Finanzspritze für türkische Religionsbehörde Diyanet

Foto: Diyanet

Istanbul (KNA). Die Debatte ist nicht neu, und doch sind einige Türken verärgert. Grund ist Ankaras Haushaltsplan für das nächste Jahr. Demnach soll die türkische Religionsbehörde statt bisher 7,7 Milliarden Lira (rund 1,3 Milliarden Euro) nun 10,5 Milliarden (1,75 Milliarden Euro) bekommen – ein Plus von 36 Prozent. Die deutliche Erhöhung sorgt umso mehr für Unmut, da sich das Land in einer Wirtschaftskrise befindet und alle übrigen Ministerien sparen müssen.
So wurde etwa das Wissenschaftsbudget um 56 Prozent gekürzt. Die staatliche Religionsbehörde bekommt künftig fünfmal so viel Geld wie der Geheimdienst und sechsmal so viel, wie für das türkische Parlament vorgesehen ist.
Was aber macht die Diyanet mit den Mitteln? Vor allem sollen die Mittel in neue Mitarbeiter investiert werden. So bietet das Amt jetzt eigene Moscheenführer an, um Touristen „islamische Geschichte, Kultur, Architektur und Kunst richtig zu vermitteln“.
Ein Teil des Geldes soll in Koran-Kurse für die rund vier Millionen syrischen Flüchtlinge im Land fließen. Zudem investiert die Diyanet noch mehr in „Aufklärungsbroschüren“. Darin wird etwa vor Atheismus und Agnostizismus gewarnt. Auf dem Programm stehen auch Seminare zu islamischem Finanzwesen und Familienplanung oder 3D-Filme für Kinder. 2017 standen 117.000 Imame und andere Mitarbeiter auf der Gehaltsliste der Behörde.
Die Kritik an der Diyanet und dem Umgang mit Steuergeld ist nicht neu. Seit ihrer Gründung 1924 kritisieren säkulare Türken und andere, dass ein Teil ihrer Abgaben nur für Glaubensangelegenheiten der sunnitischen Mehrheit eingesetzt werde. 85.000 Moscheen gibt es im Land. Ein Großteil von ihnen überträgt jede Woche die von der Diyanet verfasste Freitagspredigt. Dieser Zentralismus ermöglicht der Regierung eine effektive Kontrolle der Religion im Land. Befürworter einer solchen Praxis sind der Meinung, gerade in Zeiten, in denen radikale Strömungen wie der „Islamische Staat“ (IS) den gemäßigten Islam bedrohten, sei eine starke Diyanet wichtig.