nach denen wir ­suchen. Um es zu verstehen, muss man sie lieben. Ohne die Erkenntnis des Herzens wird man Medina nicht verstehen.

Der Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, sagte: „Neun Zehntel der ­Versorgung kommen vom Handel.“ Er ist die unerschöpfliche Quelle für unsere zukünftigen Jobs. Der tertiäre Sektor der Wirtschaft ist der Schlüssel zu neuen Arbeitsplätzen. Er ist der König der Dienstleistungen. Seine Wiederbelebung führt zu einem Revival auf diesem Bereich. Wenn wir uns für ihn an Medina orientieren, kann er 90 Prozent unserer gegenwärtigen und zukünftigen Jobs stellen.

Die zentrale Einrichtung Medinas ist der öffentliche Marktplatz. Als der edle Gesandte, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, in die Stadt auswanderte, schuf er beinahe zeitgleich nach ­seiner Ankunft eine Moschee und einen Markt. Wir wissen, was eine Moschee ist, haben aber vergessen, was der Handelsplatz ist. Reist man heute in das Hidschaz (der Region um die Stadt), findet man die Moschee, aber der Markt existiert nicht. Er wurde durch Geschäfte und Einkaufszentren ersetzt. Die ursprüngliche Institution war ein offener Handelsplatz, die nach dem Motto „wer zuerst kommt, malt zuerst“ funktionierte. Er befand sich genauso wie der Gebetsort in öffentlicher Hand. Wie ersterer konnte er nicht privatisiert werden. Alle Bürger hatten auf ihm das Recht, zu kaufen und zu verkaufen. Groß oder klein, alle Händler waren hier gleich. Ein Abschnitt war für fremde Händler reserviert. Diese Sektion war die Karawanserai. Sie war eine offene Ein­ladung an die Welt, nach Medina zu kommen und dort Handel zu treiben.

Von einem sozioökonomischen Standpunkt aus betrachtet brachte Islam eine sozioökonomische Umwälzung. Er breitete sich wie ein befreiender Wind in der Welt aus und brachte die erste wahre Globalisierung hervor. Von Spanien nach China entstand ein Netzwerk offener Märkte und Karawanseraien. Sie erfüllten die Bedürfnisse von Händlern, die als Gilde ihre Waren in Karawanen zu ­anderen Handelsplätzen brachten. Islam befreite die Leute, indem er den Handel von drei Krankheiten reinigte: von der unerlaubten Kapitalvermehrung (arab. riba), Monopolen sowie ungerechter ­Besteuerung. Diese Formel von wirklich freiem Handel schuf Handelswege wie die Seidenstraße.

Dank des geplanten China-Pakistan Wirtschaftskorridors (CPEC) besteht die Chance, dass sie nach Pakistan heimkehrt. Aber der CPEC wurde noch nicht, wie vorhergesagt, zum Wendepunkt ­unserer Wirtschaft. Er kann sich dazu entwickeln, wenn wir zur bestehenden Infrastruktur den Geist von Medina hinzufügen. Das meint die Schaffung von 25 neuen Handelsstädten entlang dieses Korridors, nicht nur von Produktionsstandorten und Einkaufszentren.

Indien befindet sich gerade eifrig im Aufbau eines Industriekorridors von Mumbai nach Delhi. Er umfasst 24 ­Städte und wird von Japan finanziert. Wir können mehr leisten als Indien und Städte bauen, aber nicht nur Städte, ­sondern neue Madinas.

Der Meinungstext erschien am 14. August in „The Express Tribune“.