Geringe Wahlbeteiligung in Afghanistan

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Kabul (KNA). Bei den von Terrordrohungen überschatteten Präsidentschaftswahlen in Afghanistan zeichnet sich eine nur sehr geringe Wahlbeteiligung ab. Von den etwa 9,7 Millionen Wählern, die sich vor dem Urnengengang registrieren ließen, hätten schätzungsweise zwei Millionen tatsächlich ihre Stimme abgegeben, sagte der Landesdirektor der Welthungerhilfe, Thomas ten Boer. Insgesamt leben rund 34 Millionen Menschen in dem südasiatischen Krisenstaat.

Die Taliban hatten im Vorfeld mit Anschlägen gedroht und die Bevölkerung zum Boykott der Wahlen aufgerufen. In 13 von 34 Provinzen kam es laut Beobachtern am Samstag, dem Tag des Urnengengangs, zu Anschlägen. Dabei seien neun Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Im ganzen Land waren 100.000 Sicherheitskräfte im Einsatz oder in Bereitschaft.

Als Gründe für die geringe Wahlbeteiligung führte ten Boer neben der Angst vor Angriffen politisches Desinteresse an. Vorhersagen hätten keinem der Kandidaten einen Stimmenanteil von über 50 Prozent zugebilligt. Dieser wäre nötig, um die Wahl im ersten Durchgang zu entscheiden. Andernfalls ist eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Bewerbern vorgesehen. Hinzu komme, so ten Boer, ein mangelndes Vertrauen in die Regierung.

Die Wahlergebnisse sollen Mitte Oktober veröffentlicht werden. In der Hauptstadt Kabul blieben die Sicherheitsvorkehrungen auch am Sonntag hoch, wie ten Boer berichtete. Es galt demnach weiterhin ein teilweises Fahrverbot für Lastwagen und Minibusse. Die meisten Läden hätten allerdings wieder geöffnet. „Die Menschen sind erleichtert, dass es keine größeren Zwischenfälle gab und alle hoffen nun, dass die Ergebnisse der Wahlen anerkannt werden“, fasste der Vertreter der Welthungerhilfe die Stimmungslage zusammen.