Forscher beobachten zunehmende „Islamophobie ohne Muslime“

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Leipzig (KNA). Forscher beobachten eine zunehmende “Islamophobie ohne Muslime”. Das geht aus einer am 24. Januar erschienenen Sonderveröffentlichung des Leibniz-Wissenschaftcampus „Eastern Europe – Global Area“ in Leipzig hervor. Der Herausgeber und Soziologe Alexander Yendell erklärte: „Es wird immer wieder sichtbar, dass dort die Islamfeindlichkeit besonders hoch ist, wo kaum oder sogar gar keine Muslime leben.“ Das gelte ganz besonders stark für Osteuropa.
Zudem sei erschreckend, welche Ausmaße Islamfeindlichkeit annehme, so Yendell: „Beispielsweise tragen in Polen rechtskonservative Klerikale massiv zur Islamfeindlichkeit bei, und in Tschechien werden selbst in Schlagersongs Muslime abgewertet.“ Insgesamt stellt die Publikation „Islamophobie in Osteuropa verstehen und erklären“ fest, dass Islamfeindlichkeit in Osteuropa zunimmt und es Parallelen zu Westeuropa gibt. Die Muster der Islamfeindlichkeit auf individueller Ebene seien in Osteuropa nicht anders als in Westeuropa.
Yendell erläuterte: „Insbesondere Bedrohungsgefühle, wenn Menschen sich materiell beziehungsweise ökonomisch und auch physisch durch Zuwanderer bedroht fühlen, stehen in Zusammenhang mit der Abwertung von Muslimen.“ Aber auch eine symbolische Bedrohung spiele eine Rolle, „wenn Menschen glauben, dass ihre Kultur durch Zuwanderung in Gefahr ist“. Darüber hinaus gehe es noch um „Ethnozentrismus“ bei Menschen, die meinen, „dass man nur richtig russisch, polnisch oder ungarisch sein kann, wenn man auch Vorfahren aus dem Land hat“.