Frankreichs und Deutschlands Muslime verurteilen Angriff auf Satiremagazin

Paris/Köln (KNA). Einer der bekannteren französischen Imame, Hassen Chalghoumi, hat die Angriffe auf das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ scharf verurteilt. „Die Barbarei der Angreifer hat nichts mit dem Islam zu tun“, betonte der aus Tunesien stammende Geistliche beim Besuch des Tatorts dem französischen TV-Sender BFMTV. Auf Hass könne man nicht mit Gegenhass antworten. „Die Journalisten sind die Märtyrer der Freiheit.“

Der islamische Dachverband für muslimische Kultur in Frankreich (CFCM) hat den Mordanschlag auf die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ scharf verurteilt. „Dieser schrecklich barbarische Akt ist auch ein Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit“, sagte der Präsident des Verbands, Dalil Boubakeur, am Mittwoch. Er drückte seine Anteilnahme und Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen aus.

Vor dem Hintergrund dieses „nationalen Dramas“ müsse die islamische Gemeinde Frankreichs sich vor eventuellen Manipulationen durch Extremisten hüten, fuhr Boubakeur fort. In einer international angespannten Situation, die durch den Wahn von Terroristen geprägt sei, die sich zu Unrecht auf den Islam beriefen, rufe der Verband „alle den Werten der Republik und der Demokratie Nahestehenden“ auf, Provokationen zu vermeiden und kein Öl ins Feuer zu gießen.

Am Mittwochmittag drangen zwei mit Kalaschnikows bewaffnete Männer in die Redaktion des französischen Satiremagazins ein und schossen um sich. Mindestens elf Menschen wurden getötet. „Charlie Hebdo“ war für seine berüchtigten Mohammed- und Jesus-Karikaturen bekannt. Bereits 2011 wurde ein Brandanschlag auf die Redaktion mit Sitz in Paris verübt.

Staatspräsident Francois Hollande erklärte, es handele sich ohne Zweifel um die Tat von Terroristen. Die Angreifer sollen Medienberichten zufolge bei ihrem Überfall mehrfach „Allah ist groß“ gerufen haben. Augenzeugen berichteten zudem, die Täter hätten „Rache für den Propheten“ skandiert.

Reaktionen aus Deutschland
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb in einem Telegramm an Hollande, diese „abscheuliche Tat“ sei nicht nur ein Angriff auf die Franzosen, sondern auch „ein Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit, ein Kernelement unserer freiheitlich-demokratischen Kultur“.

Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte den Anschlag in Paris. „Ein solcher Akt des Terrors im Herzen einer europäischen Metropole gegen Vertreter einer freien und kritischen Presse ist abscheulich“, sagte Steinmeier der „Bild“-Zeitung. Dies sei ein „frontaler Angriff auf unsere europäischen Werte und die Freiheit unserer Gesellschaften“. Dem müsse man sich „gemeinsam mit aller Kraft entgegenstellen“.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sprach von einem Anschlag auf das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit. „Es ist unfassbar, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land eine Satirezeitschrift in den Fokus von Fanatikern geraten kann, die mit brutalsten Mitteln versuchen, islamkritische Standpunkte zu unterdrücken“, erklärte der DJV-Vorsitzende Michael Konken.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, bezeichnete die Tat als „Verrat am islamischen Glauben“. Es sei zu befürchten, dass der Terrorakt „den anti-islamischen Strömungen in Deutschland Auftrieb“ geben werde, so Mazyek in der „Rheinischen Post“. „Das ist ja der perfide Plan der Terroristen, sie wollen Zwietracht säen, einen Krieg provozieren zwischen den Religionen.“

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) sprach in Köln von einem Anschlag auf die Menschheit. Dies sei „niederträchtig und absolut inakzeptabel“. „Unser aller Schöpfer“, so der Verband weiter, „gebietet die Achtung seiner vielfältigen Schöpfung. Die Unverletzlichkeit des Menschen, seiner Würde und seiner Orientierung ist darin zentral.“ DITIB ist stark von der türkischen Religionsbehörde Diyanet beeinflusst.

Der Schriftsteller Navid Kermani erklärte: „Das ist nicht nur ein Anschlag auf eine Zeitschrift und auch nicht nur auf die Kunst. Das ist ein Anschlag auf ein Europa, das den Menschen ungeachtet ihres Geschlechts, ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung Würde, Freiheit und gleiche Rechte zuspricht – auch und zumal den Muslimen.“ Trotz des Anschlags dürften die Europäer den Terroristen nicht auf den Leim gehen. Sie müssten die Freiheit hochhalten.