Gegen wachsende Gewalt

Ausgabe 253

Foto: Pressebild Veranstalter

Nur wenige Tage bevor die Slowakei, deren Regierung angekündigt hat, muslimischen Flüchtlingen die Einreise zu verweigern, die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, sind auf dem ersten Europäischen Islamophobie-Gipfel europäische und US-amerikanische Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammenkommen, um gemeinsame Lösungen für die Herausforderung der islamophoben Intoleranz und antimuslimischen Gewalt in Europa zu finden.
Teilnehmer der Veranstaltung, die vom 24. bis 26. Juni in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo stattfand, waren unter anderem der ehemalige britische Außenminister Jack Straw, der muslimische Repräsentant des Staatspräsidiums Bosnien Bakir Izetbegovic, der Mitbegründer von Médecins Sans Frontiéres (MSF) Bernhard Kouchner, der internationale Journalist Mehdi Hassan, der Großmufti von Sarajevo Husein Kavazovic sowie Repräsentanten aus 17 europäischen Ländern und Anhänger verschiedener Religionen.
Die Ergebnisse des Gipfels:
– Methoden, mit denen sich Islamophobie in europäischen Ländern bekämpfen lässt, mit Hilfe von führenden internationalen Wissenschaftlern. Diese wurden in einem Bericht zusammengefasst und europäischen Politikern nach dem Gipfel zur Verfügung gestellt.
– Präsentationen von länderspezifischen Fallbeispielen zum Ausmaß von Islamfeindlichkeit und empfohlene Strategien zur Bekämpfung von Islamophobie in 17 europäischen Ländern.
– Interreligiöses Fastenbrechen, bei dem über 400 Gäste auf dem Bascarsija-Platz in Sarajevos Altstadt zusammenkamen.
– Podiumsdiskussion zu dem Thema, wie Gemeinden gemeinsam gegen verschiedene Formen von Vorurteilen und religiöser Intoleranz vorgehen können.
– Unterzeichnung einer gemeinsamen Istanbul-Sarajevo-Erklärung gegen Islamophobie, die den erneuerten Einsatz beider Städte im Kampf gegen anti-muslimische Gewalt und religiöse Intoleranz widerspiegelt.
Der Europäische Islamophobie-Gipfel wurde ins Leben gerufen, um das Problem der mannigfaltigen Zunahme von islamophober Hetze und Hassverbrechen gegenüber Muslimen in Europa, unter anderem in Frankreich, Spanien und Großbritannien anzugehen, insbesondere im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise, Terroranschlägen und Attentaten, wie dem, welches sich vor kurzem in Orlando ereignete. Der Gipfel setzte sich auch mit Maßnahmen gegen die zunehmende antimuslimische Stimmung in der Politik auseinander.
Der wissenschaftliche Berater des Gipfels, Dr. Farid Hafez von der Universität Salzburg, sagte: „Islamophobie stellt eine große Herausforderung für die europäische Demokratie und Freiheit dar, sowie für ihre Werte Toleranz und Pluralismus. Vor dem Hintergrund der Aufforderung des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump, Muslimen die Einreise zu verweigern und den Aussagen des ungarischen Premierministers und des nächsten EU-Ratspräsidenten und slowakischen Premierministers, die bekräftigten, der Islam habe keinen Platz in ihren Ländern, ist ein Gipfel, der führende Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Medien und der Zivilgesellschaft im Kampf gegen Islamophobie vereint, nötiger als je zuvor.“
Der Moderator des Gipfels und Entwicklungsleiter des Center for Global Policy, Haroon Moghul, sagte: „Anstrengungen gegen Islamophobie sind entscheidend im Vorgehen gegen den Extremismus. Die Angriffe des IS haben das Ziel, die westliche Gesellschaft mithilfe der ‘Grauzone’ zu spalten; indem sie die friedliche Koexistenz zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen zerstören. Eine islamfeindliche Reaktion ist genau das, worauf IS-Terroristen und islamophobe Aktivisten aus dem rechten politischen Spektrum hoffen, um ihre These vom Kampf der Kulturen in die Tat umzusetzen. Dies ist der Grund, warum der Westen gegenüber islamfeindlichen Bestrebungen wachsam bleiben muss und warum die Bemühungen des Europäischen Islamophobie-Gipfels so wichtig und zeitgemäß sind.“