Geflügel: Muslimische Experten streiten um die Erlaubtheit einer automatisierten Produktion

Ausgabe 205

(meatinfo.co.uk). Führende britische ­Islamgelehrten haben sich einhellig gegen die automatisierte Schlachtung von Halal-Geflügel durch Maschinen mit rotierenden Klingen ausgesprochen. Ihrer Meinung nach müsse jedes Tier einzeln von Hand geschlachtet werden. Rund 35 Gelehrte nahmen an einer Debatte über die religiösen Regel des Schlachtens teil und alle wiesen nach Angaben von Navid Syed, der die Diskussion organisierte, die Mechanisierung derartiger Prozeduren in Hinblick auf die Halal-Regeln zurück.

Die Frage ist umstritten, wobei ­einige Zertifizierungsorganisationen eine ande­re Ansicht haben und der ­automatisierten Schlachtung unter gewissen Bedingungen zustimmen würden. Mechanisierte Geflügelschlachtung ist auch für die staatlichen Stellen, die um die sensitive ­Natur des religiösen Schlachten wissen, eine knifflige Angelegenheit.

Die Teilnehmer waren zufrieden mit den Richtlinien der ­Lebensmittelbehörde an lokale Beamte in Hinblick auf die Halal-Regeln. Sie drückten aber ihre Besorg­nis aus, dass die korrekte Praxis in ­vielen Fällen ignoriert werde. Entsprechend ­dieser Richtlinien müssen die Schlachter die Blutgefäße, Speise- und Luftröhre durchtrennen, aber nicht die Wirbelsäule, da dies Zuckungen behindert, was seinerseits die Ausblutung des Tieres ­verschlechtert.

Nach Ansicht von Syed führten die automatisierten Schlachtmethoden in fünf Prozent aller Fälle zu einer Durchtrennung des Rückenmarks. Eine Erhebung bei 4,7 Millionen Stück Geflügel ­zeigte, dass nur bei 1,2 Millionen Tieren die korrekte, manuelle Halal-Methode zum Einsatz gekommen sei.

„Wenn man halal schlachten will, muss man es auch richtig machen“, sagte Navid Syed. Er wies die Vorstellung zurück, wonach die Befolgung korrekter Halal-Prozeduren im Rahmen einer modernen und schnellen Geflügelschlachtung unpraktisch sei. Syed bestand darauf, dass bis zu 8.000 Stück Geflügel pro Stunde verarbeitet werden könnten, würde man nur vier weitere Schlachter einstellen. Er ging davon aus, dass die Zurückweisung automatisierter Schlachtmethoden von den Gelehrten und die korrekte Erzwin­gung der manuellen Schlachtung zu Klagen einiger Unternehmen führen werde.

Masood Khawaji, Vorsitzender der gemeinnützigen Zertifizierungsorganisation Halal Food Authority, ist der Ansicht, dass mechanisierte Schlachtmethoden notwendig geworden seien. Einige Gelehrte würden noch in der Vergangenheit leben. „Wir müssen in die Zukunft blicken“, meinte er.

Die automatisierte Schlachtung von Geflügel und anderem Schlachtvieh ­solle im Rahmen der Halal-Prozeduren erlaubt werden, solange bestimmte Kriteri­en erfüllt seien. Dazu gehörten, dass das Tier vor der Schlachtung noch lebt und dass sämtliches Blut seinen Körper verlas­sen hat.