Expertenmeinung: Was fehlt, sind nationale Programme für gesündere Ernährung und körperbetontes Spielen

Ausgabe 209

Fernsehkonsum am ­Wochenende und das Essen von zu vielen ungesunden Snacks und Limonaden häufen bei Vorschulkindern die Pfunde an. Dies ergaben Forschungen, die von Wissenschaftlern in zehn europäischen Staaten angestellt wurden.
(The Halal Journal). Fettleibigkeit unter europäischen Vorschulkindern hat ein Rekordniveau erreicht. Mittlerweile sind mehr als ein unter acht Kindern in Nordeuropa übergewichtig. In Teilen Südeuropas sind es sogar mehr als 25 Prozent. Bei jungen Mädchen in Spanien ist das Niveau am höchsten – 38 Prozent gelten hier als ­fettleibig oder übergewichtig. Diese dramatische Entwicklung betrifft nicht nur die Gesundheit zukünftiger europäischer Bevölkerungen, sondern wird auch zu enormen wirtschaftlichen Lasten für die Gesellschaft führen.
„Wir brauchen einen neuen Ansatz, um Fettleibigkeit zu verhindern“, sagte Dr. Yannis Manios, Leiter der Studie an der Athener Harokopio-Universität. „Kleine Kinder sind für gewöhnlich ­energetisch und sie lieben körperliche Aktivitäten, da diese für sie ein Mittel für sozialen Austausch und das Finden von Freunden sind. Die gegenteilige Bewegung jedoch – die natürliche Vorliebe der Menschen für süßen Geschmack und energiereiche Nahrung beziehungsweise Getränke – führt Kinder in Richtung solcher Speisen, wann immer sie ihnen ausgesetzt sind. Aus ­diesen Gründen braucht es Programme zur Verhinderung kindlicher Fettleib­igkeit, die sicherstellen sollen, dass Kinder freie Zeit und Raum haben, um körperlich aktiv zu sein. Es braucht eine Umgebung mit gesundem Essen und Trinken sowie Anleitung für Lehrer und Eltern, wie man solch ein Verhalten ­fördern kann.“
Dr. Manois und sein Team beleuchteten die Notwendigkeit der politischen Gesundheitsvorsorge. „Wir haben ­herausge­funden, dass es in vielen Ländern an eindeutigen Richtlinien für gesundes Essen und aktives Spielen fehlt“, meint Manios. Jedoch gibt es gute Hinweise, die ein sitzendes Verhalten (wie TV-Konsum) mit folgender Fettleibigkeit in Verbindung bringen. Daher muss das Fernsehen im Kindergartenalter sollte durch dynamischere Aktivitäten ersetzt werden, die Spaß machen und bei denen es nicht um Wettkampf geht. Dies kann die Teilnahme aller Kinder ­gewährleisten und ihnen die Erlangung von Wachstum, Gesundheit und Wohlergehen ermöglichen.“
Das gleiche gelte auch für die Lage daheim. Fernseher im Schlafzimmer und ungesunde Zwischenmahlzeiten im Küchenschrank seien gleichermaßen schlechte Ideen. Eltern dürften ebenfalls nicht vergessen, dass ihre Rolle nicht nur in der Bereitstellung von gesundem Essen und Getränken besteht, sondern als Modell selbst fungieren sollten. Die ­Kinder sind eine Reflexion des elterlichen Verhaltens.
Das Forschungsprojekt in mehreren euro­päischen Staaten wurde mit 2,9 ­Millio­nen von der EU-Kommission gefördert. Eines seiner Ziele ist die Entwicklung und der Praxistest eines neuen Programms, das entwickelt wurde, um Kindergärten in 6 EU-Ländern zu helfen, gesunde Zwischen­mahlzeiten, ausreichendes Trinken von Wasser, körperliche Aktivitäten und die Begrenzung sitzender Aktivitäten wie Fernsehen oder Computerspiele zu fördern.